Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
mittlerweile eifersüchtig? Oder hat er zwischendurch auch noch Zeit, mit dir zu vögeln?“
Die beiden Knechte brachen in höhnisches Gelächter aus. Eine ältere Dame, die vorüberging, wandte sich, entsetzt über die obszöne Wortwahl, kurz zu den beiden um. Als sie jedoch die beiden stämmigen Kerle mit ihren feisten Gesichtern erblickte, beschloss sie, sich möglichst schnell von diesem Ort zu entfernen.
Josefine blieb nicht stehen, sondern ging in unverändertem Tempo auf die Männer zu. Sie kannte die beiden Krawallschläger und wusste, dass sie sich einzig durch ihre lauten Mundwerke auszeichneten und sonst nichts von ihnen zu befürchten war.
„Erst diese adelige Tante, und sofort danach die Katharina!“ höhnten sie weiter. „Alle Hände voll zu tun, hat der Kerl! Und für seine kleine, private Hure bleibt da wohl nicht mehr viel übrig!“
Josefine beschloss, auf die Lästereien der beiden überhaupt nicht erst einzugehen. Das würde nur das böse Blut zusätzlich in Wallung bringen. Sie wollte schon an den beiden einfach wortlos vorbeigehen, als zu ihrer Überraschung einer der Knechte mit seiner Bauernpranke nach ihrem Arm griff und sie festhielt. „He, wohin so schnell, kleine Schlampe?“ fragte er sie und zeigte grinsend ein Gebiss, in dem trotz seiner jungen Jahre schon mehrere Zähne fehlten.
Josefine gefiel diese Behandlung überhaupt nicht, und sie reagierte entsprechend genervt:. „Kriech wieder zurück in deinen Misthaufen, wo du hingehörst“, schnauzte sie ihn an und riss ihren Arm gewaltsam los.
Sein Kumpel stieß abermals ein lautes, fieses Lachen aus. Doch der andere, den sie beleidigt hatte, funkelte sie zornig an: „Dreckiges Flittchen!“ stieß er hervor und die dabei durch die Zahnlücken gepresste Luft pfiff hörbar.
Josefine warf daraufhin nur einen kurzen, bösen Blick über die Schulter zu ihm zurück, und setzte unbeirrt ihren Weg fort. Doch die beiden Kerle folgten ihr. Sie konnte ihre geräuschvollen Schritte hinter sich deutlich hören.
„Treibt ihr’s alle drei zusammen, du und die Kleine und dein Chef?“ hörte sie die nervenaufreibend boshaften Stimmen weiterhin hinter ihrem Rücken. „Wenn du nicht parierst, wirst du dann zu dem bissigen schwarzen Gaul gesperrt? Oder kommt sein Schlägertrupp bei euch vorbei?“ Die beiden Männer lachten wieder. Sie spürte deutlich, dass sie ihr immer näher kamen.
„Hat er dich auch mitgenommen, als er den Philip abgeschlachtet hat?“, meinte einer der beiden gehässig. „Macht dich so etwas an?“
Josefine fuhr herum, mit wutblitzenden Augen. „Haltet eure blöden Schnauzen, ihr Pestratten! Sonst könnt ’s sein, dass einer von euch der nächste ist, der morgen nicht mehr aufwacht!“
Mit einem kleinen Abstand zu ihr blieben die beiden Knechte stehen und starrten sie böse an.
„So ist’s also...“, sagte der eine mit einem gemeinen Lächeln. „Er mordet auf Bestellung...?“
„Ihr solltet ’s besser nicht ausprobieren!“ fauchte Josefine die beiden wütend an.
„Hast du das der Polizei gesagt?“ fragte der andere ohne sich beirren zu lassen. „Sicher nicht, sonst hätten sie den Mörder schon hingerichtet: Genau das, worauf wir alle warten...!“
„Ihr habt ja keine Ahnung!“ schimpfte Josefine erzürnt. „Ihr seid nur dämliche Mistkäfer!“
„Und du bist ein Mörder-Flittchen!“ kam die lautstarke Antwort. „Und nicht das einzige, wie mir scheint...!“
Josefine hätte den beiden Idioten am liebsten schallende Ohrfeigen verteilt, doch sie riss sich zusammen. Zurück zu brüllen und Handgreiflichkeiten herauf zu schwören würde ihr in diesem Fall überhaupt nicht helfen, sondern die Situation nur noch verschlimmern. Sie sollte besser ihre Ohren auf Durchzug schalten und ihren Weg fortsetzen.
Deshalb bemühte sie sich, ihre Wut zu zügeln und die Kerle ab jetzt zu ignorieren. Sie wandte sich abrupt wieder von ihnen ab und ging – mit etwas schnelleren Schritten, als geplant
– weiter in Richtung Marktplatz.
Die Knechte lachten ihr nach, riefen noch einige obszöne Beleidigungen, doch erstaunlicherweise blieben sie diesmal stehen und kamen ihr nicht mehr hinterher. Als sie um die nächste Ecke gebogen und somit außer Sichtweite der gemeinen Kerle war, blieb sie einen Augenblick lang stehen, um tief durchzuatmen. Eine solch heftige Anfeindung hatte sie bisher noch nie erlebt, ganz sicher nicht. Sie hoffte, dass dies ein Einzelfall bliebe, der auf die kranken Gehirne dieser beiden
Weitere Kostenlose Bücher