Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
langweiliges Thema wie der Elektrolythaushalt.
    Plötzlich sah er sich verstohlen um.
    »Wo ist Sandra?«
    »In der Küche.«
    »Richard, kannst du ein großes Geheimnis für dich behalten?«
    Ich war beunruhigt. Basil Barty-Howells konnte einen mit seiner selbstgefälligen und selbstverständlichen Intelligenz auf die Palme bringen, aber er war ein netter Kollege, ein liebenswürdiger und engagierter Bürger Churchfords. Hatte er einen moralischen Fehltritt begangen und womöglich sein Sprechzimmer mit dem Schlafzimmer verwechselt?
    Ich sagte: »Ich verspreche dir hoch und heilig, nichts weiterzuerzählen.«
    Sein Blick wanderte suchend über die Lorbeerhecke und die Rosenbeete.
    »Am dritten Samstag im Juni werde ich zum Ritter geschlagen, morgens, am Geburtstag der Königin.«
    Ich gratulierte ihm.
    Er fügte nervös hinzu: »Ich fürchte, daß viele Leute in Churchford neidisch sein werden.«
    Ich meinte beruhigend: »Mein lieber Basil, das läßt sich nicht vermeiden. Wenn jemand geadelt wird, finden sich immer Neider, die ihm den Titel mißgönnen, selbst wenn er ihn verdient hat.«
    »Ich meine vor allem die Ärzte hier.«
    »Oh, ich glaube, alle Ärzte kennen die Rangordnung unseres Berufes. Ein >Sir< für die Präsidenten der Royal Colleges of Surgery und so weiter. Ansonsten muß man nur die richtigen Leute umbringen, um einen ärztlichen Ehrentitel zu bekommen. Ein Königsmörder hat immer gute Chancen, in den Adelsstand erhoben zu werden.«
    Basil fixierte mich mit seinen hellblauen Augen. »Wie oft mußt du die Liste mit den Ehrentiteln durchgegangen sein und ausgerufen haben: >Nur nicht er!<«
    »Ich lese sie schon seit Jahren nicht mehr. Ich bin zu ungeduldig geworden, um langweiliges Zeug zu lesen.«
    Er schüttelte heftig den Kopf.
    »Weißt du, Richard, ich bekomme den Titel nicht für meine Arbeit im Krankenhaus. Um offen zu sein: Für medizinische Verdienste am Churchforder Krankenhaus geadelt zu werden, ist genauso wahrscheinlich wie als Fußballclub der vierten Liga Pokalsieger zu werden. Behalte das um Gottes willen auch für dich!«
    »Du kriegst den Titel, weil du dich für Probleme wie den sauren Regen, erschlagene Robben, Wassermolche und, nicht zu vergessen, überfahrene Kröten engagierst.«
    Er sah mich erstaunt an.
    »Woher wußtest du das? Ich kümmere mich natürlich auch um vergaste Dachse, Wale aller Art und seit kurzem auch um die Kinderarmut.«
    Basil Barty-Howells arbeitete im Vorstand von Meadowsweet, dem Verein, der sich um alles Schöne auf und unter der Erde, um alle Geschöpfe, ob groß oder klein, so sehr sorgte. Flora und Fauna waren so unverfängliche Themen, daß sich die Mitglieder des Vereins ohne weiteres wichtig Vorkommen konnten. Jim Whynns Diagnose traf den Nagel auf den Kopf: Interessensverbände bestehen aus ein paar Leuten an der Spitze, die die Wichtigkeit des menschlichen oder tierischen Lebens mit ihrer eigenen verwechseln, aus ein paar Leuten an der Basis, die sich so aggressiv verhalten, als seien sie von Geburt an mit einem reinen Gewissen ausgestattet, und aus einer gelangweilten Masse dazwischen, die durch die Mechanismen moderner Regierungsformen jeder Individualität beraubt wurde, gleich ausgepreßten Zitronen in einer Saftfabrik.
    »Es stimmt, ich habe an endlosen Sitzungen der Regierungskomitees teilgenommen, habe einen Haufen Zeit verschwendet, die ich besser meinen Patienten gewidmet hätte, aber ich glaube, das war es wert, um... na ja, für bleifreies Benzin in absehbarer Zukunft zu kämpfen und ein paar undichte Stellen in Atomkraftwerken zu stopfen.«
    Er sah so unglücklich drein wie eine Kröte im dichten Verkehr.
    »Glaubst du mir, Richard, daß ich den Titel ohne Hintergedanken angenommen habe? Mir schien er wie etwas, worüber man nicht zu diskutieren braucht, so wie eine Eins für gutes Betragen, die man in der Schule bekommt. Jetzt habe ich aber doch ernsthafte Zweifel, ob ich’s überhaupt verdient habe. Aber ich kann doch nicht die Hand beißen, die mich zum Ritter schlägt?!«
    Ich versicherte ihm voll Mitgefühl, jeder in Churchford wisse, daß er das Pendant zu Mutter Theresa von Kalkutta sei (erst kürzlich hatte ich entdeckt, daß sie keine literarische Erfindung von Malcolm Muggeridge ist).
    Basil Barty-Howells stieß einen tiefen Seufzer aus. »Du bist mir eine große Hilfe gewesen, Richard. Weißt du, du bist der einzige Mensch auf der Welt, dem ich mein Geheimnis anvertraut habe.«
    Ich fühlte mich so geschmeichelt, daß

Weitere Kostenlose Bücher