Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
und sein Unmut war ihm deutlich anzusehen. Mit einigen raschen Griffen band er ihr Pferd los und schlug, mit den Zügeln in der Hand, den Weg zum Stall ein.
Auf dem Weg redeten sie kein einziges Wort.
Der Stall war verschlossen, die Pferde waren auf der Weide. Robert öffnete ihr das Tor und ging dann zur Pumpe, um Wasser zu holen. Diane führte die Stute in den Stall und sattelte sie ab, um das verschwitzte Tier trockenreiben zu können.
Die Situation war schwierig, aber nicht aussichtslos, das wusste Diane genau. Schließlich hatte sie bereits erfahren, dass Robert nicht unbezwingbar war, sondern seinen Gefühlen ebenso erliegen konnte, wie jeder normale Mensch. Und ihre weiblichen Reize wären nicht zum ersten Mal das Strick, das ihn zu Fall brachte. Im Grunde genommen hatte sie es niemals erwartet, dass ihr Vorhaben einfach sein würde.
Robert kam mit einem gefüllten Wassereimer zurück, den er dem Pferd hinstellte, das sofort gierig zu trinken begann.
„Du hast also niemals Sehnsucht nach mir“, meinte Diane mit gesenkter Stimme und warf ihm einen langen Blick zu. „ Es war alles nur ein Spiel – und ich bin der Verlierer...“
Er sagte daraufhin nichts, sondern gab ihr mit seiner Mimik deutlich zu verstehen, dass er der Ansicht war, das Thema oft genug besprochen zu haben. Der neue Aspekt, die fremde Frau in seinem Haus, worauf Diane anspielte, schien ihm einer Diskussion nicht wert.
„Ich fühle die Hitze noch“, flüsterte Diane mit rauer Stimme. „Ich träume davon, wie es war, zwischen uns. Wie das Feuer brannte... Deine Hände auf meiner Haut...“
Er schwieg noch immer. Doch er beobachtete sie.
„Noch einmal“, raunte sie.
Keine Regung von ihm.
Sie trat näher.
Das warme, dämmrige Licht, das durch den Spalt der angelehnten Stalltür und die wenigen schmalen Fenster fiel, ließ alle harten Konturen verschwimmen und zauberte in vereinzelten, gebrochenen Strahlen wenige helle Lichtpunkte auf Boden und Wände. Es roch angenehm nach frischem Stroh und warmen Pferdeleibern.
„Keine Worte mehr“, flüsterte Diane, während sie ihre flache Hand auf seine Brust legte. „Nur ein einziges Mal noch wir beide... alles andere ist egal... für den Augenblick.“
Ihre Hand glitt mit leichtem Druck abwärts, auf seinen Bauch. Er wehrte sie nicht ab. Offensichtlich hatte sie die Schwelle seines Widerstands bereits passiert.
„Diane“, sagte er nun, nahm sanft ihre Hand von seinem Körper und hielt sie fest in seiner, „Du bist dir deiner Macht sehr genau bewusst...“
„Ich brauche dich“, flüsterte Diane, umfing seinen Körper mit der freien Hand, die er nicht gefangen hielt und schmiegte sich eng an ihn.
In diesem Moment wurde die Stalltür aufgestoßen und ein Mann in abgenutzter Arbeitskleidung mit einem eckigen, ziemlich grimmigen Gesicht trat ein. Diane dachte gar nicht daran, Robert aus ihrer Umarmung zu entlassen. Sie drehte nur leicht den Kopf, um den Eindringling anzusehen. Dessen Miene hellte sich bei Anblick des im Stallgang stehenden Paares auf.
„Ach, Herr Adlam, Sie sind es! Die Tür war nur angelehnt, obwohl ich sie abgeschlossen hatte. Da dachte ich, dass vielleicht Einbrecher im Stall sind...“
„Keine Einbrecher“, bestätigte Robert und machte ebenfalls nicht die geringsten Anstalten, Diane von sich zu schieben. Das wäre auch reichlich überflüssig gewesen. Sie waren ohnehin ertappt.
„Naja, wenn sonst alles in Ordnung ist...“, meinte der Mann an der Tür, der offensichtlich ein Stallbediensteter war.
„ E s ist alles in Ordnung“, bekundete Robert, und sein Tonfall riet dem Mann unmissverständlich an, sich zurückzuziehen. Der Angesprochene gehorchte auch augenblicklich. Er tippte sich mit den Fingern gegen die fleckige Mütze und verließ den Stall.
Diane befürchtete, dass die Magie des Augenblicks nun zerstört war. Dass Robert sie jetzt doch noch fortschicken würde, ohne sich auf weitere Verlockungen einzulassen. Doch es war unumgänglich, das Risiko einzugehen, und zusätzlich zu dieser unerbetenen Störung jetzt auch noch einen Ortswechsel vorzuschlagen. Hier im Stall fühlte sie sich zu sehr unter Beobachtung. Und außerdem war diese Frau, Katharina, vermutlich drüben im Haus.
Wie eine Katze schmiegte sie sich weiter zärtlich an ihn.
Sein Blick, der auf ihren Gesicht ruhte, war nicht interpretierbar. Doch der Griff, mit dem er ihre Hand hielt, war fester geworden, so, als befürchte er, sie würde sich seinen Fingern entwinden
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