Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Männer zurückzuführen war.
„Josefine? Alles in Ordnung?“
Sie zuckte zusammen, als sie eine weitere, recht raue Männerstimme mit ihr reden hörte, und blickte erschreckt auf. Josefine sah in das runde Gesicht Jakobs, eines Scarheimer Bauernsohnes. Er schaute besorgt aus.
„Ja“, erwiderte Josefine schnell, obwohl ihr noch ganz übel war vor unterdrückter Wut.
„Ist was passiert?“ erkundigte sich Jakob weiter.
„Nee“, meinte Josefine. „Alles bestens. Danke.“
Sie hatte überhaupt keine Lust, auch nur ein weiteres Wort über die Dinge zu verlieren, die soeben vorgefallen waren. Deshalb brachte sie ein etwas gequältes Lächeln zustande, um ihrem Gegenüber zu versichern, dass alles in bester Ordnung war.
„Josefine?“ Jakob sprach ihren Namen wie eine Frage aus.
Josefine blickte ihn abwartend an.
„Ich... ich habe hier auf dich gewartet. Weil ich weiß, dass du jeden Mittwoch hierher zum Markt gehst...“
„Ach soo...“, erwiderte Josefine gedehnt. Sie war in einer Verfassung, in der sie auf sämtliche Feindseligkeiten gefasst war. Auch, wenn ihr Jakob eigentlich als ein guter Kerl bekannt war: Der große Bruder Katharinas, der zwar nicht so schlau war, wie seine Schwester, aber ein anständiges Gemüt besaß.
„Ich hab ’ne Bitte an dich“, fuhr er fort. Sein Blick war verlegen, seine Stimme klang unsicher.
„Warum geht’s?“ erkundigte Josefine sich.
„Du... du siehst doch meine Schwester... jeden Tag“, meinte er.
„Ja“, nickte Josefine. „Wenn du sie besuchen willst...“
„Ich glaube... sie will niemanden von uns sehen“, warf Jakob ein. „Und Herr Adlam... Ich meine, das, was mit dem Rothans passiert ist... Ich muss sagen, ich habe etwas Angst...“
Mir geht es nicht anders , hätte Josefine beinah gesagt. Doch dies war nicht die richtige Antwort. Sie musste sich ständig ins Gedächtnis rufen, wie gut ihr Chef zu ihr war und dass er ihre Loyalität verdient hatte.
„Soll ich ihr was von dir sagen, Jakob?“ fragte sie den jungen Bauern.
Jakob griff in die Tasche seiner abgetragenen, viel zu weiten Hose und holte ein kleines, verschnürtes Päckchen hervor. „Ich hab‘ hier was für sie. Weißt du: Ich muss mir dauernd Gedanken um sie machen, ob es ihr auch gut geht, und so. Ich weiß nicht, warum sie da oben zu Herrn Adlam gegangen ist, und wie es ihr da geht. Aber ich bin doch noch immer ihr großer Bruder, und als großer Bruder muss man eigentlich die Schwester beschützen...“
Josefine nickte. „Ja, ich weiß, was du meinst.“
„Und jetzt kann ich gar nichts für sie tun, und weiß auch nicht, wie’s ihr geht...“, fuhr Jakob betrübt fort und hielt Josefine das Päckchen hin, das er in den Händen trug.
„Es geht ihr gut“, versuchte Josefine, ihn zu beruhigen. „Herr Adlam kümmert sich um sie. Weißt du: Sie sagen alle, dass es ein Ehebruch ist, das weißt du sicher. Sie sagen, dass Katharina einfach so vom Rothans weggelaufen ist, um zu Herrn Adlam zu gehen und dass die beiden jetzt zusammen leben. Aber das ist nicht wahr. – Der Rothans hat die Katharina geschlagen...“
Jakob machte große, besorgte Augen. „Oh, Mann...“, murmelte er.
„Herr Adlam ist nur gut zu ihr“, erklärte Josefine ihm weiter. „Aber das will keiner wahr haben, alle glauben nur an die Geschichte vom Rothans. Weil Herr Adlam einfach bei den meisten Leuten unten durch ist, in Scarheim, und auch in Rubenfels.“
„Ich... ich kenne den Mann kaum“, meinte Jakob zögernd. „Ich hab‘ nichts Gutes von ihm gehört, sicher nicht. Und dass Katharina bei ihm ist, macht mir Angst. Ich möchte‘ dir glauben, Josefine, dass er gut zu ihr ist. Aber ich glaub‘ nicht, dass der Rothans sie geschlagen hat...“
Er drückte ihr das kleine Päckchen in die Hand, als sie es nicht von selbst nahm. „Hier. Es ist für meine Schwester. Es ist ein Kreuz, das sie beschützen soll, wenn’s ihr schlecht geht. – Sag‘ ihr, dass ich sie lieb hab‘, auch, wenn’s manchmal nicht so ausgesehen hat.“
Jakobs Wangen färbten sich bei dem letzten Satz rot und er schlug verlegen den Blick nieder.
Diese schüchterne Geste berührte Josefines Herz.
„Is‘ gut, Jakob. Ich denk‘, sie wird wissen, was sie an dir hat“, versuchte sie ihn, zu ermuntern, während sie das kleine Päckchen in ihrer Rocktasche verstaute. „Ich wird’s ihr bringen. Sie freut sich bestimmt.“
„Ich hoffe“, murmelte Jakob mit noch immer gesenktem Blick.
Josefine gab
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