Wer bist du, suesse Morgenfee
sich an dem Sonntagmorgen vor zwei Wochen in ihrem Abendkleid ins Haus geschlichen hatte.
Oder war das nur Einbildung? Ihr schlechtes Gewissen?
„Ein Mädchen muss vor seiner Familie Geheimnisse haben", erwiderte sie heiter.
„Aber ich bin kein Geheimnis mehr", warf Fergus ein.
Chloe zuckte sichtlich zusammen, als er ihr den Arm um die Schultern legte. Reine Besitzergreifung. Vergiss es, Fergus McCloud! dachte sie wütend. „Wird es nicht Zeit, dass wir zum Restaurant fahren?" Sie entzog sich seiner Umarmung, indem sie ihr Glas auf den Tisch stellte. Als sie aufsah, blickte Fergus sie herausfordernd an. Sollte er sie doch herausfordern. Nur weiter so! Noch hatte er das Sagen, aber das ging zu Ende, sobald es der Abend tat!
„Es ist beschlossen worden, dass wir beide mit meinem Auto fahren und die anderen mit dem deines Vaters", erklärte Fergus zufrieden.
Von wem beschlossen? Sie war nicht gefragt worden. Sie ...
„Bist du damit einverstanden, Chloe?" fragte David höflich. Anscheinend hatte er ihre Stimmung mitbekommen.
„Aber ja", versicherte sie ihm - es würde ihr Gelegenheit geben, Fergus klar zu machen, was sie an diesem Abend hinnehmen würde und was nicht. Dass er so auffällig Anspruch auf sie er hob, war eindeutig unannehmbar.
Sie war völlig überrascht, als sie Fergus' Auto sah. Er fuhr dasselbe Modell wie sie in Dunkelgrau!
„Seltsam, stimmts?" fragte er.
Chloe tat es mit einem Schulterzucken ab, bevor sie sich auf den Beifahrersitz setzte. „Es beweist nur, dass du bei bestimmten Sachen ein gutes Urteilsvermögen hast", sagte sie, nachdem Fergus eingestiegen war.
Er lachte leise. „Bei bestimmten Sachen, sonst nicht", erwiderte er sarkastisch.
Das ließ sie so stehen. Während er dem Wagen ihres Vaters folgte, saß sie schweigend neben ihm. Aber sie war sich seiner Nähe sehr bewusst. Warum Fergus? Er war der allerletzte Mann, zu dem sie sich hingezogen fühlen sollte. Sobald er ins Wohnzimmer gekommen war, hatte sie das Gefühl gehabt, dass ihr ganzer Körper prickelnd lebendig wurde und jeder Nerv auf Fergus McCloud eingestimmt war.
„Woran denkst du gerade?" fragte er plötzlich.
Sie fühlte sich ertappt, als könnte er ihre Gedanken lesen. Hoffentlich nicht!
„Ich überlege, welches Gift im Essen am schwierigsten feststellbar ist", erwiderte sie zuckersüß.
Er lachte. „Du siehst heute Abend wunderschön aus."
„Mit Schmeicheleien kommst du auch nicht weiter." Unwillkürlich freute sie sich jedoch, dass sich die Anstrengungen gelohnt hatten, an diesem Abend gut auszusehen. Das figurbetonte, knielange Kleid war hellbraun, eine Farbe, die gut zu ihrer Sonnenbräune passte und einen reizvollen Kontrast zu ihrem langen schwarzen Haar bildete. Pfirsichfarbenes Gloss betonte ihre Lippen.
„Ich versuche nicht ,weiterzukommen`, Chloe", sagte Fergus genervt. „Können wir die Feindseligkeiten - die alle von dir aus gehen! - nicht für heute Abend einstellen und einfach ein nettes Essen mit deiner Familie genießen?"
Nein, konnten sie nicht! Sie durfte nicht unvorsichtig werden, wenn sie in Fergus McClouds Nähe war. Und nicht nur dessentwegen, was er ihrem Vater antun wollte.
Sie fürchtete sehr, dass sie sich in den Feind verliebt hatte!
9. KAPITEL
„Ich bin nicht der Feind", sagte Fergus grimmig. Er war sich darüber im Klaren, dass Chloe ihn für einen hielt. „Tatsächlich würde ich nachher gern noch allein mit dir reden. Ich möchte dir einen Vorschlag machen, der vielleicht uns beiden hilft."
„Warum habe ich das Gefühl, dass mir dieser Vorschlag nicht gefallen wird?"
„Weil dir im Moment nichts an mir besonders gefällt?"
„Dem kann ich nicht widersprechen", sagte sie ausdruckslos und blickte aus dem Seitenfenster.
Fergus musste einfach über ihre Offenheit lächeln. Obwohl, wenn er es sich recht überlegte, war es nicht so lustig. Mochte Chloe ihn wirklich überhaupt nicht? Unter diesen Umständen konnte er es ihr eigentlich nicht verübeln, aber das machte es nicht besser.
„Dein Vater teilt deine Abneigung gegen mich nicht."
„Nein", gab Chloe zu. „Wie kommt das?"
„Als ich ihm erzählt habe, ich würde für einen politischen Thriller recherchieren, habe ich Susan Stirling nicht erwähnt", gestand Fergus.
Chloe sah ihn forschend an. „Ich verstehe nicht", sagte sie schließlich verwirrt.
Er auch nicht. Nicht ganz. Er war ein bisschen verunsichert gewesen, weil Chloe völlig von der Unschuld ihres Vaters überzeugt war, aber er
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