Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
Vom Netzwerk:
so einfiel, ohne ihre dummen Ideen zu hinterfragen. „Er wird schon wieder auftauchen, der Schlingel.“
    „Lukas ist erst vier. Er muss doch … er muss doch abends nach Hause kommen. Ich meine, wenn’s Tom einfallen würde, mal woanders zu schlafen... er ist doch groß, er kann doch auf sich aufpassen. Aber Lukas ist erst vier“, stammelte Heinz ganz durcheinander und fuhr sich mit der Hand durch das verschwitzte, spärliche Haar.
    „In ein paar Stunden ist er sicher wieder da. Lukas ist doch ein kleines Schlitzohr, der weiß sich schon zu helfen“, versuchte Johannes, seinen Bruder zu beruhigen.
    Eins musste man Heinz wirklich lassen: Er liebte seine Kinder und machte sich echte Sorgen um sie, wenn irgendetwas nicht stimmte. Und es hatte wohl keinen Zweck, zu versuchen, ihn zu beruhigen. Er musste Lukas gesund und munter vor sich sehen, um davon überzeugt zu sein, dass dem Kleinen nichts fehlte. Deshalb versuchte es Johannes mit einer kleinen Ablenkung, um gleichzeitig zu erfahren, was ihm selbst auf dem Herzen lag.
    „Warst du denn gestern noch bei unserem Chef? Oder hast du dich davor gedrückt?“
    Heinz seufzte tief. „Ach, da war ich, aber er ist gleich, als die Kunden fort waren, weg gegangen. Ich bin nur auf Magarete getroffen. Sie sagte, er wollte wohl nach Rubenfels. Aber wie lange er weg sein würde, wusste sie auch nicht.“
    „Dann versuch es heute gleich nochmal. Auch, wenn es unangenehm für dich ist. Versprich ihm, dass es besser wird, mit deiner Arbeit. Und dann streng dich wirklich an“, drängte Johannes.
    „Ich tu doch jetzt schon alles, was möglich ist“, sagte Heinz und seine Stimme klang dünn, beinah weinerlich. „Du siehst doch, dass dauernd irgendwas anderes los ist!“
    „Is’ gut, Heinz, ich weiß ja schon“, versuchte Johannes, ihn zu beruhigen. Dieser jämmerliche Rest, der von seinem einst in der Kindheit so bewunderten starken, großen Bruder übriggeblieben war, war wirklich mitleiderregend. Warum, um alles in der Welt, stieß Heinz bei Herrn Adlam bloß nicht auf ähnliche Gefühle, wie bei Johannes? Auch er kannte Heinz doch schon sein ganzes Leben lang. Und er hatte ihn auch anders erlebt, nämlich als energiestrotzenden, pflichtbewussten Mann, der seine gesamte Arbeitskraft rund um die Uhr in die Pferde investierte.
    „Jetzt muss ich erst Lukas finden“, sagte Heinz, gab den Türpfosten als sicheren Halt auf, wankte einmal kurz und machte auf dem Absatz kehrt.
    Johannes sah sich nach dem Stallburschen um. „He, Junge, ich muss mal eben weg! Bring immer nur eins auf einmal raus, solange du alleine bist, ist das klar?“
    Der Junge nickte eifrig. „Is’ gut. Und was ist mit der Stute, die gestern gefohlt hat?“
    „Lass sie drin“, befahl Johannes. „Das Tier muss wieder zur Ruhe kommen. Gib ihr eine Extraration Hafer. Verdammt, sie weint richtig um ihr Fohlen.“
    „Vielleicht kriegt sie’s wieder. Es ist doch nicht tot“, meinte der Stallbursche optimistisch.
    „Ich hoffe es“, antwortete Johannes. Aber die Tatsache, dass derjenige, der das neugeborene Tier gestohlen hatte, ein anderes Fohlen mit zerquetschtem Schädel zurückließ, gab ihm wenig Anlass zu realer Hoffnung.
    Er verließ den Stall und wollte seinen Bruder einholen, um gemeinsam mit Heinz an den Orten nach dem kleinen Lukas zu suchen, die Johannes als wahrscheinlichste Aufenthaltsorte des Kindes erschienen. Doch er musste sich gar nicht beeilen, um Heinz noch zu erwischen, denn dieser stand direkt draußen vor der Stalltür. Robert Adlam hatte ihn dort abgefangen.
    „...die ganze Nacht nicht“, sagte Heinz gerade und schüttelte dabei nachdrücklich den Kopf.
    „Und das hat er noch nie vorher getan?“ wollte Herr Adlam wissen und warf Johannes einen beiläufigen Blick zu.
    „Nein... nein, niemals. Er ist doch noch so klein, ihm kann so viel passieren, da draußen, nachts, allein.“
    „Hat es vorher Streit gegeben? Könnte er sich deshalb irgendwo versteckt haben?“ fragte Robert Adlam weiter. Anscheinend war ihm Heinz’ Sorge dieses eine Mal nicht egal.
    „Nein“, antwortete Heinz prompt, wie aus der Pistole geschossen. „Er ist nicht vor mir weggelaufen, er hat nichts Böses getan.“
    Herr Adlam fixierte Johannes nun genauer. Weder die Augen, noch seine Mimik ließen erraten, ob er sich wirklich um den kleinen Lukas Sorgen machte.
    „Wenn ihr den Jungen nicht innerhalb von einer Stunde wiederfindet, dann kommt zu mir und sagt mir Bescheid. Ich bin dann in meinem

Weitere Kostenlose Bücher