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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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der vor zehn Jahren den Priester verraten und seinen Schüler Nicolas getötet hatte, funkelten im schwachen, von durchziehenden Wolken gedämpften Sternenlicht wie schwarze Perlen.
    Ohne sich von Konrads Weigerung beirren zu lassen, begann der Priester, ihm darzulegen, was es genau mit Robert Adlams Angebot zu einem Gespräch auf sich hatte. „Unser Aufeinandertreffen liegt bereits ein paar Stunden zurück“, erläuterte er Konrad. „Wir haben seither sehr ausführlich geredet und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass sich weitere Gespräche vielleicht lohnen könnten.“
    Konrad schüttelte unwillig den Kopf. Auch auf diese Geste des Zweifels reagierte der Priester nicht.
    „Wir sind auf dem Weg, eine Annäherung zu finden, auch, wenn er recht viel dafür verlangt...“, fuhr der Priester fort.
    „Das ist ein billiger Trick“, warf Konrad ein.
    „Sei still!“ wies ihn der Priester unvermutet heftig zurecht. Konrad schreckte zurück: Niemals zuvor hatte er die Stimme des Priesters in einem derart zornigem Tonfall vernommen. Doch gleich darauf, nur einen Atemzug später, fuhr sein Meister mit altbekannter Ruhe in seinen Erklärungen fort. „Wir wissen, dass der, der sich unserer Mittel bedient, sehr schnell lernt, dass dies der einzige Weg ist, sich von den anderen armen, schwachen Würmern, die sich Menschen nennen, abzuheben. Wir wissen, dass die magischen Worte unseres Bekenntnisses unsere Bindung an die Mächte betonen und verstärken, denen sich unsere Gemeinschaft zugehörig fühlt. - Ich glaube nicht, dass hier ein anderer Mensch vor uns steht, als der, der noch vor einigen Tagen mit Feuer unter unseren Brüdern gewütet hat. Ich bin auch nicht dem Irrglauben anheimgefallen, ein Mensch könne von einem Tag auf den anderen, wie durch ein Wunder, seinen innersten Charakter ändern.
    Wenn du mich der Dummheit bezichtigen willst, dann zeigt das nur, dass du nichts begriffen hast, von alle dem, was ich dir schon seit Monaten immer und immer wieder sage: Ich habe nie darauf gewartet, dass ein Wunder geschieht und eine reinweiße Seele sich in unser dunkles Gewand zu hüllen wünscht. Ganz im Gegenteil: Ich habe auf einen natürlichen Prozess gewartet, der eines Tages einsetzen musste, denn ich habe ihn schon seit Jahren vorhergesehen: Hier hat sich nicht plötzlich eine weiße Seele zu unserer Gemeinschaft bekannt, sondern es ist jemand zurückgekommen, der uns seit jeher angehörte.“
    „Und wie können wir sichergehen, dass er sich nicht plötzlich wieder entschließt, sich gegen uns zu wenden?“ erkundigte sich Konrad und achtete dabei darauf, seinen gewohnten ruhigen, gemäßigten Tonfall anzuschlagen.
    Robert sah mit seinen glitzernden Augen zu ihm auf. „Du willst eine Sicherheit ?“ erkundigte er sich. „Jahrelang seid ihr hinter mir her gewesen, wie der sprichwörtliche Teufel hinter der Seele. Und nun, wo ihr endlich euer Ziel erreicht habt, verlangst du von mir eine Sicherheit? - Es wird dir wohl genügen müssen, wenn ich dir sage, dass ich euch hiermit wieder zur Verfügung stehe. Allerdings nicht bedingungslos.“
    „Dein Hochmut kennt wohl keine Grenzen“, gab Konrad böse zurück.
    „Er hat seine Bedingungen, und ich habe meine“, erklärte der Priester ruhig. „Wir haben bereits darüber geredet und ich denke, wir können uns einig werden.“
    Daraufhin blieb Konrad nur noch ein stummes Kopfschütteln übrig. Der Priester wandte sich nun wieder an Robert, in einem vertrauensvollen Tonfall, den Konrad als absolut widersinnig empfand. „Eine Hand wäscht die andere, sagt man“, begann er mit seiner tiefen, harmonischen Stimme. „Du verlangst viel von mir, und darum werde ich auch viel von dir verlangen. Du hast meine Pläne durchkreuzt, indem du diesen kleinen Jungen aus meinen Händen gerissen hast. Natürlich liegt es nun an dir, für angemessenen Ersatz zu sorgen.“
    „Ich bin überzeugt“, sagte Robert, „dass du mit einem ‚angemessenen Ersatz‘ ganz spezielle Vorstellungen verbindest.“
    „Ja“, bestätigte ihm der Priester. „Es gibt einen Jungen, den ich für beinah ebenso brauchbar halte, wie den Sohn deines Pferdepflegers. – Er heißt Bernhard von Roder.“
    Konrad konnte sich in dem Moment, als der Name fiel, ein kleines Lächeln nicht verkneifen: Dianes kleiner Bruder sollte also für Roberts Schuld büßen: Eine herrlich Idee. Dieser Giftpfeil hatte Robert sichtlich nicht verfehlt. Nun musste ihm wohl klar sein, dass dem Priester nicht entgangen war,

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