Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
einen...«, sie sah mir in die Augen, »... netten Chef finden würde.«
    Ich fragte eindringlich: »Rede ich nicht zu geschwollen?«
    »Aber nein, Herr Doktor! Die Unterhaltung mit Ihnen ist so anregend wie ein Glas spritziger Sekt.«
    Über die Studentenblumen aus Papier hinweg hielt ich ihre Hand.
    »Mrs. Osgood«, erwiderte ich maßvoll, »Sie sind so wohltuend. Sie entdecken offenbar Seiten an mir, die andere nicht sehen.«
    Sie ließ ihre Hand in situ, schlug die Augen nieder und sagte mit rauher Stimme: »Oh ja, Herr Doktor, das stimmt.«
    Ich legte meine andere Hand auf die ihre.
    »Ich würde mich freuen, wenn Sie mich zu Hause besuchen, Herr Doktor«, murmelte sie.
    Ich sprang auf. »Jetzt?«
    »Oh, nein.« Sie schien überrascht zu sein. »Nicht jetzt.«
    Ich sammelte die verstreuten Studentenblumen auf.
    »Wann dann, Mrs. Osgood?« fragte ich mit flehentlichem Unterton.
    Sie knabberte an ihrem After Eight. »Vielleicht nächste Woche, Herr Doktor?«
    »Fein!« rief ich aus. Ich setzte mich wieder. »Montag? Dienstag?«
    »Wie wäre es mit Mittwoch?«
    »Gerne!«
    Sie lächelte zögernd. »Sehen Sie! Sie sind so nett. Sie braucht man nicht zweimal einzuladen.«
    »Mit welch erfreulicher Bescheidenheit Sie ihre überwältigenden sexuellen Reize zur Schau stellen«, wollte ich sagen, aber ich brachte nur ein Krächzen heraus.
    Ihre Augenlider senkten sich so wunderschön wie zwei Schmetterlinge, die auf eine Rose niederschweben.
    »Kommen Sie gleich nach der Sprechstunde, Herr Doktor. Dann können wir uns einen schönen Abend machen.«
    »Großartig!« rief ich aus. Ich sammelte die Studentenblumen ein zweitesmal auf.
    Es war Mitternacht, als ich nach Hause kam. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Aber selbst Mr. Pickwick hatte seine Liebesabenteuer. Er fand sich im Schlafzimmer der Dame mittleren Alters, mit den gelben Papilloten im Haar, im Great White Horse in Ipswich wieder. Angeblich suchte er seine Uhr. Sehr wahrscheinlich!
    Vorsichtig öffnete ich die Haustür. Das Licht war noch an. Ich war überrascht. Sandra saß am Kamin und stickte an einem Teewärmer.
    Ich fragte aufgeräumt: »Du bist noch auf, Liebes?«
    »Der Vortrag im Krankenhaus hat aber lange gedauert.«
    »Furchtbar lange. Du kennst doch Basil Barty-Howells. Er ist natürlich absolut brillant, schüttelt die Sache mit den Elektrolyten nur so aus dem Ärmel, aber er ist so weitschweifig wie ein Politiker ohne Redezeitbegrenzung.« Ich fügte befriedigt hinzu: »Aber jetzt weiß ich auch einfach alles über den Elektrolythaushalt.«
    Ich schenkte mir einen Old Fettercairn ein.
    »Seit wann interessierst du dich so für den Elektrolythaushalt?« fragte Sandra und machte einen Stich.
    »Oh, schon seit Jahren. Der Elektrolythaushalt ist ein interessanter Bereich der Medizin.«
    »Denk doch einmal nach. Wann bist du das letztemal zu einem Vortrag über irgend etwas gegangen, seit du dir auf der Universität gezwungenermaßen Vorlesungen anhören mußtest?«
    »Man ist dazu verpflichtet«, klärte ich sie auf. »Man muß sich die neuesten Errungenschaften aneignen, bevor es zu spät ist. Torschlußpanik, weißt du.«
    Ich trank einen Schluck.
    »Eigentlich merkwürdig«, sagte sie ruhig, während sie einen Faden abschnitt, »daß deine Praxiskollegin Elaine Spondek dich dort nicht gesehen hat.«
    »Was, um alles in der Welt macht Elaine bei einem
    Vortrag über den Elektrolythaushalt?« fragte ich hitzig. »Das ist doch viel zu hoch für sie.«
    Sandra konzentrierte sich auf einen Faden, den sie einfädelte. »Sie meinte, es sei eine nette Geste gegenüber Basil Barty-Howells.«
    Schweigend schenkte ich mir noch ein Glas Old Fettercairn ein.
    »Liebster!« Sandra sah mich an. »Ich bin dir nicht böse, nicht im geringsten.«
    »Es tut mir leid«, murmelte ich, »ganz furchtbar leid.«
    »Hast du dich gut amüsiert?«
    Ich zuckte die Schultern. »Überhaupt nicht. Wie konnte ich auch? Ich wurde von Gewissensbissen, Schuldgefühlen, Reue geplagt.«
    Sie lächelte matt. »Ich bin sicher, daß es dir Spaß gemacht hat, oder?«
    »Es war vielleicht nicht so übel«, gab ich zu.
    »Na, siehst du.«
    »Ich verdiene wirklich alles, was du mir jetzt vielleicht vorwirfst.«
    »Da bin ich aber gerührt! Du hast dir solche Mühe gegeben, eine Ausrede zusammenzubasteln.«
    »Ich bin ein doppelzüngiger Wurm!«
    »Du weißt doch, wie ich es mir zu Herzen nehme, wenn du mich Abend für Abend allein läßt, um dein idiotisches Billard zu spielen.«
    Sie legte

Weitere Kostenlose Bücher