Wer aaahh sagt...
gekriegt.«
»Ich nehme an, du kennst unsere Berufsfeministin, Miss Hortense Tankerton?«
»Sie ist Sandras Busenfreundin, falls dieser sexistische Ausdruck erlaubt ist.«
»Ich glaube, sie hat sich immer noch nicht davon erholt, daß sie nicht in das Warnock-Komitee für Leihmütter, Embryos und andere aufregende Dinge aufgenommen wurde. Ich treffe sie immer auf den Pressekonferenzen. Wie ich gehört habe, kommt sie morgen zu euch.«
Ich sprang auf. »Verdammt nochmal! Das wird sie nicht!«
Jim zuckte die Schultern. »Frag am besten Sandra. Miss Tankerton schien sich ziemlich sicher zu sein. Aber sie ist sich jeder Sache sicher.« Er erhob sich und begleitete mich zur Tür. »Wie geht es dem frischgebackenen Sir Basil?«
»Er ist froh, daß man ihn schließlich doch nicht operiert hat, und benimmt sich so, als hätte seine Familie den Adelstitel schon seit der Zeit Wilhelms des Eroberers. Seine Frau ist so überwältigt, daß sie nicht mehr aus dem Haus geht. Ein seltsames Paar!«
Als ich nach Hause kam, fragte ich wütend: »Was habe ich da von Miss Hortense Tankerton gehört?«
Sandra, die gerade junge Kartoffeln schälte, sah auf.
»Ja, Hortense bleibt ein paar Tage bei uns«, sagte sie ruhig. »Das habe ich dir doch sicher erzählt?«
»Sie ist doch gerade erst weggefahren.«
»Unsinn! Sie hat uns seit zwei Jahren nicht mehr besucht.«
Ich überlegte düster: »Prometheus hatte wahrscheinlich das gleiche Gefühl, als ihn die Adler heimsuchten.«
Sandra runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
»Er war an einen Felsen gefesselt, und die Adler kamen jeden Tag, um zum Frühstück von seiner Leber zu naschen. Das ging jahrelang so.«
»Sei nicht beleidigend!«
»Keineswegs. Ich bin nur klassisch.«
Sandra zog ein nachdenkliches Gesicht. »Danke, daß du mich daran erinnert hast: Hortense haßt Müsli zum Frühstück. Sie unterrichtet die Mädchen in St. Ursula. Die Direktorin sagt, daß gerade eine Mumpsepidemie herrscht. Deshalb mußte sie das Besucherzimmer in eine Notkrankenstation umfunktionieren.«
»Ich weiß«, rief ich, »ich bin nämlich, verdammt, der Schularzt dort.«
»Deine Ausdrucksweise wird allmählich so schlimm wie die eines Fußballrowdys. Ich frage mich, warum du in letzter Zeit so gereizt bist«, murmelte sie. »Du bist doch nicht in den Wechseljahren des Mannes? Wie dem auch sei, Hortense ist eine erfreulich anregende Gesellschaft. Die anderen waren neidisch auf die wirklich brillanten Sachen, die sie für die Sonntagszeitungen und die BBC macht, nur deshalb wurde sie nicht in das berühmte Warnock-Komitee aufgenommen. Woher weißt du übrigens, daß sie kommt?« fragte sie mich direkt.
Ich wurde so ruhig wie Prometheus, der sieht, daß die Adler anderswohin zum Lunch geflogen sind.
»Jim Whynn schien es zu wissen. Er hat mich wieder gefragt, ob ich an einem Sitz in dem Regierungskomitee für praktische Ärzte interessiert bin. Ich finde, das würde noch ein wenig Wärme in die Abenddämmerung meiner Karriere bringen.«
»Ich würde die Finger davon lassen.«
»Warum?«
»Hast du nicht schon bis über beide Ohren in der Klemme gesteckt wegen der Politiker?«
»Ich kann mit Jim Whynn wie mit jedem anderen menschlichen Wesen fertigwerden«, prahlte ich. »Ärzte, Priester, Richter und Beamte kennen die Menschen so gründlich, als hätten sie sie selbst gemacht. Sartre hat das gesagt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du bist viel zu ehrlich, mein Lieber.«
Ich dachte an Mrs. Osgood. Ich wurde von Gewissensbissen gepeinigt wie Prometheus von dem Adler, der sich zum zweitenmal bedient.
Am nächsten Morgen verließ ich schlechtgelaunt das Haus. Zu Mrs. Jenkins war ich kurzangebunden. Sie erklärte, sie werde mein Nörgeln nicht länger hinnehmen und sei durchaus imstande, noch einmal zu kündigen, falls notwendig auch mitten in der Sprechstunde. Sie fegte aus dem Zimmer, gerade als Mr. und Mrs. Cluff hereinkamen.
Es waren nette, anständige Leute, so um die dreißig. Er Versicherungsverteter, sie Verkäuferin bei Robbins-Moden, Churchfords chicem couturier. Seit zehn Jahren versuchten sie ernsthaft - ich glaube, jede Nacht - ein Kind zu zeugen.
»Sie haben uns zu Mr. Taverill ins Krankenhaus geschickt, der meinte, der Fehler liege bei mir«, sagte Mrs. Cluff mit unangebrachtem Schuldgefühl.
»Deshalb kommt für uns eine künstliche Befruchtung durch einen Spender nicht in Frage«, meinte Mr. Cluff düster.
»Wie funktioniert denn die Sache mit dem
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