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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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theatralische Zauberformeln sprach.
    Dianes Augen richteten sich wieder auf sein Gesicht. Er sah sie gespannt an.
    „Sind wir nur kleine Sandkörner auf einer winzigen Erde im Universum? Ist es völlig gleich, ob wir leben oder sterben? Gibt es niemanden dort draußen, den das interessiert? Oder gibt es hinter all dem einen Sinn? Ist es uns Menschen möglich, diesen Sinn herauszufinden?“
    Sie sprach die Fragen langsam aus, betont. Die Frage nach dem Sinn des Lebens schien ihr wirklich schwer auf dem Herzen zu lasten.
    „Das sind schwierige Fragen, die die Menschheit seit jeher beschäftigen“, meinte Konrad.
    „Wohl nicht die richtigen Fragen, um sie auf einem lauten Jahrmarkt zu besprechen“, Diane nickte mit einem kleinen, etwas wehmütigen Lächeln.
    „Vielleicht ist ein Jahrmarkt dafür ein genauso guter Ort, wie jeder andere“, widersprach ihr Konrad. Er warf einen Blick auf den Zauberer, der wild gestikulierend in einer Wolke wabernden, gelben Nebels bemüht war, eine Spielkarte zum Schweben zu bringen. Anna stand ein paar Schritte von ihnen entfernt und unterhielt sich mit einer jungen Frau, die offensichtlich eine Bauernmagd war. „So ein Jahrmarkt ist doch auch nur ein Abbild unserer Menschenwelt im Kleinen. Hier sind die großen Akteure, die alles tun, um das Interesse der Masse auf sich zu lenken. Und da sind die kleinen Leute, die dastehen und staunen und hier und da ihre eigenen Geschäfte erledigen. Jeder, ob er auf der Bühne steht und Bewunderung einheimst, oder ob er vor der Bühne steht und applaudiert, hat im Grunde genommen doch dasselbe Schicksal: Es geht um `s Leben, oft nur um ’s nackte Überleben, oft aber auch um den Spaß am Leben. Und niemand von Ihnen weiß, wohin das alles führt. Ob die kleinen guten Taten irgendwann einmal ihre große Belohnung finden. Ob die kleinen Sünden irgendwann einmal grauenvoll bestraft werden. Oder ob wir alle ins Nichts wandern und weder unsere guten, noch unsere schlechten Taten irgendjemanden dort draußen interessieren.“
    Statt ihm zu antworten blickte Diane zu Anna, die sich aus ihrem Gespräch mit der jungen Magd gelöst und nun den Weg zurück zu ihnen eingeschlagen hatte.
    „Warum macht ihr denn so ernste
    Gesichter?“ fragte Anna mit lauter Stimme über das Händeklatschen der Menschen hinweg, die gerade Zeuge geworden waren, wie eine Spielkarte zwei Meter über ihren Köpfen einen ‚Salto Mortale‘ gemacht hatte. „Hier ist es doch wirklich lustig!“
    „Ja, es ist schön, hier, Anna“, bestätigte Diane. „Wir reden nur.“
    „Ich habe genau gesehen, wohin der Zauberer den Hasen gesteckt hat, als er ihn in eine Mohrrübe verwandeln wollte“, teilte Anna ihnen lachend, mit geröteten Wangen, mit. „Die Hasennase ist unter dem Stoffbehang seines Zauberpultes aufgetaucht und hat auf der Erde rumgeschnuppert. Der ganze Hase passte wohl leider nicht durch den Spalt, dort unten, sonst wäre er wohl in die Zuschauer gehoppelt! Ein feiner Zaubertrick!“
    Konrad und Diane stimmten in ihr fröhliches Lachen mit ein. Ein wunderbares Mädchen war das, dachte Konrad sich. Keine Spur eines Adelsdünkels. Ein hübsches Gesicht mit einem ansteckenden Lachen. Zumindest zu diesem ungezwungenen Anlass könnte man meinen, man hätte es mit einem auf dem Land aufgewachsenen Bürgerkind zu tun. Das war wohl auf die Erziehung der ebenso wunderbaren nur wenige Jahre älteren Schwester zurückzuführen: arme, unwissende Mädchen. Gute Seelen, die man leicht zerbrechen konnte. Diane würde ihm sehr nützlich sein, mit ihrem Wissensdurst und ihrer Offenheit. Aber in seinen Händen würde sie sich umformen, nicht mehr dieselbe bleiben. In einem makabren Sinn konnte er ihr geben, wonach sie verlangte und damit ihrer Seele einen derben Schlag versetzen.
    „Dir kann man wirklich nichts vormachen, Anna“, meinte Diane und nahm die kleine Schwester kurz in den Arm. „Du hast die Augen überall.“
    „Er ist ein mittelmäßiger Illusionist“, bemerkte Konrad mit einer Geste in Richtung des Zauberers, der noch immer Tante Agnes‘ ganzes Interesse auf sich zog. „Ein wirklicher Magier hätte es nicht nötig, sich auf einem Jahrmarkt zur Schau zu stellen.“
    „Ein wirklicher Magier ?“ wollte Anna sofort wissen und die Neugier stand ihr dabei ins Gesicht geschrieben. Auch Diane sah ihn fragend an. „Was verstehen Sie unter einem wirklichen Magier ?“
    „Genau das, was ich sage“, lächelte Konrad. „Jemand, der keine Tricks benötigt.“
    „So

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