Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Dianes Stimme ganz undamenhaft fluchen. Ihrem Tonfall war ihr Erschrecken ganz deutlich zu entnehmen.
Hatte sie etwa gedacht, dies alles sei ein harmloser Spaß?
Katharinas Stimme überschlug sich vor Zorn und Angst: „Nun machen Sie doch etwas!“
Keine Luft... keine Luft...
Der Hustenkrampf verebbte. Sein Körper krümmte sich ein letztes Mal, als die Lunge in einem gleißenden Schmerz den letzten Rest Luft aus sich herauspresste und danach zu einem glühenden Klumpen zusammenfiel.
Ein Rauschen wie Meeresbrandung in seinem Kopf.
Keine Kraft mehr... vorbei...
Eine Faust schlug unerwartet hart gegen seinen Brustkorb, riss ihn kurz zurück in diese Welt.
Ein zweiter, kräftiger Schlag folgte.
„Hör auf mit diesem Mist!“ brüllte Diane ihn an.
Katharinas Stimme erklang, voller Verzweiflung: „Er erstickt unter diesem Ding!“
Die Stimmen entfernten sich wieder... alles war weit weg... die Geräusche hinter einer dicken Wand aus Stein...
Hände an seinem Hals. Hände rissen an dem Strick, wollten es lösen.
In ihm war es still.
Der Schmerz schlief endlich.
Der Körper war betäubt, der Kopf kraftlos herabgesunken.
Er hörte und fühlte noch. Nur noch Momente und die Ohnmacht riss ihn mit sich fort.
...völlige Stille...
------- KATHARINA ------
Gott, er regte sich nicht mehr!!
Sie sprang von ihrem Stuhl, konnte keinen Moment länger mehr zusehen! Es war ein furchtbarer Anblick gewesen, Roberts zitternder Körper... sein verzweifeltes Ringen nach Luft... Und plötzlich war er zusammengesunken, als sei alles Leben aus ihm gewichen.
Als wenn diese ganze Sache nicht schlimm genug wäre...
Die Frau, Diane von Roder, versuchte mit fliegenden Händen den Strick um seinen Hals zu lösen. Doch der Knoten war hartnäckig... sie brauchte ein Messer...
Katharina fiel neben Roberts Stuhl auf die Knie, legte verzweifelt die Arme um ihn. „Komm zurück!“ flehte sie. „Bitte, bitte komm zurück!“
„Hinsetzen!“ herrschte Fräulein von Roder sie an und hatte im Nu die Waffe auf sie gerichtet.
„Sie bringen ihn um!“ schrie Katharina die Frau an und schlug in einem Anfall von übermächtiger Wut nach der Pistole. Doch Diane war schneller, der harte Lauf der Waffe knallte Katharina mit voller Wucht ins Gesicht. Katharina stürzte rücklings auf die Erde, den Geschmack von warmem Blut im Mund. Ein heftiges Brennen breitete sich auf ihrer Wange aus. Sie gab ein erbärmliches Schluchzen von sich und blieb wie gelähmt auf dem Boden liegen. „Lieber Gott, hilf uns...“, murmelte sie und kniff die Augen zu. „Lass dies alles nur ein Alptraum sein...“
„Es ist ein Alptraum“, bestätigte Diane ihr in bösem Ton. „Einer von der Sorte, aus dem man nie wieder aufwacht!“
Katharina wollte nicht weinen, doch die Tränen drängten sich in ihre Augen. „Lassen Sie ihn nicht sterben...“, bat sie Diane inständig, während sie bemüht war, sich wieder aufzurichten.
„Setz dich auf deinen Stuhl und halte den Mund“, war die wütende Antwort.
Das Seil um Roberts Hals löste sich endlich. Dass allerdings dieser Strick, der offenbar nicht sonderlich fest angezogen gewesen war, oder der schwarze Sack über seinem Kopf die Ursache für seine Krämpfe und den fürchterlichen Husten gewesen war, war fraglich. Außerdem hatte Robert sich nun schon seit einigen Minuten nicht mehr bewegt, und Katharina wusste nicht ob er seitdem überhaupt noch geatmet hatte.
Sie fuhr sich mit der Hand über die blutende Wange und fühlte sogleich das Brennen der Wunde, direkt unter ihrem Auge. Etwas mühselig setzte sie sich wieder auf den ihr zugewiesenen Stuhl. Das Blut in ihrem Gesicht mischte sich mit dem Wasser frischer Tränen.
Diane riss Robert den schwarzen Sack vom Kopf. Er saß nach vorne gelehnt auf seinem Stuhl. Nur die gefesselten Hände, die zusätzlich an dem Regal hinter der Stuhllehne festgebunden waren, hatten ihn davor bewahrt, zu fallen. Sein Kinn ruhte auf seiner Brust, die Augen waren geschlossen.
Keine einzige Bewegung.
Während sie Katharina nicht aus den Augen ließ, beugte Diane sich herab, legte die Hände auf seinen Hals, suchte die Schlagadern. Sie hielt ihr Ohr dicht an seinen Mund, um auf seinen Atem zu lauschen. Ihr Gesichtsausdruck war düster. Katharina weinte still vor sich hin. Am liebsten hätte sie jedoch vor Angst und Zorn geschrien. Mit bebender Stimme brachte sie mühsam die Frage hervor: „Was... haben Sie bloß... getan?“
„Verflucht“,
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