Wer bist du, suesse Morgenfee
hatte auch gewusst, dass ihre Loyalität verständlich war. An diesem Tag hatte er Paul Hamilton kennen gelernt und ihm über eine Stunde lang zugehört, während der Mann seine Fragen zweifellos aufrichtig beantwortet hatte. Danach war er nicht fähig gewesen, den Skandal zur Sprache zu bringen, der vor acht Jahren die politische Karriere Paul Hamiltons zerstört hatte. Besonders da Chloes Vater so begeistert darüber war, auf die politische Bühne zurückzukehren.
Fergus wusste, dass Diana Hamiltons Ähnlichkeit mit Chloe vielleicht auch etwas damit zu tun gehabt hatte, dass er Paul Hamilton nicht hatte entfremden wollen ...
„Ich halte mich mit meinem Urteil zurück", erwiderte Fergus ungeduldig. Er spürte, dass Chloe ihn noch immer forschend ansah, als könnte sie sei nen Gesichtsausdruck deuten und sonst noch etwas erfahren. Würde sie nicht. Bevor er sich völlig aufs Schreiben konzentriert hatte, war er über fünf Jahre lang Anwalt gewesen und hatte nur allzu gut gelernt, seine Gefühle zu verbergen.
Außerdem war er sich im Moment nicht einmal hundertprozentig sicher, was er fühlte. Einerseits war er wütend auf sich, weil er während des Gesprächs mit Paul Hamilton an diesem Morgen gekniffen hatte, andererseits wusste er, dass er jetzt nicht mit Chloe zusammen wäre, wenn er die Entscheidung nicht getroffen hätte.
„Wie großzügig von dir", sagte sie geringschätzig, offensichtlich überhaupt nicht beeindruckt.
Das konnte er nicht ändern. Noch weiter wollte er bei diesem besonderen Thema nicht gehen.
„Ja, das finde ich auch", erwiderte er trocken. „Bist du bereit, dasselbe zu tun?"
„In Bezug auf was?" fragte sie vorsichtig.
„Das Abendessen, natürlich. Soweit deine Familie weiß, nehme ich als dein Partner daran teil. Können wir es fürs Erste dabei belassen?"
„Eigentlich hängt das von dir ab, stimmts?"
Fergus seufzte. „Es ist unwahrscheinlich, dass ich vor deiner Mutter peinliche Fragen stelle! " Auf keinen Fall wäre er fähig, der freundlichen, schönen Frau absichtlich wehzutun.
„Dafür muss ich wohl dankbar sein!" rief Chloe empört.
Er gab den Versuch auf, sie zu überzeugen, und konzentrierte sich darauf, Paul Hamiltons Wagen zu folgen. Fergus war damit zufrieden, dass Chloe seine wahren Beweggründe für den Besuch bei ihrem Vater nicht verraten hatte. Wenn sie das hätte tun wollen, hätte sie es schon getan.
Als er erst einmal mit ihnen am Tisch saß und sie das Essen bestellt hatten, erkannte Fergus schnell, dass die Hamiltons eine glückliche Familie waren. Es zeugte von einer liebevollen Vertrautheit, wie ausgelassen und herzlich sie miteinander umgingen. Seine beiden Cousins und er waren die besten Freunde gewesen, während sie in Schottland aufgewachsen waren, und sein Großvater hatte ihnen allen gegenüber eine wortkarge Zuneigung gezeigt. Aber Neckereien und Gelächter bei den Mahlzeiten hatte es niemals gegeben.
Dieser Abend ließ Fergus erkennen, warum Chloe versucht hatte, sich bei ihm für ihren Vater einzusetzen. Auch wenn ihre Methode ziemlich unklug gewesen war!
„Mein Mann hat mir erzählt, Ihr nächstes Buch sei ein politischer Thriller und Sie seien mitten im Schreiben", sagte Mrs. Hamilton interessiert.
Fergus warf Chloe einen flüchtigen Blick zu. Ihr Gesicht war starr vor Anspannung. Offensichtlich glaubte sie ihm nicht, dass er nur hier war, um mit ihr zu Abend zu essen. Er lächelte Diana an.
„,Mitten im Schreiben' ist übertrieben, ich bin noch bei den Recherchen."
„Müssen Sie viele Vorarbeiten erledigen?"
Fergus legte seine Nervosität ab, während er sich mit Chloes Mutter unterhielt. Sie war zweifellos eine gute Politikerehefrau. Sie nahm einem die Befangenheit und zeigte gleichzeitig echtes Interesse an dem, was gesagt wurde.
„Um Himmels willen", flüsterte Chloe ihm zehn Minuten später zu, als sie ihr Gespräch mit David Latham beendet hatte. „Meine Mutter wollte nur höflich sein. Es war wirklich nicht nötig, ihr Schritt für Schritt deine Nachforschungen zu beschreiben!"
Fergus sah Chloe tadelnd an, bis sie rot wurde. „Welches Thema wäre dir denn lieber, wenn ich mit deiner Mutter rede?" fragte er spöttisch.
Chloe blickte ihn wütend an. „Mir wäre es lieber, du würdest überhaupt nicht mit ihr reden."
„Unter diesen Umständen nicht gerade zweckmäßig. Außer dem mag ich deine Mutter. Ich könnte niemals unhöflich zu ihr sein."
„Ich ... Du ... Oh, iss deine Garnelen!" sagte Chloe
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