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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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wuchsen allmählich, die Energien flossen in seinem Inneren wieder zusammen.
    „Auf diese Art...“, brachte er unter Anstrengung heraus, „hat man auch in der Vergangenheit... oft die Lüge... zur Wahrheit gemacht.“
    „ Jetzt rede endlich! “ herrschte sie ihn zornig an. Dianes Nerven waren sichtlich gespannt, ihre Selbstkontrolle litt spürbar.
    Die Kette hat dem Jungen gehört , kam es Robert in den Sinn. Kleiner, durchtriebener Narr... Man darf dich keinen Moment lang aus den Augen lassen. Bevor er auch nur die Kraft für eine Antwort sammeln konnte, holte Diane mit der linken Hand aus und schleuderte ihm die Silberkette ins Gesicht. Sie fiel herunter und landete auf seinem Schoß.
    „ Er weiß doch nicht, woher die Kette stammt! “ verteidigt Katharina ihn – nun ihrerseits aufgebracht. „ Soll er sich etwa eine Antwort ausdenken?“
    Diane drehte mit einer heftigen Bewegung den Kopf zu Katharina. „ Kein Wort mehr “, befahl sie ihr gereizt. „ Wenn ich nicht mit dir rede, hast du den Mund zu halten!“
    „I c h k a n n nicht den Mund halten“, erwiderte Katharina mit sichtlich gedämpfter Stimme, aus der jedoch ihr Trotz deutlich herauszuhören war. „Ich habe keine Ahnung, was Sie von uns wollen, wirklich nicht. Aber ich weiß, dass Robert immer noch ein Mensch ist, mit dem man vernünftig reden kann, wenn man ein Problem mit ihm hat. Dazu muss man ihn nicht an einen Stuhl fesseln und ihm Gift einflößen...“
    „ Eben “, bestätigte Diane ihr mit vor Wut bebender Stimme, „ Du hast keine Ahnung von nichts, und deshalb sollst du auch den Mund halten.“ Sie wandte sich wieder an Robert: „Erzähl ihr doch, was ihr edler, guter Freund getan hat!“ forderte sie ihn in hasserfülltem Ton auf. „Erzähl ihr von den Schreien des hilflosen Kindes, von der Todesangst in seinen Augen! Was hast du dabei gefühlt, erzähl es ihr doch! – Was hast du gefühlt, als du meinen Bruder mit dem Messer aufschlitzt hast?“
    Wie konnte man die Wahrheit leugnen, ohne zu lügen?
    Jämmerlich feige alles zu abzustreiten, hieß, vor dem kleinen Narren in die Knie zu gehen Doch was wäre die Folge daraus, die Wahrheit zu sagen? Dianes Psyche war mehr als nur angeschlagen. Sie hatte ihm ein beeindruckendes Schauspiel geliefert, doch nun lagen die Nerven endgültig blank. Und er selbst fühlte sich, als habe man sein Körperinneres mit Glasscherben ausgerieben. – Sein Kopf waren träge, die Gedanken schwerfällig. Man müsste die Zeit stoppen können –nur fünf Minuten Ruhe... fünf Minuten Heilung...
    Doch die ersehnten Minuten wurden ihm nicht gegeben, denn Dianes fordernde, ungehaltene Wut mischte sich in sein Schweigen: „ Zu feige, es zuzugeben?“ fragte sie böse. „ Du fühlst dich nur stark, wenn du jemandem haushoch überlegen bist, nicht wahr? Jetzt hast du Angst, weil du derjenige bist, der sich nicht wehren kann!“
    Ein Name lag ihm auf der Zunge. Ein Name, der vielleicht, wenn er aus seinem Mund kam, Diane für einige Sekunden nachdenklich machen würde: Konrad von Meinert. Doch er hatte noch immer mit seiner Stimme zu kämpfen. Das mühsame Füllen der Lunge mit genügend Luft beanspruchte Zeit, und Katharina kam schneller zu Wort, als er: „Woher haben Sie bloß diesen Unsinn?“ fragte sie unüberhörbar aufgebracht. „Sie sollten sich mal selbst hören, was Sie da für wilde Geschichten...“
    Weiter kam sie nicht.
    Diane war mit zwei derartig raschen Schritten bei ihr, dass Robert gar nicht so schnell den Kopf drehen konnte. Er hörte nur Katharinas spitzen, erschreckten Schrei und ein lautes Poltern. Erst dann sah er, dass Katharina mitsamt ihrem Stuhl auf der Erde lag, die Hände schützend über ihren Kopf erhoben. Diane versetzte ihr einen wütenden Tritt in die Seite, während sie die Hand mit der Pistole unkontrolliert heftig bewegte, sodass es den Anschein hatte, als habe sie vergessen, dass die Waffe entsichert und somit ein tödliches Instrument war.
    „ Diane!“ Robert war selbst erstaunt über die plötzliche Gewalt seiner Stimme, die Diane abrupt in der Bewegung innehalten ließ. Auch Katharina sah aus ihrer geduckten Haltung mit weit geöffneten Augen zu ihm auf. Aus den Gesichtern beider Frauen war deutlich zu lesen, wie unerwartet laut und heftig sein Ausruf gewesen sein musste.
    Diane ließ von Katharina ab und wandte sich ihm zu. „ Sieh mal einer an “, empörte sie sich laut. „Hast du plötzlich deine Sprache w i e d e r g e f u n d e n ? Verdammter

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