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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Büro“, erklärte er in sachlichem Tonfall, ohne weitere Erklärungen. Dann ließ er die beiden Brüder stehen und ging in den Stall.
    „Was will er tun? Lukas herbeizaubern ?“ fragte Johannes Heinz in leisem Ton, nachdem sie sich einige Schritte vom Stall entfernt hatten.
    Heinz zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht will er mich einfach zur Schnecke machen, weil ich nicht gut genug auf ihn aufgepasst habe. Weil ich ja doch alles verkehrt mache, in seinen Augen.“
    Johannes schnaubte verächtlich und die beiden schlugen den nicht weiten Weg zum Heuschober ein, wo der Junge hoffentlich selig träumend vor sich hin schlummerte.
    „Warum hast du ihm überhaupt erzählt, dass du nach Lukas suchst?“ erkundigte Johannes sich.
    „Weiß nicht“, gab Heinz zu. „Er stand plötzlich vor mir, und ich musste was sagen. Hätte ja sein können, dass er den Jungen irgendwo gesehen hat.“
    „Hätte nicht gedacht, dass ihn das überhaupt interessiert.“ Johannes öffnete das Tor zur Scheune und der warme, angenehme Duft des Heus breitete sich um sie herum aus.
    Lukas war weder im Heuschober, noch sonst irgendwo in der Nähe zu finden. Heinz’ ältester Sohn Tom und auch die kleine Marie beteiligten sich an der Suche nach ihrem kleinen Bruder im Waldrandgebiet. Doch auch dort konnten sie Lukas nirgendwo entdecken. Auch auf ihr Rufen meldete der kleine Junge sich nicht.
    Erst nach drei Stunden ließ Heinz sich überreden, nicht noch tiefer in den Wald vorzudringen und die Suche - zumindest für eine Weile - zu unterbrechen.
    Johannes machte sich mittlerweile ernsthafte Sorgen um seinen Bruder, denn dieser schien mit jeder verstreichenden Stunde verzweifelter zu werden. Heinz rief ohne Pause andauernd den Namen seines jüngsten Sohnes, und seine Stimme wurde dabei immer zittriger, sodass man ihn am Ende kaum noch verstand. Johannes legte tröstend die Hand auf die Schulter des Bruders, als sie sich auf den Rückweg zum Haus von Robert Adlam machten.
    „Junge, es ist nicht mal Mittag. Wenn Lukas Hunger kriegt, dann taucht der kleine Schlingel bestimmt plötzlich wieder daheim auf und die ganze Aufregung war umsonst. Na, dann hat er sich aber eine Tracht Prügel verdient, was?“
    Heinz rieb sich die geschwollenen Augen und sagte nichts. Er starrte nur zermürbt auf seine Füße, während sie nebeneinander hergingen.
    „Papa, da hat Onkel Hannes recht“, stimmte Tom zu. „Lukas weiß genau, dass er nicht über Nacht wegbleiben darf. Ich hab’ das noch nie im Leben gemacht.“
    „Vielleicht ist ihm was passiert“, warf die kleine Marie ein und sah an ihrem großen Bruder Tom hoch. „Vielleicht ist er in den Fluss gefallen, oder …“
    „Sei still“, fuhr Johannes das Mädchen an, doch Marie reagierte nicht darauf.
    „Er ist doch immer so neugierig“, spann sie ihre Ideen weiter. „Überall muss er seine Nase reinstecken. Da kann leicht was passieren.“
    „Marie, geh Mittagessen machen“, befahl Johannes seiner Nichte in scharfem Tonfall. „Dein Papa hat was Warmes verdient.“
    „Was soll ich machen?“ fragte Marie und ihre grünen Augen schauten den Onkel fragend an. „Wir haben nichts im Haus. Soll ich ein Huhn klauen?“
    Johannes blieb seufzend stehen und griff in die Hosentasche. „Hier, kauf etwas, für die ganze Familie. Das muss reichen.“
    Er reichte ihr einige Geldstücke, die sie sogleich entgegennahm.
    „Eine gute Suppe lässt sich davon schon machen“, sagte sie, nachdem sie das Geld in Augenschein genommen hatte. „Komm mit, Tom, hilf mir tragen.“
    Die beiden Kinder verließen den Weg und liefen quer über eine Wiese, hinunter ins Dorf.
    „Sollen wir es Herrn Adlam wirklich sagen, dass Lukas noch nicht wieder da ist?“ fragte Johannes seinen Bruder, der noch immer den Kopf hängen ließ. „Er hat sicher nur Interesse geheuchelt. Er will sicher nichts weiter davon wissen und ärgert sich nur, dass wir die ganze Zeit über nicht gearbeitet haben.“
    „Ich geh’ und sag’s ihm“, meinte Heinz jedoch, hob den Kopf und blickte Johannes aus müden, traurigen Augen an. „Wer weiß, vielleicht macht’s ja einen Sinn. Er weiß manchmal mehr, als andere.“
    „Falsch, Heinz. Er tut nur so, als wüsste er mehr. Ich würde keine Hoffnung in ihn setzen. Ich glaub’ immer noch, dass Lukas von alleine wiederkommt.“
    Aber Heinz ließ sich sein Vorhaben nicht ausreden, zu Robert Adlam zu gehen und ihm von ihrem Misserfolg zu berichten. Johannes begleitete seinen

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