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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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auch Onkel Hannes nicht.
    Die Tränen drängten Lukas in die Augen und er begann, unkontrolliert zu schluchzen.
    Einer der schwarzen Männer stöhnte sichtlich genervt.
    „Jetzt geht die Heulerei wieder los! Wenn du dämliches Blag nicht bald die Schnauze hältst...“, schnauzte er Lukas wütend an und der Tritt, der den Jungen in die Rippen traf, war um einiges heftiger, als die vorhergegangenen Stöße. Lukas bekam keine Luft mehr und begann, panisch nach Atem zu ringen. Ein ziehender Schmerz breitete sich in seiner Lunge aus. Als nach einer scheinbaren Ewigkeit endlich wieder ein gequälter Atemzug möglich wurde, hatte er das Gefühl, von innen heraus zu explodieren.
    Bitte, bitte, Papa, irgendjemand, hol mich hier weg! flehte der Junge im Stillen, und die irrationale Hoffnung keimte in ihm auf, jemand könne vielleicht seine Gedanken irgendwo hören, wie leise Hilfeschreie. Er konzentrierte sich auf das Gesicht seines Vaters und kniff dabei fest die Augen zu. Doch das Bild des Vaters in seinem Inneren blieb unbewegt, es war und blieb ein pures Phantasiegebilde. Es verschwamm sogar zusehends vor seinem inneren Auge, und am Ende verschwand das Gesicht völlig. Hilfe, Hilfe, Hilfe ! bettelte Lukas in Gedanken weiter. Bitte, Papa, hör mich doch, komm doch bitte, bitte !
    Es war wie ein Ruck, der durch sein Gehirn ging, als hätte eine Hand nach seinem Geist gegriffen. Plötzlich hatte er das intensive Gefühl, dass da jemand war, der ihn hörte. Im Geist formte er abermals das Wort Hilfe wie einen lauten, langen Schrei.
    Natürlich war da keine Antwort. Obwohl Lukas noch ein kleiner Junge war, wusste er doch ganz genau, dass man Mund und Ohren benötigte, um miteinander zu reden. Nur, wenn man zum lieben Gott sprach, das hatte Pfarrer Brechts gesagt, musste man nicht laut reden. Man konnte auch flüstern, oder das Gebet sogar nur in Gedanken sprechen. Der liebe Gott konnte alles hören, jeden Gedanken und jedes Wort. Aber stimmte das auch, wenn man tief unten in der Hölle war?
    Lukas hielt die Augen weiter geschlossen und schickte ein Gebet los, indem er seinen gesamten Willen und seine Verzweiflung dazu gebrauchte, es über die Tore der Hölle hinaus hörbar zu machen: Lieber Gott, da oben im Himmel, du bist so weit weg, aber ich rufe extra laut und kräftig, damit du mich hören kannst. Mein Papa hört mich nicht, deshalb musst du mir jetzt helfen. Bitte, ich will nach Hause, ich will Onkel Hannes wiedersehen. Und Tom. Und Papa. Und die Pferde. Und alle anderen. Bitte, bitte, höre mich!
    „ .... gut.“ - Es war wie ein Sprachfetzen, aus einem Satz herausgerissen. Nur ein einziges Wort, das wie von einer festen Männerstimme gesprochen wurde. Allerdings war das Wort direkt in seinem Kopf erschienen und nicht durch sein Ohr hereingekommen.
    Lukas lauschte in sich hinein, doch da war nichts mehr zu hören.
    Sein Gehirn begann, ein auswendig gelerntes Kindergebet abzuspulen, das Tom ihm beigebracht hatte. Dabei empfand er ein wenig Trost.
    Die beiden schwarzen Männer unterhielten sich noch immer, doch Lukas schaffte es nun, ihre Stimmen aus seinem Kopf zu verbannen. Indem er immer und immer wieder das kurze Gebet in Gedanken aufsagte, konnte er sich für eine Weile von seiner Angst ablenken. Irgendwann jedoch war auch dieser Trost unwirksam und er öffnete wieder die Augen. Er sah nur einen der Männer, der einige Meter entfernt stand und ihm den Rücken zuwandte. Der schwarze Umhang streifte raschelnd das Laub am Boden, wenn er sich bewegte. Die Kapuze hing lose auf seinem Rücken. Zu einem Zopf gebundenes, blondes Haar kam darunter zum Vorschein.
    Der andere Mann war aus Lukas’ Blickfeld verschwunden. Und derjenige, auf den die beiden warteten, war noch immer nicht eingetroffen.
    Der blonde Mann hob plötzlich lauschend den Kopf und straffte den Körper. Er stand mucksmäuschenstill da, wie ein Raubtier, das ein Reh wittert. Auch Lukas richtete hektisch seinen verkrampften Körper auf, denn er nahm unverkennbar wahr, dass sich etwas oder jemand näherte. Es konnte ein großes Tier sein, das in schnellem Tempo näher kam und sich dabei nicht die geringste Mühe gab, Geräusche zu vermeiden.
    Der Mann zog sich mit einer einzigen schnellen Bewegung die Kapuze wieder über und ging hinter einem Baum in Deckung. Direkt neben seinem Ohr vernahm Lukas ein Klicken und er drehte erschreckt den Kopf danach um. Ein Arm, der in einem schwarzen Ärmel steckte, ragte hinter dem Baum in seinem Rücken hervor. Die Hand

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