Wer aaahh sagt...
murmelte ich.
»Ich nehme an, der Blutdruck steigt dabei sehr viel höher als beim normalen Verkehr mit der Ehefrau«, meinte Jilly. »Mama, dein Apfelmus ist wie immer unschlagbar.«
»Ich hab einen Schuß Orangensaft hineingetan, Liebes.«
Peter informierte uns weiter: »Nehmen wir einen typischen Fall: ein Geschäftsmann mittleren Alters mit seiner Sekretärin. Er ist wahrscheinlich übergewichtig und unsportlich; hat bereits einen leicht erhöhten Blutdruck. Er gerät außer Atem, wenn er einem Taxi nachrennt. Er legt sich ins Zeug, als gelte es, den Hundert-Meter-Lauf bei den Olympischen Spielen zu gewinnen, denkt nicht an die Folgen, und plötzlich ist Sense.«
»Furchtbar peinlich für den Verstorbenen«, bemerkte Jilly. »Er weiß nie, wo er vielleicht gefunden wird.«
Ich starrte Peter an. »Das sind doch sicherlich Einzelfälle?«
»Du wärest überrascht, Richard, wie häufig so etwas vorkommt. Eine schlimme Erfahrung für das Mädchen. Ich glaube, es ist so, als würde man beim Grand National unter seinem toten Pferd begraben.«
»Ist dein Hähnchen nicht in Ordnung?« fragte Sandra besorgt.
»Ich bin nicht besonders hungrig.«
Mittwoch.
Ich kam von der Abendsprechstunde nach Hause.
»Liebste, ich muß mich beeilen«, entschuldigte ich mich bei Sandra. »Heute hole ich die verschobene Billardpartie von Montag mit Jack Windrush nach.«
Sandra ordnete gerade einen Strauß Rosen und sah auf. »Oh, Jack hat gerade angerufen. Er wollte dich daran erinnern, das der Billardtisch für das Spiel gegen den Kricketclub reserviert ist, falls du auf die Idee kommen solltest, heute abend in den Club zu gehen. Bleib zu Hause, Lieber, ich mach dir etwas Feines zu essen.« Sie starrte mich an. »Aber was ist denn los? Das ist doch keine Katastrophe.«
»Ich muß noch mal weg«, stammelte ich.
Sie sah besorgt drein. »Doch nicht schon wieder so ein seltsamer Anfall?«
»Ich muß noch ein paar Patienten besuchen«, krächzte ich.
»Aber du hast doch gar nicht Bereitschaftsdienst, Liebster. Elaine ist dran.«
»Trotzdem muß ich noch welche besuchen.«
»Das hast du doch schon den ganzen Tag getan.«
»Dann muß ich jetzt eben noch welche besuchen.«
»Aber von heute sind doch sicher keine mehr geblieben?«
»Ich gehe noch mal weg«, sagte ich und verließ das Haus.
Mrs. Osgoods Wohnung befand sich in einem zehnstöckigen modernen Block mit Blick auf den Churchill Memorial Park. Drei meiner Patienten wohnten dort. Hoffentlich waren sie nicht zu Hause.
Ich fuhr mit dem Lift hinauf. Mein Puls raste, ich bekam kaum Luft, mir war übel, mein Mund war trocken. Die ersten Anzeichen eines Herzinfarkts? Ich stellte mir vor, wie man mich auf einer Bahre heruntertragen und mit Blaulicht in die Intensivstation des Krankenhauses transportieren würde, wo Basil Barty-Howells meiner harrte, von dem ich wußte, daß er an diesem Abend in der Ausübung seines Berufes genauso unzuverlässig war wie ich.
Ich klingelte. Entschieden sagte ich mir, daß das alles Symptome von Torschlußpanik seien.
Strahlend öffnete Mrs. Osgood die Tür. Das Kleid, das sie trug, war aus einem sehr dünnen Stoff.
Sie schenkte mir ein bezauberndes Lächeln.
»Oh, Herr Doktor«, sagte sie mit rauher Stimme und schlug die Augen nieder. »Auf diesen Augenblick habe ich schon lange gewartet.«
Ich schluckte.
»Endlich darf ich Sie in meinem Heim empfangen. Kommen Sie doch herein.«
Ich betrat die Wohnung.
Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich mich amüsieren oder tot umfallen sollte.
»Sie müssen meine Mutter kennenlernen«, sagte Mrs. Osgood.
Eine gutaussehende, sorgfältig gekleidete Dame mit lockigem Haar streckte eine zarte Hand aus und lächelte ebenfalls bezaubernd. »Meine Tochter hat mir alles über Sie erzählt, Herr Doktor.«
Ich schluckte wieder.
»Ich bin Ihnen so dankbar, daß Sie sich um Judy kümmern. Ihr Leben war nach dieser grausamen Scheidung völlig zerstört, aber sie war so vernünftig, es nicht auf falsche Weise wieder aufbauen zu wollen. Nicht wahr, Liebes? Aber nach all der Ermutigung, die Sie ihr in der Praxis zuteil werden ließen, ist sie absolut davon überzeugt, die richtige zu sein.«
»Die richtige wofür?« murmelte ich.
»Für die Samariter«, sagte Mrs. Osgood stolz. »Dann kann ich den unglücklichen Menschen wirklich helfen. Es ist natürlich ehrenamtlich, aber mir ist ein phantastisch bezahlter Job in einem Maklerbüro angeboten worden, und ich fange dort am Montag an. Sie werden doch
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