Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Fensterbänken aussehen würde. Der junge Mann geriet vollends in Fahrt. Häuser aus jener Epoche, so vertraute er Meredith an, seien sehr gefragt. Insbesondere ledige Berufstätige zeigten ein starkes Interesse, fügte er mit einem abschätzenden Seitenblick auf Meredith hinzu. Wie lange dieses Haus denn leergestanden habe, wollte sie wissen. Er antwortete ausweichend. Ein Verkauf sei fehlgeschlagen. Ansonsten wäre es längst nicht mehr zu haben gewesen. Er öffnete die Vordertür und stieß einen Stapel vergilbter kostenloser Wochenzeitungen und Werbepost um. Meredith musterte die Spinnweben in den Ecken an der Decke und die dicke Staubschicht auf dem Treppengeländer.
»Es sieht nicht danach aus, als hätte in letzter Zeit jemand das Haus besichtigt«, stellte sie fest. Er warf ihr einen verletzten Blick zu und hob die Reklame auf.
»Wir können nichts dafür, wenn so viel von diesem Zeug durch den Zeitungsschlitz kommt. Das Erdgeschoss wurde vollständig renoviert. Das Badezimmer befindet sich auf der Rückseite im Anbau, aber es ist sehr geräumig.« Meredith spähte in die kraterübersäte Emaillewanne und das gerissene Waschbecken. Ein neues Badezimmer war dringend erforderlich. Doch das kleine Haus schien einigermaßen stabil, und die beiden Zimmer im Obergeschoss waren größer, als das winzige Treppenhaus vermuten ließ. Sie betastete die hölzernen Rahmen der Schiebefenster, ohne eine weiche Stelle zu finden, und schob sie hoch und runter, um zu sehen, ob sie noch funktionierten. Sie funktionierten, wenngleich schwergängig. In den Schränken roch es nicht nach Fäulnis. Keine verräterischen Schimmelflecken an den Wänden, keine sich lösenden Tapeten. Keine durchhängenden Decken. Nur vernachlässigt, das war alles. Ihre Stimmung hob sich wieder. Aus irgendeinem Grund, den sie nicht hätte erklären können, fühlte sie sich hier wohl. Als wären sie und das kleine Haus alte Freunde, die sich nach langer Trennung wieder gefunden hatten. Der Hinterhof schockierte Meredith und dämpfte ihren Optimismus wieder. Es gab eine baufällige Außentoilette und einen riesigen Abfallhaufen, der von Unkraut überwuchert war. Doch Alan hatte bestimmt Ideen, was man damit machen konnte; er könnte ihr bei einem Patio-Garten helfen. Die Holzgarage auf der anderen Seite war nur noch als abbruchreif zu bezeichnen. Selbst der Immobilienmakler blickte deprimiert drein, als sie den Anbau inspizierten. Als sie in das Haus zurückkehrten, wirkte er resigniert. Die Kundin würde sicherlich abspringen, nachdem sie die Realität gesehen hatte.
»Ich benötige einen Sachverständigen für die Substanz«, sagte Meredith.
»Und ich will eine Überprüfung der Kanalisation.« Er starrte sie überrascht an, dann bemühte er sich hastig, seine Überraschung zu verbergen.
»Das Haus ist sehr stabil gebaut, äußerst stabil. Besser als viele moderne Häuser, obwohl ich das eigentlich nicht sagen sollte.« Trotz seiner Begeisterung schien klar, dass er persönlich nicht hier leben wollte, selbst wenn er Geld dafür bekommen hätte. Doch gegen alle Wahrscheinlichkeit schien es tatsächlich so, als hätte er einen Käufer für diesen weißen Elefanten gefunden.
»Ich müsste eine neue Küche und ein neues Badezimmer einbauen lassen, und diese Garage muss abgerissen und mit passenden Steinen vollständig neu aufgebaut werden, was heutzutage extrem kostspielig ist!«, sagte Meredith entschieden.
»Ich nehme an, über den Preis lässt sich verhandeln?« Er zögerte.
»Ich müsste zuerst mit den Verkäufern Rücksprache halten.« Meredith fixierte mit einem bedeutungsvollen Blick den Stapel vergilbter Werbung in seinen Armen.
»Aber ich bin sicher, sie sind vernünftig«, fuhr er hastig fort.
»Genau genommen bin ich sogar überzeugt, dass sie noch ein paar Tausender im Preis heruntergehen.«
Während Meredith ihrem Haus nachjagte, setzte Markby seine eigene Jagd nach dem Mörder von Natalie Woollard fort. Es war eine mühselige, langwierige Arbeit, bei der jedes Detail zeitraubende Aufmerksamkeit verlangte, typische Polizeiarbeit eben.
An diesem Tag würde die Identität der Toten bekannt gegeben werden. Vielleicht rüttelte das ein paar Erinnerungen in der Bamforder Gegend wach, aber verlassen durfte Markby sich nicht darauf. Er stand beim Weizenfeld auf dem Feldweg und beobachtete seine Leute dabei, wie sie es methodisch absuchten. Es war unwahrscheinlich, dass sie noch mehr Beweise fanden, doch sie mussten sichergehen. Was das
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