Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
schlabbert, dann kann das sehr schmerzhafte Auswirkungen haben. Der Schuh, mit dem Jan Frodeno in Peking die Goldmedaille im Triathlon gewonnen hat, ist bestimmt nicht der Treter, der geeignet ist, meine Massenbewegung zu unterstützen.
Ihr erster Lauf sollte Sie also ins Fachgeschäft führen. Aber man muss trotzdem nicht alle Preisgestaltungsideen der smarten, coolen Marketingfachleute mitmachen. Man spart leicht über dreißig Prozent, wenn man sich für ein Vorjahresmodell entscheidet. Das geht relativ einfach. Laufschuhe werden vom Hersteller durchnummeriert. Da gibt es den ASICS Gel Kayano 16 , den Nike Air Alvord 7 oder den Adidas Complete Convinnity 4 . Die heißen so, weil es noch vor ein paar Monaten die Versionen mit der 15 , der 6 oder der 3 gab. Fragen Sie den versierten Fachberater nach genau diesen Versionen. Meist hat sich beim neuen Modell vor allem die Farbe geändert – und natürlich der Preis, und zwar um dreißig Prozent nach oben.
Übrigens: Wenn Sie irgendwann wirklich ernsthaft dreimal die Woche fünfundvierzig bis sechzig Minuten laufen, dürfen Sie sich durchaus drei verschiedene Paar Laufschuhe gönnen, die Sie dann in regelmäßigem Wechsel tragen. Jeder Schuh ist ein bisschen anders und belastet den Fuß beziehungsweise den gesamten Bewegungsapparat auf andere Weise. Ihr Körper wird Ihnen diese Abwechslung danken. Drei verschiedene Paar Schuhe nur fürs Laufen sind für Männer natürlich eher ungewohnt. Frauen müssen sich eben einschränken.
Und noch ein Tipp, um Geld zu sparen: Im Prinzip ist es ja schon albern genug, dass man sich fürs Laufen nagelneue und teure Funktionskleidung kauft, nur um sie vollzuschwitzen. Aber es gibt Laufaccessoires, die sind noch überflüssiger, die sind so überflüssig wie eine Umkleidekabine am FKK -Strand. Zum Beispiel Trink- und Verpflegungsgürtel. Die fassen locker die Vorräte eines Singlehaushalts und sollen verhindern, dass man während der fünfundvierzig bis sechzig Minuten lockeren Trabens in den ländlichen Wüsten Mecklenburg-Vorpommerns oder in den Dschungeln hessischer Großstädte elendig verhungert oder verdurstet. Dafür garantieren sie ständigen Harndrang und Völlegefühl. Demnächst kommt wahrscheinlich auch noch die mobile Bettpfanne.
Ebenfalls verzichtbar sind Nahrungsergänzungsmittel, also das Kunstfutter oder die Pillen, die vor allem einem helfen – dem Hersteller. Bei ausgewogener Ernährung ist das Zeug so überflüssig wie Skistöcke beim Spazierengehen. Sie werden in erster Linie von denen gekauft, die vor noch nicht langer Zeit Unsummen für stinknormales Heftpflaster ausgegeben haben, um es sich zur »Leistungssteigerung« auf den Nasenrücken zu kleben.
Mein absolutes Lieblings-Laufaccessoire sind Kompressionsstrümpfe, also Stützstrümpfe, die sonst nur nach einem Blinddarmdurchbruch im Krankenhaus, auf langen Flügen, von japanischen Schulmädchen oder auf Fetischmessen getragen werden. Die Teile sind schweineteuer und sollen angeblich schneller machen. Sie machen in jedem Fall ärmer – es sei denn, man klaut sie bei der Oma.
Brustwarzenpflaster sind erstens nur was für Weicheier, und zweitens: Meine haben leider nur fünf Minuten gehalten, denn auf schweißnasser Haut kleben sie nicht mehr. Daher sind sie im Prinzip nur für Aktivitäten geeignet, bei denen man nicht schwitzt – zum Beispiel beim Nordic Walking. Alternativ kann man sie natürlich mit Tacker oder Nadelpistole befestigen oder die Brustwarzen gleich chirurgisch entfernen lassen. Ich überlege noch.
Laufmagazine enthalten Antworten auf die Dinge, die Sie schon immer über das Laufen wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten. Mit Recht übrigens. Die Artikel umfassen Tipps wie »Die schönsten Joggingstrecken an der A 44 «, aktuelle Verbrauchertests wie »Die besten Anti-Walker-Sprays« oder Antworten auf Leserfragen wie »Ich schwitze, wenn ich transpiriere – bin ich noch normal?«. Dazu viele Fotos von jungen, schlanken Models, die sich fürs Shooting mal kurz Laufklamotten angezogen haben. Quasi so eine Art Frauenzeitschrift für Jogger. Verzichtbar.
Der Unterschied zwischen einem Mann und einem Jungen ist ja bekanntlich der Preis fürs Spielzeug. Vor allem männliche Läufer geben deshalb gerne Unsummen für technische Spielereien aus: Stoppuhr, Handy, iPod, GPS , Schrittzähler am Schuh, Pulsgurt, Stirnlampe, Ultraschallgeräte zur Hundeabwehr. Es gibt Läufer, die schleppen mehr Technik mit sich rum als Apollo 11 . Die
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