Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
über Ihr besonderes Steckenpferd erzählen: der Glaube der Urvölker, das Thema, das Sie bis nach Afrika zieht“, meinte Diane mit lauter Stimme, um den Lärm um sie herum zu übertönen.
„Beides ist eng miteinander verknüpft, wie Sie sich vielleicht vorstellen können“, gab Konrad zurück und ließ den Blick freundlich forschend von Diane zu Anna und wieder zurück wandern. In diesem Moment wandte Tante Agnes sich von der beendeten Zaubervorstellung ab und gesellte sich wieder zu ihren drei Begleitern.
„Tante Agnes, du hast doch sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn Herr von Meinert uns in den nächsten Tagen noch einmal besuchen würde?“, fragte Diane und aus ihrem Gesicht sprach freudige Erwartung. „Am besten am Mittwoch oder Donnerstag, denn am Dienstagabend reist unser Vater wieder ab.“
„Liebe Diane“, wandte Tante Agnes streng ein, „dein Vater wäre sicher enttäuscht, wenn er erfahren würde, dass Herr von Meinert während seiner Abwesenheit bei uns zu Gast war...“
„Natürlich, Tante Agnes“, stimmte Diane zu. „Doch er wird unseren Gast für seine geschäftlichen Gespräche beschlagnahmen, wenn er die Gelegenheit dazu hat...“
„Sag bitte ja, Tante Agnes“, bat Anna.
Die Tante schenkte ihrer jüngsten Nichte ein gutmütiges Lächeln. „An einer gemeinsamen Tasse Tee ist sicher nichts auszusetzen“, sagte sie.
„Auch ich habe keine Einwände“, fügte
Konrad hinzu. „Wie könnte ich auch, bei einer freundlichen Einladung von gleich drei charmanten Damen?“
Konrad machte es nichts aus, Anna – und zur Not auch die Tante der beiden Schwestern - bei dem nächsten Gespräch mit dabei zu haben. Für den Anfang war es kein Problem, die Damen mit interessanten Themen zu unterhalten. Erst später, wenn es wirklich ernst werden würde, dann wollte er sich bemühen, Diane unter vier Augen zu sprechen. Sie war es, auf die es ankam.
Anna war nur eine nette Begleiterscheinung. Erst zu einem späteren Zeitpunkt würde es vonnöten sein, die kleine Schwester und die eifrige Aufpasserin aus ihrem Kreis auszuschließen.
8. Konfrontationen
------- KATHARINA ------
Es war in den frühen Morgenstunden, als sie mit schnellen Schritten den Hügel am Rande des Dorfes Scarheim erklomm. Die Arme vor dem Körper verschränkt, presste sie die beiden geretteten schweren Bücher, die in teures Leder eingebunden waren, an sich. Ihre nach dem Aufstehen sorgfältig
hochgesteckten und unter einem Kopftuch verborgenen Haare hatten sich gelöst. Einige wirre Strähnen fielen in ihr Gesicht, doch sie bemerkte das kaum.
Ihre Wangen brannten wie Feuer und das rechte Bein schmerzte bei jedem Schritt. Doch die Schmerzen ließen sie keinesfalls langsamer gehen, sie ignorierte das heftige Ziehen. Die Bücher, ihre Hände und ein Teil ihrer Kleidung waren schmutzig von Ruß. Es waren ihr schon einige Leute entgegengekommen, denn der Weg von Rubenfels bis zu dem Haus auf dem Hügel war recht weit. Katharina hatte die neugierigen und erschrockenen Blicke gespürt, die auf ihr gehaftet hatten. Aber zum Glück hatte sie niemand angesprochen und sie war, mit gesenktem Kopf und zusammengebissenen Lippen, an den Menschen vorbeigegangen.
Es war auch gleich, ob die Leute sie so sahen, oder nicht. Den Skandal, den es geben würde, konnte sie ohnehin nicht verhindern. Aber verhindern konnte sie, dass das, was ihr heute Morgen widerfahren war, sich jemals wiederholen würde. Auch, wenn das für sie Schimpf und Schande, die Ausgrenzung im Dorf und einen harten Knacks für ihren Stolz bedeuten würde.
Sie musste die beiden Bücher auf der Erde ablegen, um die Haustürglocke zu betätigen.
Einen Moment lang hatte sie den erschreckenden Gedanken, dass die Haushälterin Magarete ihr sogleich die Tür vor der Nase zuschlagen würde, wenn sie sie in diesem verwahrlosten Zustand hier draußen erblickte.
Magarete hatte Katharina sowieso nie sonderlich gerne ins Haus gelassen, hatte ihre negativen Gefühle aber hinter einer sorgfältig aufgebauten Maske der Höflichkeit getarnt. Denn Katharina war schließlich immer ein gern gesehener Gast von Robert Adlam gewesen, und seinen Wünschen hatte die Haushälterin sich schließlich zu fügen. Auch, wenn diese armselige Bauerstochter nun wirklich nicht dem gehobenen Stand ihres Arbeitgebers entsprach und diese Göre nur die Seiten der teuren Bücher in der Bibliothek verknickte, während sie vorgab, diese zu lesen.
Statt Magarete öffnete jedoch Josefine die Tür.
Der
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