Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
dass ich zu ihm kam.
„Ich denke, dies ist der richtige Zeitpunkt für ein klares Wort“, sagte er zu mir. Mit der linken Hand winkte er jedoch im selben Moment seinen Schüler zu sich heran, auf dessen Anwesenheit ich ohne weiteres verzichten konnte.
„Ein klares Wort unter vier Augen“, wies ich ihn deshalb auf meine Antipathie hin.
„Nein, mein Freund“, erwiderte jedoch er. „Es geht nicht zuletzt um die Feindseligkeiten zwischen euch, die mir ein Dorn im Auge sind.“
Er führte uns hinunter zum Fluss. Hinter unserem Rücken verließen die letzten seiner Leute den Ort des Geschehens, die Lichter verlöschten. Doch des Priesters Schüler trug eine Fackel in der Hand, die er entzündete und am Flussufer in den sandigen Boden rammte. Der Priester entledigte sich seiner Kapuze und warf diese auf die Erde zu seinen Füßen. Dann sah er seinen Schüler an, mit einem Blick, der nicht eben freundlich zu nennen war:
„Du kennst mein Gesicht, und du kennst auch seines. Der Höflichkeit halber solltest du dich nun auch ihm vorstellen.“
„Ich sagte dir bereits mehrfach, dass ich an seiner Ehrlichkeit zweifle“, erwiderte dieser jedoch, in ausgesprochen ruhigem Tonfall. „Und nichts hat mich bisher vom Gegenteil überzeugt.“
„Es ist kein Wunder, dass ihr dauernd wie zwei dumme Kinder aneinander geratet“, stellte der Priester sichtlich verärgert fest. „Roberts Dickkopf war mir bereits seit langem bekannt. Aber dass du ihm derartig erfolgreich nacheiferst, erstaunt mich wirklich!“
„Lass ihn“, warf ich ein. „Mir ist sein Gesicht egal. Schick den Kleinen nach Hause.“
„Niemand von uns wird nach Hause gehen“, betonte der Priester mit erhobener Stimme, „bis ihr euch nicht wie zwei erwachsene Menschen benehmt. Leg deine Kapuze ab, Konrad!“
Nun war sein Name gefallen. Und das lag ganz und gar nicht im Interesse meines Gegenübers. Ich spürte deutlich die Kälte seines Zorns, der sich gegen mich – und auch gegen seinen Meister richtete. Und mir war klar, dass auch der Priester diese Gefühle Konrads deutlich wahrnehmen konnte. Konrad gehorchte ihm nicht. Er stand nur bewegungslos da und starrte den Priester durch die schmalen Sehschlitze an.
Ich war dieses Theaters mehr als nur überdrüssig.
Mir lag eine Bemerkung des Priesters auf dem Herzen, die einer Klärung bedurfte. Dazu brauchte ich weder des Priesters Schüler, noch irgendwelche unnütz langen Diskussionen.
„Tu, was dein Meister dir sagt, oder hau ab“, schlug ich Konrad deshalb vor.
Dieser griff nun tatsächlich nach seiner Kapuze und warf sie neben der des Priesters auf den Boden. Der Anblick seines Gesichts überraschte mich: Die Gefühlskälte, die von diesem Menschen ausging, zeichnete sich in keiner Weise in seinen Zügen ab. Seine Mimik war freundlich und gefällig, seine Augen strahlten eine in diesem Moment befremdliche Wärme aus. Auch dass er ein wenig älter war, als ich selbst, passte nicht in das Bild, das ich mir von ihm gemacht hatte. Er hob den Kopf, blickte mir in die Augen und erklärte in einem verächtlichen Tonfall: „Mein Name ist Konrad von Meinert. – Und wenn du, Robert Adlam, uns an der Nase herumfährst, dann bist du so gut wie tot.“
„Danke“, sagte ich. „Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“
Natürlich wusste ich, dass ich mich vor ihm in Acht nehmen musste. Er war nicht zu unterschätzen, sonst stände er jetzt nicht an des Priesters Seite. Aber er brauchte nicht unbedingt zu wissen, wie ernst ich ihn nahm.“
„Nun setzt euch“, wies der Priester uns an, ohne sich um unseren neuerlichen Zwist zu kümmern.
Wir nahmen auf den großen Ufersteinen Platz, die brennende Fackel in unserer Mitte.
„Es geht mir heute darum, ein – für allemal für klare Verhältnisse zu sorgen“, begann der Priester sogleich. „Damit jeder für die Zukunft weiß, wo er seinen Platz hat.“
Ich fühlte deutlich, wie Konrads Blick auf meinem Gesicht haftete, obwohl ich selbst den Priester ansah. Es war offensichtlich, dass er durch mich seinen hohen Rang bedroht sah, und wahrscheinlich auch seine Ehre. Deshalb hatte er mich unwiderruflich zu seinem Feind erklärt.“
„Konrad“, wandte der Priester sich an ihn. Konrad drehte seinen Kopf nur sehr langsam in Richtung des Meisters. „Ich habe lange gebraucht, um jemanden zu finden, der mir meinen lieben Schüler Nicolas ersetzen konnte. Doch schließlich bin ich auf dich gestoßen, und unsere Zusammenarbeit hat von Anfang an
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