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Wer bist du, schöne Juno

Wer bist du, schöne Juno

Titel: Wer bist du, schöne Juno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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amüsiert. Er schaute sie an, konnte ihre Miene im Dunklen jedoch nicht erkennen.
    „Ich nehme an, mein Ruf ist mir vorausgeeilt?“
    „Ihr Ruf?“ fragte sie und holte tief Luft. „Seit vierzehn Tagen sind Sie das einzige Gesprächsthema der Klatschbasen. Jeder wartet gespannt darauf, daß Sie sich in der Öffentlichkeit zeigen. Werden Sie, das schwarze Schaf, das jetzt den Titel geerbt hat, sich in Gesellschaft begeben oder uns alle mit Verachtung strafen?“
    „Ich habe keinen Sinn für Melodramatik.“
    Martin schmunzelte. Er veränderte die Lage und schmiegte die Dame bequemer an sich.
    „Seit meiner Ankunft in England war ich damit beschäftigt, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, und hatte daher nicht die Zeit, meine Anwesenheit im Lande bekanntwerden zu lassen. Ich bin auf der Rückfahrt von einer Inspektion meines wichtigsten Landsitzes, den ich als Heim betrachte. Sobald ich wieder in London bin, werde ich mich an allen üblichen Vergnügungen beteiligen.“
    „An allen üblichen Vergnügungen?“ wiederholte Helen. "Ja, das kann ich mir vorstellen.“
    „Können Sie das?“
    Unfähig, dem Drang zu widerstehen, blinzelte Martin sie an, konnte ihre Gesichtszüge jedoch nicht genau erkennen. Er konnte sich indes daran erinnern, an die grüngefleckten hellbraunen Augen, die schöngeschwungenen Brauen, die gerade kleine Nase und die küssenswerten vollen roten Lippen.
    „Was wissen Sie über die Vergnügungen, denen Lebemänner sich hingeben?“
    Helen widerstand der Versuchung, Mr. Willesden zu erwidern, daß sie mit einem Roue verheiratet gewesen war.
    „Viel zuviel!“ sagte sie und fand, das sei die reine Wahrheit.
    Dann wurde ihr bewußt, wie seltsam das Gespräch war. Sie kicherte schläfrig.
    „Ich meine, ich sollte Sie darauf hinweisen, daß diese Unterhaltung höchst unschicklich ist.“
    Sie hatte in leichtem Ton gesprochen, so leicht, wie sie sich ums Herz fühlte. Sie war sich vollkommen bewußt, daß die augenblickliche Situation im höchsten Maße skandalös war, doch auf sie wirkte sie seltsamerweise ganz in Ordnung. Sie war sehr zufrieden. Mit einem leisen Seufzer kuschelte sie sich an Mr. Willesden.
    Er biß die Zähne zusammen, um reglos liegen zu bleiben. Ein Kichern, das er nur als sirenenhaft hätte beschreiben können, entfuhr der Dame.
    „Ich habe nachgedacht. Ich bin den Klauen eines Gecks entronnen, nur um die Nacht in den Armen eines der verrufensten Roues zu verbringen, die London je gesehen hat. Vermutlich gibt es in dieser Geschichte irgendwo eine Moral.“
    Die Frau kicherte wieder und schlief zu Martins Erstaunen ganz wie ein unschuldiges Kind ein. Er lag still da und starrte zu den groben Dachsparren. Das Eingeständnis der Dame, daß sie Lebemänner und ihre Verhaltensweisen kannte, kam ihm entschieden befremdlich vor. Und auch entschieden beunruhigend. Ehe die Vorstellungskraft, die nur allzu willig seiner Kontrolle entglitt, ihn auf Abwege bringen konnte, verdrängte er diese merkwürdige Erkenntnis, um sich zu einem späteren Zeitpunkt damit zu befassen, an einem sichereren Zeitpunkt. In Anbetracht der offensichtlich vornehmen Herkunft der schönen Juno war es vielleicht nicht ratsam, ihre Eröffnungen wörtlich zu nehmen und sich dementsprechend zu verhalten. Er konzentrierte sich darauf, einzuschlafen.
    Durch das Morgenlicht wurde er wach. Glücklicherweise schlug er die Augen auf, ehe er sich regte, und das war etwas, das er nicht immer tat. Was er sah, hielt ihn davon ab, impulsiv auf die warme Weichheit zu reagieren, die in seinen Armen lag.
    Er unterdrückte einen Fluch, löste sich sacht von den weichen Gliedern der Frau und stieg, ohne die schöne Juno zu stören, so schnell, wie er konnte, vom Dachboden.
    Er begrüßte die Pferde und ging dann ins Freie. Der Himmel war klar, die Luft frisch und sauber. Das Unwetter hatte die Landschaft unter Wasser gesetzt, doch jetzt strahlte die Sonne. Ein guter Tag zum Reisen.
    Nachdem Martin die Beine gestreckt hatte und im Begriff war, wieder in die Scheune zurückzukehren und seine Begleiterin bei diesem Abenteuer zu wecken, besann er sich des Zustandes, in dem die Straßen sein mußten.
    Nach einigen Schritten den Weg hinunter stellte er fest, daß er seine Pläne ändern mußte. Gewohnt, über Schotter oder harten Untergrund zu fahren, hatte er vergessen, daß er nun Wege benutzen mußte, die allenfalls Pfade für das Vieh waren. Der Weg von der Scheune stellte sich als Morast heraus, noch ehe er die Straße

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