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Wer bist du, schöne Juno

Wer bist du, schöne Juno

Titel: Wer bist du, schöne Juno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sehr Helen aus dem seelischen Gleichgewicht geraten war. Mit dem Gefühl, seine Welt habe sich zu drehen aufgehört, beschloß er resignierend, die Sache auf sich beruhen zu lassen, bis eine geeignetere Gelegenheit arrangiert werden konnte, um ungestört mit Helen zu reden.
    Er ließ sie bei der Marchioness of Hazelmere, hob ihre Hand zum Kuß an die Lippen und murmelte, bevor er sich entfernte: „Ich mache Ihnen morgen vormittag die Aufwartung.“
    Dorothea warf einen Blick in das Gesicht der Freundin, verzichtete auf einen Kommentar und schickte einen Lakaien mit dem Auftrag fort, ihre Kutsche vorfahren zu lassen.
    „Was willst du trinken?“
    „Madeira.“
    Martin schenkte zwei Gläser ein, brachte eines dem Freund und setzte sich dann ihm gegenüber vor dem Kamin in einen Sessel. Behagliches Schweigen folgte.
    Marc war sich sehr gut bewußt, daß Martin ihn in bestimmter Absicht zu sich eingeladen hatte. Er begnügte sich damit, darauf zu warten, daß Martin sein Anliegen zur Sprache brachte.
    Martin sah, sich gleichermaßen des Verständnisses des Freundes bewußt, keinen Anlaß zur Eile. Die Sache war delikat.
    Nach dem Debakel seines ersten Heiratsantrages vor zwei Tagen hatte er Helen am nächsten Vormittag aufgesucht. Stunden intensivster Konzentration hatte ihm keinen Hinweis gegeben, was Helen dazu gebracht haben mochte, seinen Heiratsantrag abzulehnen. Dennoch war er zu ihrem kleinen, in der Half Moon Street gelegenen Haus gefahren und zuversichtlich gewesen, die Mißhelligkeiten auszuräumen, die in ihrer Beziehung aufgetreten waren.
    Helen hatte sich geweigert, ihn zu empfangen, und nur die Zofe mit der Erklärung heruntergeschickt, sie sei unpäßlich. Zum ersten Male im Leben war er vollkommen ratlos gewesen.
    Es mußte einen Grund geben. Nach langem Grübeln war Martin zu der Schlußfolgerung gelangt, daß es einen schwarzen Punkt in Helens Vergangenheit geben mußte, an den er mit seinen Worten oder deren Bedeutung gerührt hatte. Die einzige Person, die genug über Helens Vergangenheit im Bilde war, saß jetzt ihm gegenüber im Ohrensessel, einen täuschend unbeteiligten Ausdruck in den nußbraunen Augen.
    „Es geht um Lady Walford“, äußerte er Martin schließlich.
    „Oh?“
    "Ja“, bestätigte er und ignorierte den mißtrauischen Ausdruck in Marcs Blick. „Ich will Helen heiraten.“
    „Herzlichen Glückwunsch“, erwiderte Marc, hob das Glas und prostete dem Freund zu.
    „Ich befürchte, die Glückwünsche sind verfrüht“, stieß Martin hervor und trank einen langen Schluck des Madeiras, der von bester Qualität war. „Helen will mich nicht haben.“
    „Um Himmels willen, warum nicht?“ wunderte sich Marc.
    „Die Antwort auf diese Frage möchte ich von dir hören.“
    Martin lehnte sich zurück und schaute gespannt den Freund an, der die Stirn krauste.
    „Helen mag dich. Das weiß ich.“
    „Das weiß ich auch. Darum geht es nicht.“
    Unerwartet vollkommen ratlos, warf Marc dem Freund einen verdutzten Blick zu und fragte: „Worum dann?“
    „Als ich ihr sagte, wie sehr ich sie liebe, brach sie fast zusammen und begann zu weinen“, antwortete Martin und seufzte.
    Marc dachte nicht daran, das Thema seines Freundes auf die leichte Schulter zu nehmen. „Das ist schlimm. Helen weint fast nie. Ich kenne sie, seit sie drei Jahre alt war. Es sieht ihr viel mehr ähnlich, sich verhement zu streiten, statt zu weinen.“
    „Ich frage mich, ob es in ihrer Ehe etwas gab, das man als Erklärung betrachten könnte.“
    Marc zog die Brauen hoch. Er lehnte sich zurück und dachte über die Bemerkung nach, während er geistesabwesend den Stil des Glases zwischen den langen Fingern drehte. Dann gelangte er zu einer Entscheidung und schaute abrupt den Freund an.
    „Da du offenbar entschlossen bist, Helen zu heiraten, erzähle ich dir, was ich weiß.“ Da Martin flüchtig grinste, fuhr Marc fort: „Aber ich warne dich. Viel ist es nicht.“
    Martin wartete mit aller Geduld, die er aufbringen konnte, derweilen Marc sich mit einem Schluck Madeira stärkte.
    „Ich nehme an, es ist besser, von Anfang an zu erzählen“, sagte Marc und lehnte sich bequem an die Rücklehne des Sessels. „Helens Eltern haben sie mit sechzehn Jahren in die Gesellschaft eingeführt. Meiner Meinung nach war das ein Fehler. Sie war jahrelang ein Wildfang und mußte noch lernen, daß nicht alles im Leben ein Abenteuer ist. Ihre Eltern hatten ihr Leben jedoch bereits arrangiert und ihr Alfred Walford, den Sohn

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