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Wer bin ich ohne dich

Wer bin ich ohne dich

Titel: Wer bin ich ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Nuber
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knapp zwei Stunden benötigt. Das wäre noch in Ordnung, wäre ihr Arbeitstag dann zu Ende. Aber sie hat täglich noch zwei bis drei Putzstellen. Für die 4 Kinder im Alter zwischen 8 und 15 Jahren reicht das Geld hinten und vorne nicht. Kommt sie dann am Abend spät nach Hause, warten die Kinder schon ungeduldig auf das Abendessen. Ihr Mann ist tagsüber zu Hause, weil er in seiner Fabrik meist die Nachtschicht übernimmt, und bereitet manchmal schon etwas vor. Aber das ist eher selten, schließlich muss auch er seinen Schlaf bekommen. Und so kümmert sich Elena am Abend auch noch um die schulischen Sorgen ihrer Kinder. Ziemlich lange konnte Elena die tägliche Plackerei gut wegstecken. Doch in letzter Zeit hat sie quälende Schlafstörungen. Sie kann kaum mehr eine Nacht ungestört durchschlafen, und am Morgen fällt es ihr unendlich schwer, aus dem Bett zu kommen. Sie fühlt sich erschlagen und hat das Gefühl, dass Bleigewichte ihren Körper zu Boden ziehen. | 87 |
    Selbst wenn es in einem Frauenleben mehr Unterstützung durch Partner oder Familienangehörige gibt, frisst der Alltag mit seinen Verpflichtungen das Leben von Frauen auf. Ihr Tag wird häufig durch die Bedürfnisse anderer geregelt. Frauen, so emanzipiert sie auch sein mögen, sind auch heute noch oft in einem immerwährenden Zyklus des Weiblichen gefangen: Kindererziehung, Haushalt managen, Hausaufgaben überwachen, bügeln, waschen, putzen, kranke und alte Familienmitglieder pflegen – diese Aufgaben lasten meist auf den Schultern der Frauen und sind nie erledigt. Hinzu kommt: Es handelt sich dabei um Aufgaben, für die es wenig Wertschätzung und Anerkennung gibt. Frauen können nie wissen, ob sie diese Aufgaben erwartungsgemäß und gut erfüllen. Es gibt keine klaren Kriterien, an denen sie ablesen können, ob sie genug getan haben, ob das, was sie leisten, auch ausreichend ist. So sind sie versucht, sich an einem imaginären, meist überaus hohen Standard zu orientieren – und das führt zu dem belastenden Gefühl, nicht gut genug zu sein. Denn die gesellschaftlichen Botschaften, die sich an Frauen richten, sind unbarmherzig. Sie reden ihnen ein, dass sie alles haben können – einen Beruf, eine Partnerschaft, eine Familie –, verschweigen ihnen aber, welche Kosten damit verbunden sind und dass sie die Hauptlast alleine tragen müssen. So glauben Frauen an die Machbarkeit eines in allen Bereichen erfolgreichen Lebens und geben sich selbst die Schuld, wenn sich das Erhoffte nicht einstellt.
    Dass dieses Leben auch durch noch so großen Einsatz nicht erreicht werden kann, wird deutlich, wenn man sich die besonderen Stressfaktoren, wie sie vorrangig im Leben von Frauen vorkommen, vor Augen führt. Der Stress der Frauen unterscheidet sich deutlich vom Stress der Männer. Deren Belastungen sollen hier nicht heruntergespielt werden. Aber es gibt eine Fülle von Stressoren, die nur für Frauen gelten, nur für Frauen eine Gesundheitsgefährdung darstellen – und eine Depression auslösen können. | 88 |
Stressfaktor: Zeit
    Frauen sind zeitlich mehr belastet als Männer. Sie verbringen deutlich mehr Zeit mit Berufstätigkeit, Hausarbeit, Kindererziehung und der Betreuung älterer Familienmitglieder als Männer. Studien belegen immer wieder, dass vor allem die Tätigkeiten kochen, putzen, Wäsche waschen immer noch als Domäne der Frau angesehen werden und sie auch die Hauptverantwortung in Sachen Kindererziehung trägt. Wer jetzt denkt, dass Männer sich dieses Ungleichgewichts bewusst sind (und ihren Frauen Anerkennung für ihre Mehrarbeit geben), wird durch eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung eines Besseren belehrt. 208 Mütter und Väter mit Kindern im Vorschulalter wurden zu ihrem Engagement für Haushalt und Kinderbetreuung befragt. Danach waren die meisten Familienväter der Meinung, dass in puncto Haushalt bei ihnen Gleichberechtigung herrsche. Knapp 40 Prozent der befragten Väter, die Kinder unter sechs Jahren haben, gaben an, sie erledigten genauso viele Aufgaben im Haushalt wie ihre Partnerin. Die Frauen der Familie sahen das allerdings oft etwas anders: Von den befragten Müttern bestätigten nur rund 26 Prozent, ihr Partner packe zu Hause genauso mit an wie sie selbst. Eine Diskrepanz, die auch andere Studien zeigen: Spätestens nach der Geburt des ersten Kindes wird aus vormals durchaus partnerschaftlichen Ehen eine traditionelle Ehe und aus einer gleichberechtigten, emanzipierten Frau ein gestresste berufstätige Frau

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