Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
wurde, erinnerte sie eigenartig an die elfenbeinfarbenen Knochen des Sachsenkriegers in der dunklen Erde. Der staubige Geruch des Zimmers beschwor sowohl das Bild von Finnys Haus am Steinbruch als auch das vom Bauwagen der Archäologen herauf. Zusätzlich erinnerten sie Anfälle von quälendem Hunger schmerzhaft daran, dass sie trotz aller abfälligen Äußerungen, die sie während ihrer Unterhaltung mit Sergeant Pearce über ihr Abendessen gemacht hatte, nicht die Voraussicht gehabt hatte aufzuessen, bevor sie Markby gegenüber die Sandalen erwähnte. Am nächsten Morgen, einem Donnerstag, als Meredith müde, schlecht gelaunt und mit ersten Anzeichen von Kopfschmerzen aus dem Hotel ging, stellte sie fest, dass sie nicht wusste, was sie mit sich anfangen sollte. Das gefiel ihr nicht im Mindesten. Ihre Tatenlosigkeit wurde dadurch noch verschlimmert, dass Markttag war und in der kleinen Stadt mehr Geschäftigkeit herrschte als gewöhnlich. Sie schlenderte die Hauptstraße hinauf und hinunter und fand sich schließlich vor dem Fenster einer Immobilienagentur wieder. Die Rezession hatte dazu geführt, dass eine ganze Reihe attraktiver Häuser zu günstigen Preisen angeboten wurden. Es war jedenfalls eindeutig die Zeit zum Kaufen, nicht zum Verkaufen. Meredith schürzte die Lippen und presste die Nase gegen das Glas, während sie darüber nachdachte, ob sie vielleicht eine Wohnung kaufen sollte. Aber hier in Bamford? Warum nicht. Zugegeben, sie war schon früher eine ganze Zeit lang von London nach Bamford gependelt, und der Zeitaufwand war ihr zu viel gewesen. Doch damals hatte sie außerhalb der Stadt gelebt und musste immer zuerst noch zum Bahnhof fahren, bevor sie in den Zug nach London steigen konnte. Wenn sie mitten in der Stadt wohnte und zu Fuß zum Bahnhof laufen könnte, würden die nahezu zwanzigminütige Autofahrt zu Beginn und zum Ende eines jeden Arbeitstages wegfallen, und auch die Kosten für das Parken auf dem Bahnhofsgelände. Aber Meredith benötigte keine vier Schlafzimmer und keine Doppelgarage. Sie brauchte nicht einmal drei Schlafzimmer und einen Garten. Sie wollte keine Eigentumswohnung. Tobys Wohnung hatte sie ein für alle Mal davon kuriert. Und ganz bestimmt wollte sie kein kleines Reihenhaus in einer dieser Siedlungen. Mit einem Wort, keines der erfreulichen Angebote im Schaufenster kam für sie in Frage. Sie stand im Begriff, sich abzuwenden, als sie es erblickte. Ganz unten, unscheinbar in einer Ecke, hing ein verblasstes Foto eines kleinen Reihenendhauses, das in einer viktorianischen Arbeitersiedlung stand. Jeweils zwei Zimmer auf zwei Etagen, mit einem Badezimmer, das in den 1930er Jahren angebaut worden war. Die Immobilie, so verkündete der angeheftete Waschzettel optimistisch, besaß Charakter und bot reichlich Möglichkeiten für Umbauten. Der Adresse zufolge lag sie keine fünf Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt. Das Haus stand gegenwärtig leer. Einer verrückten Eingebung folgend, marschierte Meredith in das Büro und erkundigte sich nach dem Prospekt. Es gab offensichtlich einen Mangel an Kundschaft. Man bot Meredith Kaffee an und wollte ihr zahllose Blätter mit den Beschreibungen weiterer Häuser in die Hand drücken. Meredith lehnte höflich, aber bestimmt ab und bat um die Schlüssel für das Haus, das sie im Schaufenster gesehen hatte.
»Es ist stark renovierungsbedürftig«, sagte der junge Mann mit einem Rest von Ehrlichkeit.
»Ja. Ich verstehe. Ich möchte es mir gerne ansehen.«
»Ich komme mit Ihnen.« Er schien immer noch nicht zu glauben, dass sie ernsthaft an dem Haus interessiert war, doch war er offensichtlich begierig, aus dem Büro zu kommen und endlich etwas zu tun.
»Es ist nicht weit vom Bahnhof, aber weit genug, dass Sie nicht durch den Lärm der Züge gestört werden. Die Straße ist sehr ruhig. Einige der anderen Häuser wurden bereits renoviert, und die gesamte Gegend steigt langsam im Wert. Ein wirklich exquisites kleines Haus.« Offensichtlich war ihm eingefallen, dass er dafür bezahlt wurde, es zu verkaufen.
»Es ist einfach malerisch!« Sie müsste tatsächlich eine Menge Arbeit in das Haus stecken. Und
»klein« bedeutete winzig. Doch es war aus warmen, goldgelben Steinen gebaut, mit einem kleinen Vorgarten und einem winzigen Hinterhof. Und weil es ein Reihenendhaus war, gab es an der Seite genügend Platz für eine schiefe angebaute Brettergarage. Meredith stellte sich vor, wie es mit einer frisch gestrichenen Tür und Blumenkästen auf den
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