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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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wie ein Kind in einer Raumecke und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Die dritte heiße Energiewelle fühlte er nur noch in sich selbst herannahen, den Austritt nach außen bekam er nicht mehr mit. Denn plötzlich setzten alle Funktionen seines Körpers gleichzeitig aus, so, als habe dieses gewaltige Aufbäumen alles Leben aus ihm gerissen. Vor seinen Augen wurde es dunkel, alle Geräusche verstummten schlagartig, die Hitze wich einer völligen Taubheit seiner Nerven. Als diesmal sein Atem aussetzte, war nicht der geringste Schmerz zu fühlen. Und dass sein Körper bar jeder Kraft in sich zusammensackte, spürte er schon gar nicht mehr.
    Nur ein letzter Gedanke, wie aus der Tiefe eines stillen, dunklen Meeres, war für den Bruchteil einer Sekunde noch in seinem Kopf, bevor auch dieser ihn v e r l i e ß : „Deine Unkontrollierten Gefühle sind dein wunder Punkt, sie machen dich verletzlich.“
    Es waren nicht seine eigenen Worte.
     
    Es waren die Worte des Priesters.
     
    ------- KATHARINA -----
     
    Plötzlich herrschte Totenstille.
     
    Der Schweiß lief in kalten Bächen über Katharinas Haut.
     
    War das ihr Körper, der vor Hitze glühte – oder glühte der ganze Raum?
    Sie wagte es nicht, sich zu regen. - War da etwas, was nach ihr griff? Eine flammende Hand aus hitzeglühender Luft? Wie in einem letzten, schwachen Beben vibrierte lautlos die Luft. Dann kam auch diese Bewegung zur Ruhe. Wie ein Sturm, der nach einem gewaltigen Toben langsam verebbt und am Ende nahtlos in völliges Schweigen übergeht.
    Katharina blieb für eine unendlich lange Zeit in ihrer Ecke hocken, ohne sich zu bewegen, ohne den Blick zu heben. Sie war wie ein kleines Kind, das sich allein in der Dunkelheit zu Tode fürchtete. Nur war sie erwachsen – und es war helllichter Tag. Doch ihr Herzschlag raste, ihre schweißnasse Haut brannte und sie hatte fürchterliche Angst, vor dem, was sich ihrem Blick preisgeben würde, wenn sie sich selbst überwand und sich im Raum umblickte. Doch sie konnte nicht ewig hier kauern, zusammengekrümmt wie ein Baby im Leib der Mutter, Schutz suchend allein in sich selbst und in dem Versuch, die Welt um sich herum zu ignorieren.
    Die Totenstille lastete schwer.
    Irgendwann hob sie ganz langsam den Kopf und lauschte dabei auf das winzigste Geräusch im Raum, aber es war noch immer kein Laut zu hören. Die Frau lag nur zwei oder drei Meter von ihr entfernt auf dem Rücken. Die blonden Haare hatten sich gelöst und breiteten sich wie ein heller Kranz um ihren Kopf herum aus. Der Kopf lag auf der Seite, das Gesicht war abgewandt. Katharina war froh darüber, denn sie befürchtete, es würde das bleiche Gesicht einer Toten sein, verzerrt von Wut und Schmerz. Denn da waren Unmengen Blut, eingesogen in den Stoff von Dianes Kleid, in Pfützen auf dem Boden und verklebt in den blonden Haarsträhnen.
    Katharina fühlte sich schwach, die Übelkeit rumorte in ihrem Leib. Zitternd beugte sie sich vor und robbte sich auf Händen und Knien an der reglosen Frau vorbei, ohne sie ein weiteres Mal dabei anzusehen. Auch Robert lag am Boden – und dem Anblick seines Gesichts konnte sie sich nicht entziehen, denn er schien ihr direkt entgegen zu blicken. Seine Augen waren weit geöffnet, doch sie hatten ihren Fokus verloren, starrten in eine scheinbar endlose Ferne, durch Katharina hindurch, als sei sie nur ein Gespenst.
    Das, was die Raumluft zum Kochen, zum Erbeben gebracht hatte, war eindeutig von ihm gekommen. Was immer es gewesen war, sie hatte es bis ins Mark ihrer Knochen hinein gespürt. Es war heiß und eiskalt zugleich gewesen. Die Hitze war real physikalisch spürbar gewesen, jedoch ohne ersichtliche materielle Quelle. Die Kälte hatte im Gegensatz dazu eine ganz andere Qualität gehabt, immateriell, wie der bedrückende Nachhall eines finsteren Alptraums.
    Es war von ihm gekommen, daran bestand kein Zweifel.
     
    Was es auch immer gewesen war: Hatte es am Ende ihn selbst zerstört?
    In seinem Umfeld, an seinem Körper war kein Tropfen Blut zu sehen. Doch dieser leere, starre Blick... das waren nicht die Augen eines lebenden Menschen... Katharina wollte ihn nicht berühren. Alles in ihr sträubte sich dagegen.
    Sie wollte nur noch fort von diesem Ort, dieser Stätte des blanken Horrors.
     
    Keine Minute länger mehr hier verweilen, nur noch weg...
    Ihr Magen war ein harter Klumpen, und der noch immer viel zu heißen Luft schien jeglicher Sauerstoff entzogen worden zu sein.
    Ein Ort des Todes, ein Ort der

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