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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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verlassenen Lagerplatz, der nun zur Rechten lag. Sie fühlte wirklich mit Brian mit, dem die wenig beneidenswerte Aufgabe zufiel, den ganzen Schmutz und Abfall aufzuräumen. Solange das nicht geschehen war, konnten die Felstons hier keine Tiere mehr weiden lassen. Angewidert vom Anblick und vom Gestank, wandte Meredith den Blick nach links.
    Ein Feld voller reifem Weizen mit goldenen Ähren wogte sanft im Wind, ein krasser Kontrast zu der Fläche, die auf der anderen Seite den Weg säumte. Das Getreide war reif für die Ernte. Wahrscheinlich würden die Felstons bald damit anfangen – der Grund, aus dem Brian ursprünglich das Zimmer in der alten Ruine möbliert hatte. Der Erntehelfer, von dem er gesprochen hatte, würde zu den Felstons stoßen, und sie würden sich an die Arbeit machen, bis die gesamte Ernte eingebracht war. Vielleicht war es dem Mann sogar lieber, wenn er allein dort oben wohnen konnte. Die Felstons erschienen Meredith nicht gerade wie ein Paar, mit dem man gerne seine Zeit verbrachte.
    Auch hier fanden sich zahlreiche unübersehbare Hinweise, warum die beiden so wütend auf das Auftauchen des Konvois reagiert hatten. Überall im Feld waren große Flächen niedergetrampelt und unregelmäßige Wege angelegt. Einige verliefen im Kreis oder in willkürlichen Schleifen und stammten wahrscheinlich von Hunden aus dem Lager, die Kaninchen gejagt hatten, oder von den Kindern des Konvois.
    Doch ein Weg führte schnurgerade mitten in das Feld, wo eine Vogelscheuche mit ausgebreiteten Armen stand. Vom Weg aus betrachtet, schien sie einigermaßen kunstfertig gemacht zu sein, und Meredith war neugierig darauf, sich die Vogelscheuche aus der Nähe anzusehen. Der Schaden am Getreide war bereits angerichtet, und die Ähren lagen flach auf dem schmalen Pfad, der zu der Scheuche führte. Vorsichtig, um den Weg nicht noch breiter zu machen, folgte Meredith seinem Verlauf zur Mitte des Feldes.
    Hier draußen war es noch heißer als überall sonst, eine strahlende Fläche ohne jeden Schatten. Die Vogelscheuche sah nervenaufreibend lebensecht aus, und sie schien Merediths Näherkommen zu beobachten. Die zerfetzte Jacke flatterte und erweckte den Eindruck, als winkte die Gestalt Meredith mit ihren Strohhänden zu.
    Endlich erreichte sie die Vogelscheuche. Das Gebilde war mannshoch und bestand aus Stroh, das man mit Schnüren zusammengebunden hatte. Alles, bis auf den Kopf, der aus einem alten, mit Stroh ausgestopften Getreidesack gemacht war. Das Gesicht war sorgfältig aufgemalt: runde Augen unter überraschten Brauen; ein Mund, der zu einem dümmlichen Grinsen verzogen war und zwei Reihen von Zähnen zeigte. Die Zähne waren eigenartigerweise individuell bemalt, und mit einer Mischung aus Abscheu und Amüsiertheit wurde Meredith bewusst, dass die Vogelscheuche den alten Finny aus dem Steinbruch darstellen sollte – mit seinem schlecht sitzenden Porzellangebiss.
    Wie grausam! , dachte Meredith. Ob Brian das gemacht hatte? Kleinliche Rache dafür, dass er zwei Pfund für die Chaiselongue hatte bezahlen müssen? Aber vielleicht hatte er es gar nicht böse gemeint und sich nur selbst amüsiert. Es war schließlich höchst unwahrscheinlich, dass der alte Finny die Vogelscheuche jemals zu Gesicht bekam, und selbst wenn, so würde er sich nicht notwendigerweise darin wieder erkennen.
    Meredith blickte auf den Boden. Tatsächlich stammte der Trampelpfad von Kindern, die der Vogelscheuche einen Besuch abgestattet hatten. Das Gebilde musste sie fasziniert haben. So verwerflich der Schaden am Getreide auch war, ihr Tun hatte einen gewissen Charme gehabt. Sie hatten hier draußen eine Teeparty veranstaltet, und es war nicht schwer zu erkennen, dass die Vogelscheuche ihr Ehrengast gewesen war. Ein Gedeck aus rosafarbenen Puppentellern und Untertassen und Tellern lag verlassen auf den umgeknickten Stängeln, zusammen mit leeren Kekspackungen und einem Getränkekarton. Meredith fragte sich, ob die Teeparty vielleicht ausgerechnet zu dem Zeitpunkt stattgefunden hatte, als der Konvoi das Lager fluchtartig geräumt hatte. Das würde immerhin erklären, warum die Kinder ihre Spielsachen zurückgelassen hatten, als sie von ihren panischen Eltern zu den Wagen gerufen worden waren.
    Meredith lächelte und stellte sich vor, wie sie im hohen Weizen außerhalb der Sicht ihrer Eltern um die Vogelscheuche gesessen und ernst ihre Puppentassen mit Limonade herumgereicht hatten. Dann bemerkte sie die Schuhe der Vogelscheuche, und ihr Lächeln

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