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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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entschieden. Sie wollten mit den Kumpels in der Kantine kickern gehen. Gaby und Lothar waren in Middelburg zum Einkaufen.
    »Was meinst du?«, fragte Anne irgendwann. »Sollen wir die zwei Minuten versuchen?«
    »Ja, bin ich für, aber nur das letzte Intervall.«
    »Ist dir eigentlich aufgefallen, dass du plötzlich beim Laufen reden kannst?«
    Nein, das war mir nicht aufgefallen. Aber es stimmte. Und es war toll, mal nur mit Anne zu laufen. Wir liefen, wir gingen, wir unterhielten uns, und wir genossen unseren Lauf in der salzigen Luft von Zeeland. Es war diese salzige Luft, die ich mir wirklich mühsam in die Lungen pumpte, als die halbe Stunde fast um war. Die Stoppuhr zeigte » 29 : 00 : 00 «. Das bedeutete, noch eine Minute gehen, und das Pensum für heute war gelaufen, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Wir liefen weiter, noch dreißig Sekunden, wir schafften zum ersten Mal unsere zwei Minuten, und wir waren verdammt stolz. Ich finde, auch mit Recht. Am Silvesterabend hatte Herbert uns ja erklärt: »Zwei Minuten laufen, eine Minute gehen.«
    Und kaum waren vier Monate intensivsten Trainings vergangen … Ich musste unbedingt Herbert anrufen!
     
     

Die Ausrüstung
     
     
     
     
    Laufhemden bestehen meist aus Polyester und Elastan, mit atmungsaktiven Struktureinsätzen aus Mesh, das Ganze natürlich mit Dry-Fit-Funktion, damit es möglichst schnell trocknet, mit Duo-Tech-Warmfunktion, reibungsarmen Flachnähten gegen Hautirritation, mit Formotion-Schnitt für optimale Bewegungsabläufe und Reflektor-Logo-Prints.
    Nur, braucht man das? Ehrlich gesagt: Nein. Wir hatten damals bei der Bundeswehr kleine dunkelblaue Turnhosen aus Baumwolle und ein weißes Feinrippleibchen mit Bundesadler-Aufnäher. Genau so gestylt hatte ich vor knapp dreißig Jahren meine erste Lauferfahrung, es war ein Fünftausendmeterlauf, bei dem ich immer die Geraden trabte und in den Kurven spazieren ging. Als ich die Ziellinie überquerte, saßen die Kameraden frisch geduscht und umgezogen beim Abendessen.
    In den siebziger, achtziger Jahren gab es dann die »Trimm Dich fit«-Bewegung, initiiert durch den Deutschen Sportbund, mit dem Maskottchen »Trimmy«, dem fröhlichen Männchen mit dem hochgestreckten Daumen. Unter dem Motto »Weg mit dem Speck« sollten die Schattenseiten des Wirtschaftswunders in der Bundesrepublik ausgemerzt werden: Vierzig Prozent der Frauen und ein Drittel der Männer hatten damals durchschnittlich sieben Pfund Übergewicht. Ich lag schon bei der Einschulung über dem Schnitt.
    Überall in den Wäldern der Republik entstanden »Trimm-Dich-Pfade« mit Trainingsstationen für Klimmzüge oder Bocksprünge. Mitte der Siebziger waren über siebzig Prozent der deutschen Bevölkerung sportlich aktiv. Ich nicht. Aber die, die es waren, liefen in Trainings- oder Frotteeanzügen, in Turn- oder Segelschuhen. Funktionskleidung gab es damals noch gar nicht.
    Es muss also nicht zwingend High-Tech-Funktionskleidung sein, schon gar nicht für Anfänger. Zumal das Zeug so teuer ist, dass man meinen könnte, es stamme unmittelbar aus der Weltraumforschung. Bei den Preisen könnte man den Eindruck gewinnen, die Laufleibchen hätten höhere Entwicklungskosten als Transrapid und Eurofighter zusammen. Oder sie würden während spezieller spiritueller Zeremonien von kahl geschorenen vietnamesischen Jungfrauen bei Vollmond gewebt und seien deshalb so kostbar.
    Allerdings sollte man beim Kauf von Laufbekleidung einiges beachten. Es sollte wirklich nichts auf der Haut kratzen, keine Naht, kein Reißverschluss. Die Kleidung sollte sich möglichst leicht anfühlen, und eine Laufhose sollte immer eine kleine Reißverschlusstasche haben, nicht nur für die zwei Notfall-Euro. Selbst wenn man sich nach einer gewissen Zeit traut, durchs eigene Dorf zu laufen, wird man doch öfter eine schöne Strecke wählen, einen kleinen See, einen mitteleuropäischen Mischwald voll frischer Luft. Dafür nimmt der geneigte Jogger gerne ein paar Kilometer Autofahrt bis zum Startpunkt in Kauf. Er steigt aus dem Wagen, atmet tief durch, er fühlt sich wohl in seiner zweiten Haut aus atmungsaktiver Kunstfaser, bis er sich fragt: »Wohin mit dem Autoschlüssel?« Dafür braucht man halt die Reißverschlusstasche.
    Funktionsunterwäsche transportiert die Feuchtigkeit vom Körper weg, das mindert die Erkältungsgefahr, außerdem sorgt sie für ein komfortables Gefühl im Schritt, aber der Schritt wird dadurch nicht automatisch schneller oder länger.
    Also, spezielle

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