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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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besorgniserregend krank aussehenden Bruder auf dem Weg zu ihrem Chef.
    Magarete öffnete ihnen die Haustür, eine prächtige, schwere Eichentür, die in ihrem Erscheinungsbild darauf ausgerichtet zu sein schien, etwaigen Besuchern Respekt einzuflößen.
    „Ist Herr Adlam zu sprechen?“ erkundigte sich Johannes für seinen Bruder, der einen Schritt hinter ihm stand und scheinbar doch nicht ganz den Mut aufzubringen vermochte, Robert Adlam freiwillig gegenüber zu treten.
    „Ja. Er ist im Büro“, gab Magarete ihnen Auskunft.
    Die Haushälterin trug, wie immer, eine blendend weiße Schürze und schien über das schmutzige Stallpersonal innerlich die Nase zu rümpfen. Doch es war leider ein Gebot der Höflichkeit, die beiden Männer zumindest für den Anfang in den Flur hineinzulassen.
    „Bleibt hier stehen. Ich frage nach, ob er Zeit für euch hat“, gebot sie ihnen, wandte sich um und stieg die imposante, breite Holztreppe in den oberen Stock hinauf.
    Das Haus war eher als ein kleines Schloss zu bezeichnen. Johannes staunte immer wieder, wenn sein Weg ihn, was selten vorkam, in dieses beeindruckende Gebäude führte. Im zweiten Stock gab es eine Galerie, die von demselben Geländer begrenzt wurde, dass sich auch neben der Treppe befand. Das Geländer war mit zierlichen, detaillierten Schnitzornamenten ausgestattet und die Treppe mit dicken Teppichen belegt. Durch hohe, stets geschlossene Türen, konnte man vom äußerst geräumigen unteren Flur aus in zahlreiche Räume gelangen. Die Wände im Treppenhaus waren mit antiken Gemälden behangen, ausschließlich Landschaftsmotive und nichts, was Johannes irgendwie bekannt vorkam. Kein einziges Bild von der Heimat. Zwischen den Gemälden waren silberne Kerzenleuchter befestigt, und Magarete sorgte dafür, dass die Kerzen im ansonsten recht lichtlosen Treppenhaus stets brannten.
    Die Haushälterin kam die Treppe wieder hinuntergeeilt und erst, als sie unten angekommen war, teilte sie ihnen kurz angebunden mit. „Ihr dürft hinaufgehen. Ihr wisst ja, wo sein Büro ist.“ Dann verschwand sie hinter einer der hohen Türen.
    Also machten die beiden Brüder sich auf den Weg die breite Treppe hinauf, in den oberen Stock. Das letzte Mal, als Johannes diese Stufen betreten hatte, war mindestens schon ein halbes Jahr her.
    Johannes klopfte an der Bürotür an und Herr Adlams’ Stimme bat sie beide herein.
    Das Büro hatte nichts von dem Prunk des Treppenhauses und der beiden Flure. Herr Adlam stand hinter dem Schreibtisch und blickte die beiden Pferdepfleger an. Nach kurzem Zögern räusperte Heinz sich.
    „Herr Adlam, mein Sohn Lukas ist nicht zu finden. Ich... ich mache mir Sorgen. Wir haben ihn jetzt so lange gesucht …“
    Robert Adlam schien kurz zu überlegen, dann nickte er. „Danke, Heinz, dass du mir Bescheid gibst. Jetzt geh besser nach Hause und ruh dich aus. Und du, Johannes, machst den Schwarzen für mich fertig. Ich komme in ein paar Minuten runter zum Stall.“
    Johannes traute seinen Ohren kaum. Hatte er seinen Chef wirklich sagen hören, Heinz solle sich ausruhen? Wo er doch sonst stets darauf bedacht war, ihn möglichst oft zur Arbeit anzuhalten? Anscheinend hatte das klägliche Bild des Jammers, das Heinz heute bot, nun doch endlich eine Regung in ihrem Chef ausgelöst.
    „Wir haben den ganzen Waldrand abgesucht, sämtliche Koppeln, und auch im Dorf haben wir nachgefragt“, sagte Johannes, denn er war der Ansicht, dass diese Informationen dringend nachgeliefert werden mussten. „Falls Sie nach ihm suchen wollen, meine ich“, fügte er hinzu.
    „Ich dachte mir schon, dass ihr bei eurer Suche gründlich gewesen seid“, antwortete Herr Adlam. „Deshalb macht jetzt bitte, was ich euch sage. Es ist möglich, dass ich euch helfen kann.“
    Diese Worte ärgerten Johannes. Sie klangen wieder einmal genauso arrogant, wie er Robert Adlam von jeher kannte: Wartet ab und seht, wie ich die Sache löse!
    Die beiden Brüder verließen das Büro und entschieden eher widerwillig, erst einmal ihrem Chef Folge zu leisten.
    ------- LUKAS ------
    Er hatte sich bereits mehrmals in die Hose gemacht, die nass an seinen Beinen klebte.
    Ein widerlich schmeckendes, dickes Knäuel steckte in seinem Mund. Die Mundwinkel brannten unter dem straff angezogenen Streifen Stoff, der ihn daran hinderte, es auszuspucken. Wenn er wieder mal weinen musste, dann gab er unkontrollierte, quiekende Laute von sich. Ein Seil war schmerzend fest um die beiden Handgelenke gebunden und mit dem

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