Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
über das St. Ethelnoth-Hospiz?« fragte er aufgeräumt.
    »Eine exquisite Institution unseres Städtchens, aus der kein Reisender zurückkehrt.«
    »Und was ist mit Mrs. Huntington-Hartley, der Leiterin?«
    »Sie hat dem Tod den Stachel genommen.«
    »Ist sie nett?«
    »Eine blonde Frau mittleren Alters mit einer furchterregenden Rubensfigur. Der Typ Frau, der für wohltätige Zwecke Marmelade kocht, Tombolas für ein neues Kirchendach veranstaltet und bei Katastrophen heißen Tee ausschenkt.«
    »Oh, einer unserer nationalen Aktivposten«, stellte Jim fest. »Sie möchte mich zum neuen Schirmherrn des Hospizes machen. Der letzte hat seine Aufgabe bis zum Ende erfüllt, indem er dort starb.«
    Ich trank einen Schluck Scotch. »Scheint mir ein vernünftiger Schritt zu sein. Das Hospiz hat hier einen weitaus besseren Ruf als das Krankenhaus, wo man bemüht ist, so wenig Leute wie möglich reinzulassen.«
    Er sah mich zweifelnd an. »Wenn ich an diese Heime denke, überläuft mich ein kalter Schauer. Es ist schon schlimm genug, herumzugehen und lebenden Menschen die Hände zu schütteln, aber Sterbende würden den Charme eines jeden Politikers wahrhaftig auf eine harte Probe stellen. Andererseits glaube ich nicht, daß sie einen mit schwierigen Fragen über ihre Zukunft bombardieren würden. Könntest du für mich mehr über dieses Hospiz in Erfahrung bringen?«
    »Ich habe zufällig gerade einen Patienten dort.«
    »Phantastisch«, sagte er begeistert. »St. Ethelnoth untersteht natürlich nicht dem Gesundheitsdienst. In Wirklichkeit besteht meine Aufgabe darin, Geld dafür aufzutreiben, aber bei meinem gegenwärtig schweren Stand im politischen Leben muß ich meinen Umgang vorsichtig auswählen.«
    Ich versprach, ihm einen Bericht über diese stets geschäftige Abflughalle ins Jenseits zu liefern.
    »Um wieder auf das Leben zurückzukommen«, fuhr Jim fort und streckte, in seinem Sessel lümmelnd, die langen Beine aus, »was hältst du von dieser neuen Idee der Leihmütter?«
    »Neu? Mein lieber Freund, in dieser Beziehung werden bereits im Alten Testament viele seltsame Dinge erwähnt. Wie steht’s mit Abraham, seiner unfruchtbaren Frau Sarah und der ägyptischen Nebenfrau Hagar? Eine überaus zufriedenstellende Übereinkunft, besonders da Abraham damals sechsundachtzig war.«
    Jim nickte lächelnd. »Vor der Sommerpause findet noch eine Debatte statt. Das Parlament liebt es, über Sex in jeder Form zu diskutieren, über Embryos, Vergewaltigung, Homosexualität, Pornobuchläden. Das ist eine erfrischende Abwechslung nach den Kohlebergwerken und dem Spionageabwehrgesetz. Es kann nie schaden, mitfühlende Besorgnis für die sexuellen Probleme anderer an den Tag zu legen. Könntest du mir Informationsmaterial darüber beschaffen?«
    Er schenkte mir noch einen Highland Park ein. »Ich verlange natürlich nicht, daß du meine dreckige Arbeit umsonst machst, Richard, obwohl viele Politiker nach diesem Grundsatz handeln. Du wirst dich daran erinnern, daß, bevor das Mädchen so garstig zu mir war wie Charlotte Corday zu Marat in seinem Bade...«
    »Bei teilweisem Strafnachlaß kommt sie in ein paar Monaten aus dem Gefängnis«, unterbrach ich.
    »Wirklich? Nun, ich glaube, sie hat sich allmählich an das Leben dort gewöhnt. Du hast mich damals über den Nationalen Gesundheitsdienst informiert - eigentlich vergebliche Mühe, aber ich mußte einfach meine Chance im Energieministerium wahrnehmen. Es ist immer das gleiche in der Politik: Sobald ein Minister anfängt, sich in seinen Aufgabenbereich einzuarbeiten, wird die Regierung umgebildet. Ich habe doch mal mit dir über einen Sitz in dem Komitee gesprochen, das die Regierung Ihrer Majestät in Fragen der Allgemeinmedizin beraten soll.«
    Ich nickte.
    »Das Angebot ist noch aufrecht. Forditch, der Chef des Gesundheitsministeriums, möchte unbedingt einen Adelstitel bekommen und an der Börse ein Vermögen verdienen. Er behält mich, weil er hofft, daß die Bank, die mein Vater leitet, ihn dabei unterstützen wird. Hast du noch Interesse an der Sache?«
    Ich erklärte: »Es würde mir das Gefühl geben, am Ende meiner beruflichen Laufbahn etwas erreicht zu haben, die, wie ich fürchte, enden wird, ohne daß ich all das vollbracht habe, was mir in meiner Jugend vorschwebte. Hat das geschwollen geklungen?« fragte ich besorgt.
    Jim sagte liebenswürdig: »Nein, eher nach Torschlußpanik. Ist der Scotch nicht in Ordnung?«
    »Ich hab ihn nur in die falsche Kehle

Weitere Kostenlose Bücher