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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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machen sich bestimmt Sorgen!«
    »Von wegen Sorgen! Schockiert sind sie, das ist alles!«, entgegnete Anna wegwerfend. Markby nahm vorsichtig einen Schluck von seinem Tee.
    »Ich weiß nicht, ob ich das akzeptieren kann. Bestimmt lieben sie Sie? Und wenn man jemanden liebt, dann macht man sich Sorgen, das ist nur natürlich.« Sie warf ihm einen eigenartigen Blick zu. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Liebe, ich meine richtige Liebe, verlangt keinen Preis, oder? Aber sie wollten immer einen Preis für ihre Liebe! Ich wusste es, von Anfang an. Als ich ein kleines Kind war, bestand der Preis darin, hübscher oder schlauer oder die Beste im Tanzunterricht zu sein.«
    »Nein!«, protestierte Markby.
    »Es ist nur natürlich, dass Eltern … nun ja, ich bin kein Vater, deswegen kann ich nicht aus Erfahrung sprechen. Aber ich stelle mir vor, dass jeder Vater und jede Mutter stolz ist auf die Erfolge des eigenen Kindes.«
    »Warum denn? Wegen des Kindes, oder um der Eltern willen? Sehen Sie …« Anna beugte sich vor, und in ihrem Ton lag Bitterkeit.
    »Ich hatte nie irgendwelche Illusionen. Meine Eltern liebten mich, vorausgesetzt, dass ich so war, wie sie mich haben wollten. Als ich sechs Jahre alt war, wollte ich in einem Krippenspiel die Rolle der Maria spielen, aber man hat mir die Rolle nicht gegeben. Ich werde es niemals vergessen! Meine Mutter sagte nur: ›Sie haben dich nicht ausgewählt, weil du in der Schule so unartig warst. Wärst du artig gewesen, hätten sie dich ausgewählt, und ich hätte dir ein schönes Kostüm machen können! Ich bin ja so enttäuscht von dir!‹«
    »Sie hat es nicht so gemeint …«
    »Ich weiß ganz genau, wie sie es gemeint hat! Sie hat nicht gefragt, ob es mir etwas ausmacht. Zufällig hat es mir etwas ausgemacht. Ich habe Rotz und Wasser geweint, weil ich für mein Leben gerne Maria gespielt hätte! Aber sie sagte nur, wie enttäuscht sie sei und dass alles meine Schuld wäre. Es war nicht meine Schuld, dass ich die Rolle nicht bekommen habe, sondern dass meine Mutter so enttäuscht von mir war – genau so hat sie es gemeint! Als ich älter wurde, kamen andere Dinge, aber im Grunde genommen blieb es immer das Gleiche. Ich musste gut in der Schule und im Sport sein und Schulsprecherin obendrein! Außerdem musste ich hübsch sein und die richtige Sorte von Jungs für mich interessieren, stellen Sie sich das vor! Ich musste eine verdammte Wunderfrau sein, das war es, was sie von mir wollten! Und wenn ich mich je gegen eine ihrer Forderungen gewehrt habe, dann wurde mir vorgehalten, wie viel Geld sie für meine Erziehung ausgaben! Wie viele Opfer sie für mich bringen müssten! Sie würden sich so verdammt viel Mühe geben, um mir alles zu ermöglichen, und ich wäre so undankbar! Ich würde Dinge sagen, um sie absichtlich zu verletzen! Sie verletzen? Sie haben mich verletzt!« Die letzten Worte brüllte sie fast.
    »Sie haben mich nie gefragt, ob ich mit den Zukunftsplänen einverstanden war, die sie für mich schmiedeten. Sie sagten, dass sie mich lieben würden, aber ich musste mir immer wieder ihr Lob und ihre Anerkennung verdienen, ihre Liebe! Ich wollte sie ja lieben, aber es war, als hätten sie Blutegel auf mich gesetzt und als hätten die Blutegel alle Liebe herausgesaugt, die ich für sie empfand. Sie war weg! Und meine Eltern waren mir auf einmal egal geworden.« Eine unruhige Pause dehnte sich aus.
    »Das ist der Grund, aus dem ich weggegangen bin«, sagte sie dann.
    »Ich konnte nicht in ihrer Welt leben. Jetzt lebe ich in meiner. Ich bin glücklich. Ich brauche kein Lob mehr von irgendjemand. Sie liegen falsch mit dem, was Sie über mich gesagt haben, eben auf dem Polizeirevier – aber ich gebe einen Dreck darauf, was Sie denken. In diesem Leben, hier bei meinen Freunden, spielt es nicht die geringste Rolle.«
    »Und Wardle? Wie passt er in dieses Leben?«
    »Pete?« Ihr Gesichtsausdruck und ihr Ton änderten sich.
    »Er ist der einzige Mensch, der jemals ›Ich liebe dich‹ gesagt hat und es so gemeint hat, ohne irgendwelche Bedingungen daran zu knüpfen. Er liebt mich, das ist alles. Er will überhaupt nichts als Gegenleistung.« O doch, ganz bestimmt sogar, dachte Markby. Nur sagt er es nicht. Er will ständige Bestätigung und Stütze. Er will, dass du für ihn stark bist! Ich hoffe nur, dass deine Kraft für euch beide reicht, Anna Harbin.
    »Wenn Sie Onkel George sehen«, sagte Anna,
    »dann bestellen Sie ihm, dass ich kooperieren werde. Werden Sie das

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