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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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gut“, erwiderte sie ihm und strich sich etwas nervös durch das Haar.
    „Wir können uns gerne setzen, wenn Sie möchten. So redet es sich leichter“, bot er ihr an und machte eine Geste zu dem Platz, wo Josefine eben noch gemütlich dösend am Baumstamm gelehnt hatte.
    Josefine nahm diesen Vorschlag an und sie ließen sich nebeneinander unter der Weide am Seeufer nieder. Es war irgendwie aufregend, diesen fremden Menschen an ihrer Seite zu haben, an diesem für sie so privaten Ort. Josefine hatte keine Ahnung, was er von ihr wollte und woher er ihren Lieblingsplatz kannte. Aber sicher würde sie all das gleich erfahren. Die Erklärung erwartete sie mit Spannung.
    „Ein schöner Ort“, sagte er und sein Blick schweifte dabei über das im sanften Abendlicht glitzernde Wasser. Josefine wandte den Kopf in seine Richtung. Er hatte zerzaustes blondes Haar, das wohl recht lange nicht mehr geschnitten worden war. Seine Kleidung jedoch war sauber und ordentlich, wenn auch nicht sonderlich teuer.
    Erst auf dem zweiten Blick entdeckte Josefine die sehr schmalen, kleinen, weißen Narben an seinem Hals, die merkwürdige winklige Formen bildeten. Es gelang ihr nicht, sich auszumalen, auf welche Weise diese Narben entstanden sein konnten. Jedenfalls waren sie sehr eigenartig und regten ihre Neugier nur noch mehr an.
    „Ich verstehe, dass Sie gerne hier sind“, meinte der fremde Mann, ohne dem Blick vom See abzuwenden. „An diesem Ort möchte man sein, wenn der letzte Augenblick kommt...“
    Seine Stimme klang melancholisch, träumerisch.
    Josefine legte den Kopf schief: Einen wunderlichen Menschen hatte sie da getroffen. Woher um alles in der Welt wusste er, dass sie so häufig hier am See saß? Langsam richtete er die Augen auf sie. Beim Lächeln bildeten sich nette Grübchen auf seinen Wangen.
    „Wissen Sie, ich wende mich mit einem kleinen Problem an Sie“, sagte er.
     
    „Worum geht’s denn?“ erkundigte sich Josefine sogleich neugierig.
     
    „Eigentlich ist es nur eine Kleinigkeit.
    Ich denke mir einfach: Man kann nie vorsichtig genug sein“, meinte er noch immer freundlich lächelnd.
    „Sie können’s mir sagen. Mal sehen, ob ich helfen kann...“, bot Josefine ihm an.
    „Morgen früh“, begann er zu erklären, „wird Ihr Chef Besuch bekommen. Sie kennen doch Fräulein von Roder, nicht? Diane von Roder?“.
    Josefine nickte. Ach, daher wehte der Wind! Sie hatte es wohl mit einem guten Freund Fräulein von Roders zu tun, der sich Gedanken um Dianes Beziehung zu Herrn Adlam machte!
    „Fräulein von Roder“, sagte der fremde Mann im Plauderton, „wird morgen, wenn alles klappt, einen Mord begehen. Und dass alles klappt, dafür möchte ich sorgen.“
    Einen Moment lang glaubte Josefine, sie habe sich sicher verhört. Doch sie hatte sich nicht verhört, wurde ihr im nächsten Augenblick klar. Es konnte sich also nur um einen makabren Scherz handeln, der ihr hier aufgetischt wurde.
    „Sie, Josefine, wären ein Risikofaktor in der Rechnung“, erklärte er ihr ungerührt weiter. „Jedenfalls wäre es eine unangenehme Irritation, wenn Fräulein von Roder sich bei ihrem Vorhaben auch noch um das Zimmermädchen sorgen müsste.“
    Josefine merkte selbst, wie dumm sie ihn nun anglotzte. Was er zu ihr sagte, konnte sie überhaupt nicht einordnen: Redete dieser Mann kompletten Unsinn? Oder war auch nur ein Funken Wahrheit an dem, was er sagte?
    „Also“, erläuterte er weiter, „habe ich beschlossen, das Zimmermädchen aus der Rechnung herauszunehmen. Denn wir haben es ohnehin mit keiner leichten Aufgabe zu tun. – Fräulein von Roder ist eine sehr kämpferische Person – und äußerst entschlossen. Doch ich möchte sie nicht mit zusätzlichen Kleinigkeiten belasten.“
    „Sie reden doch Unsinn!“ rief Josefine entgeistert aus und bemühte sich, schnell auf die Beine zu kommen.
    Er stand ebenfalls auf und hinderte sie, davonzulaufen, indem er hart nach ihrem Arm griff. Prompt riss sie den freien Arm hoch, um ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Jedoch wehrte er diesen Schlag erstaunlich reaktionsschnell ab, und voller Schreck entdeckte Josefine den großen Stein in seiner Hand, den er unbemerkt vom Boden aufgelesen habe musste. Als der Stein gegen ihren Schädel krachte, spürte sie nicht den geringsten Schmerz, sondern eine intensive Wärme, die sich kribbelnd ausbreitete. Alle Farbe wich von der Welt, ein Flimmern stellte sich vor ihren Augen ein und ihr Körper kippte abrupt nach hinten, ohne

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