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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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worden war. Haufen von Hausmüll und Gartenabfällen, durcheinander geworfen und zerwühlt im Verlauf der polizeilichen Suchaktion, lagen faulend unter Scharen von Fliegen. Von Finny nirgendwo eine Spur.
    Meredith stapfte wieder nach oben zu Finnys Haus. Natürlich war es angesichts seines Alters durchaus möglich, dass er die Verabredung mit ihr einfach vergessen hatte und trotz der Auseinandersetzung, die er am Vortag mit dem Busfahrer gehabt hatte, zur Haltestelle gehumpelt war. Niemand wartete an der Haltestelle. Ein wenig weiter lag ein Pub am Wegesrand, ein einsamer alter Landgasthof aus bröckeligem Stein. Der Gasthof besaß ein graues Schieferdach, und sein Äußeres wurde von Balkonkästen mit Geranien, Fuchsien und Lobelien aufgehellt.
    Meredith stieg aus und klopfte so lange beharrlich an die Tür, bis ein winziges Mansardenfenster geöffnet wurde und eine junge Frau den Kopf herausstreckte.

    »Wir haben geschlossen!«
    »Ich möchte nichts trinken. Ich möchte nur wissen, ob Sie heute Morgen zufällig den alten Mann gesehen haben, der unten beim Steinbruch lebt. Finny heißt er.« Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich sehe ihn kaum. Vor ein paar Tagen war er mal hier, hat einen Wirbel wegen der Toten veranstaltet. Derek musste die Polizei anrufen. Derek ist heute Morgen in Bamford bei der Gerichtsverhandlung.«
    »Ich wollte ebenfalls dorthin. Ich war mit Finny verabredet; ich wollte ihn abholen und hinfahren. Aber er ist nicht zu Hause.«
    »Oh, wahrscheinlich hat er den Bus genommen«, sagte die Frau abschätzig.
    »Er ist schon ein eigenartiger alter Vogel, dieser Finny, frei und unabhängig. Machen Sie sich wegen ihm keine Sorgen, Miss.« Das Fenster wurde wieder geschlossen. So viel also dazu, dachte Meredith. Vermutlich hatte die Frau sogar Recht. Sie kannte Finny besser als Meredith. Der tölpelhafte alte Kerl war also mit dem Bus gefahren. Inzwischen war Meredith gründlich die Laune vergangen. Ihr war bewusst, dass der Coroner die Verhandlung wahrscheinlich bereits vertagt hätte, bevor sie in Bamford einträfe. Schlimmer noch, sie hatte Ursula moralische Unterstützung versprochen, und es würde danach aussehen, als hätte Meredith sich einfach vor der Verhandlung gedrückt. Sie trat das Gaspedal durch und jagte über die leere Straße dahin. Alan hatte Recht. Ständig meinte sie, helfen zu müssen, und jedes Mal wurde sie in irgendetwas hineingezogen. Nun, damit war es jetzt vorbei. Es war allerhöchste Zeit, dass sie lernte, sich aus anderer Leute Angelegenheiten herauszuhalten.
    Ursula Gretton saß unglücklich in dem leeren kleinen Zimmer, in dem die Verhandlung stattfinden sollte. Es sah aus wie ein altmodisches Klassenzimmer mit harten Holzstühlen und einem Tisch, der auf einem Podium an der Stirnseite stand.
    Mrs. Salter war bereits vor Ursula eingetroffen und hatte sich in die vorderste Reihe gesetzt, ganz in Schwarz und mit eng zusammengepressten Lippen. Eine Freundin, ebenfalls in Schwarz, saß unmittelbar neben ihr. Die beiden Frauen mit den versteinerten Gesichtern saßen nur ein paar Fuß von Ursula entfernt und brüteten, so schien es ihr, wie Krähen auf einem Zaun. Ursula war zu ihnen gegangen, um ihnen ihr Beileid auszusprechen, doch Amy Salter hatte sie mit offenem Hass angestarrt. Ganz offensichtlich wusste sie etwas über die Affäre Ursulas mit dem Mann ihrer Tochter. Alte Damen wie Amy besaßen ein untrügliches Gespür für die Dinge um sie herum und ließen sich nur schwer täuschen.
    Ich bin, dachte Ursula, für den Rest meines Lebens als Ehebrecherin gebrandmarkt! Ich muss lächeln und es ertragen, etwas anderes bleibt mir wohl nicht übrig.
    Andere Menschen betraten nach und nach den Raum, doch Meredith war bis jetzt noch nicht darunter gewesen. Ursula wartete sehnsüchtig auf sie, auf ein freundliches Gesicht. Karen und Renee erschienen zusammen, Karen wie immer unpassend gekleidet in eine grobe Latzhose und mit streng nach hinten gekämmtem Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Ihre Augen waren gerötet, als hätte sie geweint, und Renee blickte gequält drein.
    Ian Jackson schlich herein, grüßte sämtliche Anwesenden und nahm dann mit finsterem Gesicht in einer abseits gelegenen Ecke Platz. Als nächster erschien Brian Felston. Ursula war ein wenig überrascht. Der Farmer steckte in einer Tweedjacke, die eine Nummer zu klein für ihn war. Unter der Jacke trug er ein weißes Hemd mit Fliege. Er sah aus, als schwitzte er und fühlte

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