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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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jemanden gibt es nicht“, sagte Anna mit fester Stimme. „Wer das von sich behauptet, der ist ein Lügner.“
    „Wer hat Ihnen gesagt, dass es so jemanden nicht gibt?“ erkundigte sich Konrad. „Ein Pfarrer oder ein Atheist?“
    „Der gesunde Menschenverstand“, gab Anna zurück.
    „Und welcher Lehre entstammt Ihr gesunder Menschenverstand?“ fragte Konrad unbeirrt weiter. „Den christlichen Lehren, einer atheistischen Weltanschauung oder einer anderen Glaubensrichtung?“
    „Ich bin Christin“, antwortete Anna.
    „Hat Jesus nicht Wasser in Wein verwandelt?“ wollte Konrad von ihr wissen.
„Jesus war Gott, und kein Mensch.“
    „Haben die Jünger nicht in seinem Namen Wunder vollbracht? Sie waren doch Menschen, oder nicht?“
    „Das war in Gottes Namen. Nicht aus eigener Kraft“, beharrte Anna auf ihren Standpunkt. Die blauen Augen hatten einen trotzigen Ausdruck angenommen, so, als ginge es ihr nicht nur darum, die Existenz von realer Magie ad absurdum zu führen, sondern ihre gesamte Weltanschauung zu verteidigen.
    „In wessen Namen das auch immer war“, meinte Konrad und vergaß nicht, bei dieser kleinen Meinungsverschiedenheit einen freundlichen Gesichtsausdruck und eine entspannte Stimmlage zu behalten, „sie haben es getan und Sie als Christin glauben daran.“
    „Ich glaube nicht an alles, was die katholische Kirche sagt“, erklärte Anna und behielt dabei ihr Trotzgesicht. „Aber daran, dass Gott Wunder wirken kann, glaube ich auf jeden Fall. Er hat alles um uns herum geschaffen. Warum sollte er es nicht nach Belieben verändern können?“
    „Und warum sollte er nicht Menschen geschaffen haben, die ihm in der Fähigkeit, die Natur zu verändern, ähnlich sind?“ fragte Konrad weiter. „Was spricht gegen diese Möglichkeit? Man kann nicht das eine akzeptieren und das andere gleichzeitig völlig ausschließen.“
    Anna starrte ihn aus tiefblauen Augen an und gab keine Antwort mehr.
    „Wie würden Sie denn die Existenz von Magie einem Atheisten erklären?“ kam Diane ihr zu Hilfe. „Ein Atheist kennt keinen Gott, der die Naturgesetze außer Kraft setzt und Menschen schafft, die das ebenfalls können.“
    „Ein Atheist schließt die Existenz Gottes aus, aber nicht die Möglichkeit der Beherrschung der Natur durch den Menschen. Wir sind in seinen Augen doch nur selbst ein Stück der Natur, aus dem Tierreich hervorgegangen. Wir haben die Möglichkeit, uns zu entwickeln, in jede beliebe Richtung. Und wenn sich zu den fünf Sinnen, die wir haben, zufällig noch ein sechster entwickelt, was spricht dagegen? Und wenn dieser sechste Sinn es möglich macht, die neuen Dinge, die wir damit wahrnehmen, zu kontrollieren, wo liegt der Widerspruch?“
    Diane wiegte erstaunt den Kopf hin und her. „Sie scheinen sich mit der Möglichkeit der wahren Magie intensiv beschäftigt zu haben, so, wie Sie Ihren Standpunkt vertreten“, stellte sie fest.
    „Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, bestimmte Möglichkeiten nicht einfach von vorneherein auszuschließen“, antwortete Konrad ihr.
    „Denn man sollte alles zuerst genau prüfen, bevor man ein Urteil fällt. Und manche Urteile brauchen viel mehr Zeit, als sich so mancher Mensch dafür nimmt. Bei vielen Dingen ist die Lebensspanne viel zu kurz, um die Wahrheit zu ergründen.“
    „Und? Haben Sie, was die wirkliche Magie betrifft, schon Ihr Urteil gefällt?“ erkundigte sich Diane und ihr Gesichtsausdruck zeigte an, dass sie durchaus bereit war, sich von ihm überraschen und vielleicht sogar überzeugen zu lassen. Auch Annas Züge waren etwas weicher geworden, ein wenig offener. Unbewusst war sie wohl dabei, Dianes Haltung zu diesem Punkt zu übernehmen.
    „Wenn Sie an einem anderen Tag noch einmal Zeit für mich haben, dann wäre ich gerne bereit, auf dieses Thema näher einzugehen“, kündigte Konrad mit einem geheimnisvollen Lächeln an und erkannte mit Wohlwollen die aufflackernde Neugier in den Gesichtern seiner beiden Begleiterinnen. „Das ist wirklich kein Thema, dass man an einem so unruhigen Ort besprechen kann.“
    Wie zur Bestätigung seiner Worte brach in der sie umgebenden Menschenmenge gerade der Schlussapplaus mit anerkennenden Rufen und gellenden Pfiffen für die Zaubervorstellung aus. Der Zauberer verneigte sich, wobei ihm der spitze, mit goldenen Sternen verzierte Hut beinah vom Kopf gerutscht wäre, wäre er nicht so geistesgegenwärtig gewesen, ihn in letzter Sekunde aufzufangen.
    „Sie wollten uns sowieso noch etwas

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