Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
Vom Netzwerk:
erträglich. Die Dienstboten schlichen durch die Räume mit betretenen Gesichtern und verständigten sich untereinander in verhaltenem Flüsterton. Es war beinah so, als liege jemand im Haus im Sterben oder sei bereits verstorben. Sie musste irgendetwas unternehmen, konnte nicht mehr länger hier sitzen und warten.
    Wieder einmal zu Konrad zu flüchten, das schien ihr einfach zu aufdringlich. Sie konnte doch nicht ständig seine Freundlichkeit ausnutzen und immer dann zu ihm gehen, wenn eine große Sorge sie plagte! Dafür waren sie sich einfach noch zu wenig vertraut. Doch da war ein anderer Mensch, nach dem ihr Herz sich sehnte, der sie bis in ihre nächtlichen Träume hinein verfolgte. Sie hatte noch immer viel zu viel Liebe für Robert in sich, um ihn vergessen zu können.
    Und wer weiß: Vielleicht hatte Konrad sich ja doch geirrt, und die Gerüchte um diese andere Frau gehörten nur zu den vielen Bösartigkeiten, die allgemein erzählt wurden, genau, wie das böse Gerücht, dass Robert ein Mörder sein sollte. Vielleicht würde sie zumindest in diesem einen Punkt Ruhe finden, wenn sie sich mit eigenen Augen überzeugte, was im Hause Adlam vor sich ging. Vielleicht war der schmerzhafte Knacks, den ihr Herz erlitten hatte, tatsächlich heilbar.
    Aber wie konnte sie das Haus für eine so lange Zeit verlassen, dass es für einen Ritt nach Scarheim hin und zurück reichen würde? Was wäre, wenn sich inzwischen ein neuer Hinweis darauf ergeben würde, was mit ihrem kleinen Bruder geschehen war? Und sie war nicht anwesend, um die Neuigkeit, ob gut oder schlecht, zu hören? Was, wenn Bernhard gar inzwischen zurückkehren würde, und sie war nicht daheim, um ihn in ihre Arme zu schließen?
    Sie schüttelte entschieden den Kopf, um diese lange Kette von ‚Wenn‘ und ‚Aber‘ aus ihren Gedanken zu vertreiben. Hier, in diesem von lähmender Traurigkeit verpesteten Haus, würde sie rein gar nichts Konstruktives ausrichten können. Man wagte ja nicht einmal, laut zu sprechen, aus Angst, die lastende Totenstille zu zerreißen und irgendwelche Gespenster aufzuwecken, die um sie herum lauerten.
    Wenn sie gleich morgen früh, noch vor Sonnenaufgang, los ritt, dann könnte sie am späten Abend wieder zurück in Lindheim sein. Anna würde ihr sicher ihr Pferd borgen, den schnellen Fuchs der Adlam-Zucht. Damit sollte der Weg in einem Tag zu schaffen sein, und mittendrin gab es genug Zeit, um Robert einen Besuch abzustatten. Gesetzt den Fall, er würde sie überhaupt in sein Haus lassen. Ob der Grund hierfür nun – wie er selbst behauptet hatte – die Sorge um ihre Sicherheit war, oder schlicht und einfach die Anwesenheit einer anderen Frau in seinem Haus.
    ------- KATHARINA ------
    Die Treppe ins Erdgeschoß hinunter zu gelangen, war mit Josefines Hilfe einfacher gewesen, als sie gedacht hätte. Und nun saß sie in der von wildem Wein umwucherten Gartenlaube. Vereinzelte Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg durch das Blätterdach zu ihr hinein und zauberten funkelnde Sterne um sie herum. Es war das erste Mal seit vielen Tagen, dass Katharina das Haus verlassen hatte. Der Anblick der vielen bunten Frühlingsblumen im Garten hatte ihr Herz höher schlagen lassen. Und mit dem intensiven Gefühl, dass die Natur mit all ihren Kräften aus dem Winterschlaf erwacht war, spürte auch sie neues Leben in sich. Der Garten war ein wenig verwildert. Der Gärtner schien eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen zu sein, vielleicht hielt auch er sich aufgrund der allgemeinen negativen Stimmung fern.
    Katharina lehnte sich auf der breiten Holzbank zurück und ließ die Gedanken schweifen. Sie wollte hier einfach nur entspannen und die herrliche, duftende Luft genießen. Schneller Hufschlag holte sie jedoch aus ihren Träumen zurück. Sie beugte sich vor, um durch das arkadenförmige Tor der Laube auf den Gartenpfad zu spähen, der zur Haustür führte.
    Sie vernahm das quietschende Geräusch, als die eiserne Gartenpforte außerhalb ihres Sichtfeldes geöffnet wurde, dann trabte das Pferd wieder an. Normalerweise wurden die Reitpferde von Besuchern von außen an den Eisenzaun gebunden, und die Leute setzten ihren Weg über das Grundstück zu Fuß fort. Als sie jedoch das große, schwarze Pferd erblickte, das von seinem Reiter erst kurz vor der Eingangstreppe gestoppt wurde, wusste sie natürlich, dass es sich hier nicht um Besuch handelte: Robert war nach zwei Tagen Abwesenheit wieder zurückgekehrt. Sie beobachtete, wie er mit einem

Weitere Kostenlose Bücher