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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Kaffee mit dem Toast umrühren?«
    »Torschlußpanik!« murmelte ich unbehaglich.
    Basil Barty-Howells wartete in der Praxis auf mich.
    »Es ist noch etwas Schlimmeres passiert.« Er durchmaß mein kleines Sprechzimmer. »Du bist der einzige, dem ich es erzählen kann, Richard. Meine erste Frau ist aufgetaucht.«
    »Aus Pinner?«
    Er schüttelte ungeduldig den Kopf.
    »Die aus Pinner ist eigentlich meine zweite. Niemand in Churchford weiß etwas von der aus Streatham. Ich hab mit achtzehn geheiratet, noch bevor ich mit dem Medizinstudium anfing. Es war ein großer Fehler. Nur Sex, weißt du. Ich war ein Anfänger, und sie hat mir alles beigebracht. Das war mir nicht bewußt, bis sie später einen Sexclub leitete. Jetzt möchte sie allen meinen Freunden als die Frau vorgestellt werden, die Lady Barty-Howells hätte werden können. Sie hat sich verändert, wie wir alle, nicht wahr? Sie ist dick und hat einen blühenden
    Teint. Heute morgen ist sie in Churchford angekommen.«
    Unerwarteterweise lächelte er. »Ich hatte schon immer eine Schwäche für die erste Frau, mit der ich geschlafen habe. Ich glaube, allen Männern geht es so, wenn sie sich an sie erinnern können. Sie verkaufte Fish and Chips damals. Sie wird meiner Privatpraxis in einem Ort wie Churchford nur schaden.«
    Ich rief aus: »Aber wie hat sie von der bevorstehenden Ehrung erfahren?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich stamme aus einer einfachen Arbeiterfamilie, weißt du. Ich hab einen Schlußstrich unter mein früheres Leben gezogen, als ich mir den Bart wachsen ließ. Wir alle spielen eine Rolle, oder? Wie langweilig es auf der Welt wäre, wenn wir immer nur wir selbst wären. Ich mußte es meinen Eltern sagen. Sie waren ganz aus dem Häuschen, wie du dir vorstellen kannst, und haben es natürlich der ganzen Verwandtschaft weitererzählt, selbst den entferntesten Vettern. Ich hab schon Glückwünsche aus Neuseeland bekommen. Außerdem meinen viele aus meiner Familie, daß ich jetzt, da ich ein Sir bin, stinkreich sein müßte und eine kleine Anleihe ihnen eigentlich sehr gelegen kommen würde.« Er wich meinen Blick aus. »Ich hab einen Onkel, der ein kleiner Ganove ist. Oh, er ist ziemlich seriös. Unterschlagung. Unglücklicherweise hat er ein- oder zweimal gesessen. Ich wäre natürlich nicht gerade begeistert, ihn hier in Churchford zu sehen, besonders, wenn er dem Churchford Echo ein Interview gibt, was er mir angedroht hat, wenn ich am Geburtstag der Königin nicht ein paar hundert Pfund springen lasse. Das ist alles eine furchtbare Belastung für mich. Ich sage meinen Vortrag heute abend ab.«
    Ich sprang von meinem Stuhl auf. »Tu das nicht!«
    Er sah mich verwirrt an. »Aber du gehst doch gar nicht hin!«
    »Viele andere praktische Ärzte haben sich doch schon so darauf gefreut. Seit Wochen haben sie von fast nichts anderem gesprochen. Du bist der einzige, der etwas gegen die erschreckende Unwissenheit tun kann, in der sich die anderen Ärzte wie selbstverständlich suhlen.«
    »Schon gut, schon gut... ich glaube, es ist meine Pflicht.«
    Er mußte sich beeilen, um rechtzeitig in seine Ambulanz ins Krankenhaus zu kommen.
    Mrs. Osgood erschien mit den ersten Krankenblättern.
    »Heute abend, Mrs. Osgood«, murmelte ich.
    Sie schlug die Augen nieder. »Wie könnte ich das vergessen, Herr Doktor?«
    »Wir können gleich nach der Abendsprechstunde losfahren.«
    »Oh, nein, ich muß zu Hause noch mein hübsches neues Kleid anziehen.«
    » Torschlußpanik«, murmelte ich und leckte mir die Lippen.
     

10
     
     
    Das Old Tyme Inne war ein in den dreißiger Jahren im Tudorstil erbautes »Rasthaus«, ein ehrwürdiges Denkmal aus dem Zeitalter, in dem eine Autofahrt noch so romantisch war wie das Fliegen mit dem eigenen Flugzeug.
    Das Essen war ungenießbar, der Wein nicht zum Trinken, die Kellner unmöglich.
    Der Abend war traumhaft.
    Und das Kerzenlicht war so schummrig wie überall.
    »Sie sind wirklich der wundervollste Mensch, dem ich je begegnet bin, Herr Doktor«, sagte Mrs. Osgood mit rauher Stimme und schlug die Augen nieder, während sie ihren Kaffee mit crème de menthe und After Eight genoß.
    Ich sagte: »Na, na!«
    »So hilfsbereit«, hauchte sie, »so liebenswürdig, so aufmerksam.«
    Ich sagte: »Ach, hören Sie doch auf!«
    »So verständnisvoll, so freundlich, so höflich, so galant!«
    Ich sagte: »Jetzt übertreiben Sie aber!«
    Mrs. Osgood seufzte tief.
    »Ich hätte nie gedacht, daß ich nach dieser scheußlichen Scheidung so

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