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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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wollen aber nicht zum Mond, sondern nur einmal schnell um den Block. Danach geht’s sofort wieder zurück an den Laptop. Hier werden dann alle Werte erfasst und sofort an Facebook, Twitter, Google Streetview, die Krankenkasse und das Finanzamt weitergeleitet. Obwohl, so eine Pulsuhr …
     
     

Berlin, Berlin
     
     
     
     
    Das Kabarett-Theater »Die Wühlmäuse« in Berlin ist ein wunderschönes Theater. Es hat fünfhundertzwanzig Plätze, der Saal ist fast rund.
    Dieter Hallervorden hat das alte Theater am Theodor-Heuss-Platz gekauft und – palim, palim – für höchstwahrscheinlich ziemlich viel Geld renoviert. Dieses Theater ist mein Arbeitszimmer, wenn ich in Berlin bin, das dazugehörige Esszimmer ist das Steakhouse gegenüber, Schlafzimmer, Terrasse und Bar befinden sich einen Kilometer stadteinwärts in einem schon bejahrten Grandhotel, das an einem kleinen Stadtsee mit wunderschönem Park gelegen ist. Dieses Hotel war einmal das Kaffee- und Kuchendomizil von Inge Meysel, und Harald Juhnke soll dem Vernehmen nach in der Hotelbar einige spannende Abende verbracht haben.
    Seen sind für Laufanfänger problematische Landschaftsformationen. Das Hirn möchte drum herumlaufen, die Beine entgegnen: »Ja klar, das Hirn wieder, im obersten Stock sitzen, nur getragen werden, aber Scheißideen am Fließband.«
    Der Park am Lietzensee hat einen wunderschönen uralten Baumbestand, viele spielende Kinder und viele Bier trinkende Männer mit Hunden in Trainingsanzügen, also die Männer, nicht die Hunde. Der Park schlängelt sich am Seeufer entlang, dann gibt es eine kleine dunkle Unterführung, unter der Kantstraße hindurch. Man kann sich eigentlich nicht vorstellen, dass der Park auf der anderen Seite einfach weitergeht, aber er tut es. Wieder gibt es gepflegte Rasenflächen, auf denen verliebte Menschen Arm in Arm im Sonnenschein dösen, jüngere Frauen joggen, lauschige Bänke im kühlen Schatten stehen, von denen aus alte Männer die Enten beobachten oder die joggenden jüngeren Frauen. Dieser Park verfügt auch über ein plötzliches Ende, was in erster Linie daran liegt, dass der See zu Ende ist.
    Das ist bei Seen selten, Seen sind rund, und ein Kreis hat nun mal kein Ende. Das ist auch beim Lietzensee so, aber ein Teil des Ufers befindet sich in Privatbesitz, und da endet halt die Spaziermeile. Man muss einfach wieder zurück. Praktischerweise gibt es nicht nur einen Weg im Park, man kann unten am See entlanglaufen, oder man kann die Variante weiter oben wählen. Nur die Unterführung in der Mitte der beiden Parkteile, die ist auf beiden Wegen gleich. Es ergibt sich also eine Acht, auf der man insgesamt vielleicht drei Kilometer zurücklegt. Ein perfektes Laufterrain für übergewichtige Laufanfänger wie mich. Hier tummeln sich natürlich auch weitaus besser trainierte Zeitgenossen, die kommen halt ein paarmal an den Rentnern auf der Bank vorbei. Für mich war die Strecke gerade richtig.
     
     

Der Profi-Hotelübernachter
     
     
     
     
    Wer auf Tournee ist, wohnt in Hotels, in vielen Hotels. In jedem Hotel höre ich beim Einchecken den immer gleichen Satz. »Frühstück gibt es von 6 : 30 Uhr bis 10 : 00 Uhr.« Ich versuche immer, ein »Nur die zweite Zahl, bitte!« einzuwerfen, doch bisher ohne Erfolg. »Von 6 : 30 Uhr bis 10 : 00 Uhr.« Dreieinhalb Stunden frühstücken schaffe ich einfach nicht. Und ein Tourneemensch steht abends auf der Bühne, also interessiert es einen Tourneemenschen überhaupt nicht, ab wann es Frühstück gibt, es interessiert ihn nur, bis wann es Frühstück gibt. Meist ist das bis zehn oder halb elf.
    Berlin ist eher die Ausnahme. Sieben Tage hintereinander dasselbe Theater, dasselbe Hotel. Das ist schon wie »arbeiten gehen«.
    Im Hotel am Lietzensee gönnte ich mir nach dem Frühstück eine halbe Stunde Pause, man soll ja nicht direkt nach der Mahlzeit körperliche Höchstleistungen vollbringen. Ich nahm mir also noch ein Mineralwasser aus der Minibar und zappte ein bisschen durch die Fernsehprogramme des zu kleinen und zu hoch an der Wand hängenden Fernsehers. Dann quälte ich mich in meine Tights, warf den verkehrssicheren leuchtorangefarbenen Joggingsweater über, stieg in meine Brooks Adrenalin 6 , ergriff die gelbe Stoppuhr, und schon stand ich vor dem Aufzug.
    Man kann doch eine Laufeinheit nicht mit dem Aufzug beginnen, dachte ich mir und wählte den Weg durch das Treppenhaus, obwohl sich mein Zimmer im fünften Stock befand. Na ja, bergab. Die Dame an der Rezeption

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