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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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mittelalterlichen Festungen, und selbst jetzt wirkten sie wie eine unnötige Verfeinerung. Die schwere Eichentür besaß eine schmiedeeiserne Klinke. Meredith drückte sie herunter, ohne damit zu rechnen, dass sie nachgeben könnte. Doch zu ihrer Überraschung ließ sie sich mühelos bewegen, und die Tür öffnete sich geräuschlos nach innen. Nach einem Augenblick des Zögerns trat Meredith ein. Die eigentliche Überraschung jedoch erwartete sie im Innern, nicht draußen, außerhalb der Ziegelmauern. Der Prunkbau war, kurz gesagt, keine leere Hülle, sondern möbliert und bewohnbar, wenn man keine hohen Ansprüche stellte. Der kleine quadratische Flur war mit blassen Yorkfliesen ausgelegt. Es gab einen Tisch, zwei Stühle, einen altmodischen Primuskocher und einen einfachen Holzschrank. Die Schneckenverzierungen einer altehrwürdigen viktorianischen Chaiselongue zeigten noch immer Spuren einer einst üppigen Vergoldung. Ein Schlafsack lag darauf ausgebreitet. Meredith trat ein, und ihr Fuß stieß gegen ein paar Kiesel, die laut klackend über den Boden davonschlitterten. Überall lagen kleine Steine herum, als hätte jemand sie durch die offene Tür hereingeworfen, und Kratzspuren auf den Fliesen zeigten, wo der Staub aufgewirbelt worden war. Meredith blickte sich mit zunehmendem Staunen um. Jetzt konnte sie sich auch die Scheiben in den Fenstern erklären. Irgendjemand lebte hier, oder zumindest schlief er gelegentlich in diesem Haus. Eine einfache Holztreppe an der Zimmerseite führte durch ein Loch in der Decke nach oben in ein weiteres Zimmer, wie Meredith herausfand, als sie hinaufgestiegen war. Doch diese obere Kammer war leer, der Staub nicht angerührt. Von hier aus führten weitere Stufen nach oben, wahrscheinlich nach draußen auf die Brüstung, doch Meredith machte sich nicht die Mühe, sie zu benutzen. Sie sahen altersschwach und unsicher aus. Sie kehrte in den ersten Raum zurück und öffnete die Schranktür. Dahinter standen eine halb volle Packung Cornflakes und eine Tüte Zucker zusammen mit einem Sammelsurium von Geschirr. Meredith schloss die Tür nachdenklich, und noch während sie es tat, erhaschte sie aus den Augenwinkeln einen Blick auf etwas Farbiges. Feine Fetzen irgendeines Materials waren entweder vom Wind durch den offenen Bau geweht oder mit einem Besen halb unter den Schrank gekehrt worden. Sie bückte sich und fischte ein paar Stücke verblasstes rosafarbenes und blaues Stroh hervor. Der Hund gab ein tiefes warnendes Knurren von sich. Im gleichen Augenblick bemerkte Meredith hinter sich eine Bewegung.
    »Wer sind Sie?«, fragte eine Stimme.
    »Was glauben Sie eigentlich, was Sie hier machen, Miss?« Merediths Finger schlossen sich um das Stroh, und sie wirbelte schuldbewusst herum. Ein Mann stand in der offenen Tür. Die Sonne schien von hinten auf ihn und ließ ihn als massive schwarze Silhouette erscheinen, stämmig gebaut, von mittlerer Größe und ohne Gesicht. Der Hund bellte den Eindringling mit gesträubtem Fell an, und Meredith streckte die Hand aus und zog das Tier an sich. Mit einem Blick auf den Hund fragte der Fremde misstrauisch:
    »Gehören Sie vielleicht zu diesem fahrenden Volk?«
    »Nein«, antwortete Meredith und wünschte sich, er würde nicht den einzigen Ausgang blockieren.
    »Ich bin von der Grabung.«
    »Ah, dieser Haufen!« Er schnaubte verächtlich, als wäre ihre Zugehörigkeit zu der archäologischen Forschergruppe zwar ehrbarer, als ein Hippie zu sein – aber nur um eine unbedeutende Spanne. Er bewegte sich tiefer in den Raum. Jetzt konnte Meredith ihn deutlich sehen. Er war vielleicht vierzig Jahre alt, seine Haut von Sonne und Wind gebräunt, seine Gesichtszüge nicht weiter auffällig – bis auf die klugen braunen Augen. Sie waren klein, auffällig hell und musterten Meredith sorgfältig, und als sie den Mann direkt ansah, wich er ihrem Blick unvermittelt aus, sodass sie nichts aus seinen Augen abzulesen vermochte.
    »Und was haben Sie da?«, fragte er.
    »Nichts.« Sie errötete indigniert und streckte ihm die geöffneten Hände entgegen, sodass er die Strohfetzen sehen konnte. Er schnaubte.
    »Sie bringen Müll herein!«
    »Tue ich nicht!«, widersprach Meredith.
    »Ich hab sie hier auf dem Boden aufgelesen. Ich bin noch nicht länger als ein paar Minuten hier.« Sie steckte das Stroh in ihre Jeanstaschen, weil sie sich nicht noch mal vorwerfen lassen wollte, Chaos anzurichten. Er runzelte die Stirn.
    »Sollten Sie nicht unten am Hügel bei Ihren

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