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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Er war ganz frisch abgebrochen. Das musste passiert sein, als sie sich vorhin abgemüht hatte, um Finny durch seine Haustür zu helfen. In der Ferne rollte ein Stein polternd von der Klippe in den Steinbruch hinunter. Meredith hob rasch den Kopf, und das alarmierte Gefühl kehrte zurück. Doch es blieb alles still. Wahrscheinlich gab es unendlich viele lockere Steine rings um den Steinbruch, und vermutlich rollten ständig große und kleine Brocken hinunter.
    Langsam ging sie zu ihrem Wagen zurück und fuhr den Feldweg auf der anderen Straßenseite hinauf, vorbei an dem Wegweiser mit der Aufschrift
    »Mott’s Farm«. Am Abzweig zur archäologischen Grabung hielt sie an und stieg aus.
    Die Gegend war menschenleer. Die Gräben lagen unberührt, und als Meredith den Türgriff des Bauwagens herunterdrückte, stellte sie fest, dass der Wagen verschlossen war. Sie ging zum Grab des sächsischen Kriegers und zögerte. Dann bückte sie sich, löste die Plane an einer Ecke und schlug sie zurück.
    Ein knochiger Fuß kam in Sicht. Also lag der alte Kämpfer auch noch da. Sie sicherte die Plane wieder und eilte davon. Inzwischen verspürte sie das dringende Bedürfnis nach menschlicher Gesellschaft; auf dem verlassen und einsam daliegenden Hügel schien sich etwas zu rühren, das nicht von dieser Welt stammte. Geister? Jedenfalls hätten das die Menschen früherer Zeiten gesagt. Und wer konnte schon wissen, ob sie nicht Recht gehabt hatten?
    Vielleicht war es der Drang nach der Gesellschaft anderer, der Meredith, bevor sie endgültig nach Hause fuhr, zu dem Weizenfeld führte, das sie beim letzten Mal im Mondlicht gesehen hatte, als die versammelten Polizeifahrzeuge am Wegesrand standen.
    Die Polizei war mit ihren Untersuchungen fertig, und das Feld lag so verlassen wie die Grabungsstelle. Meredith war enttäuscht, und das Gefühl von Isolation wurde noch stärker. Das Absperrband flatterte noch immer im Wind, doch die Suche war vorbei. Der Weizen befand sich in einem schrecklichen Zustand, und die Felstons waren bestimmt verzweifelt. Nicht einmal die Vogelscheuche war noch zu sehen, doch als Meredith über das Feld zu der Stelle wanderte, wo die Strohpuppe gestanden hatte, fand sie sie auf dem niedergetrampelten Getreide.
    Die Vogelscheuche lag auf dem Rücken, und das aufgemalte Gesicht grinste Meredith mit den karikierten Zähnen an. Sie dachte an die Orden an Finnys Wohnzimmerwand.
    »Du verdienst etwas Besseres«, sagte sie lächelnd zu der Vogelscheuche.
    Die Strohpuppe grinste zurück; ihre alten Kleider waren unordentlich verrutscht, die Strohbeine lagen gerade auf dem Boden und waren inzwischen der Schuhe beraubt worden. Ein Arm war noch immer zur Seite ausgestreckt, doch den anderen hatte jemand umgebogen, als er die Scheuche von dem Pfahl genommen hatte, der ihr Halt verlieh. Jetzt lag der Arm quer über der Brust und erinnerte Meredith an die Haltung, in der sie den alten Finny am Baum lehnend vorgefunden hatte. Der Gesichtsausdruck und die Haltung wirkten wie eine laszive Einladung, als winkte er sie zu sich herab in sein stoppeliges Bett und seine strohene Umarmung.
    Ringsum raschelten die Ähren, die der Zerstörung entkommen waren, ihr leises trockenes Schu-schurruh. Ein plötzliches Rascheln zu ihren Füßen, und ein kleines Tier, wahrscheinlich eine Maus, huschte davon. Meredith hörte, wie es sich durch das Gewirr zertretener Stängel hindurch entfernte und erhaschte einen kurzen Blick auf einen winzigen Schatten, der sich hektisch in Sicherheit zu bringen versuchte.
    Plötzlich überfiel Meredith das gleiche übermächtige Bedürfnis, von diesem schaurigen Ort zu fliehen und Geborgenheit zu suchen. Zu bleiben konnte nur bedeuten, etwas Schreckliches heraufzubeschwören – im nächsten Augenblick bereits einem unbekannten Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Meredith wandte sich ab und eilte den Hügel hinunter zu ihrem wartenden Wagen, und die ganze Zeit über war sie sich bewusst, dass unsichtbare Augen sie beobachteten, obwohl sie nicht mit Gewissheit hätte sagen können, zu wem oder was sie gehörten.
    KAPITEL 16
    Getreu ihrem Versprechen machte sich Meredith frühzeitig am Freitagmorgen auf den Weg, um Finny abzuholen. Trotz des Schattens, den die bevorstehende Verhandlung warf, fühlte sie sich frisch und ausgeruht. Die vielen unruhigen Nächte der vergangenen Tage hatten dafür gesorgt, dass sie auf dem harten Bett ihres Zimmers im Crossed Keys gleich in einen traumlosen Tiefschlaf

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