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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Theaterspieler ! Eben noch todkrank – und jetzt kannst du plötzlich wieder brüllen!“
    Robert spürte eine plötzliche Hitze in sich, die die Schmerzen an den Rand seines Bewusstseins verbannte. Sein Blick hing eine Weile auf dem zu Tode erschreckten, blutigen Gesicht Katharinas, die sich nicht zu regen wagte und ihn anstarrte, wie ein verwundetes Tier. Dann sah er Diane an, deren Miene vor Wut und Hass verzerrt war. Das Schauspiel, das sie ihm geliefert hatte, um ihn in ihr Netz zu ziehen, hatte viel mehr mit der Wirklichkeit ihres Wesens
    zu tun gehabt, als das, was er jetzt sah. Sie hatte ihn über ihre Motive täuschen können – aber nicht über den wahren Menschen in ihr. Doch der wahre Mensch war vom Hass jetzt fast völlig verzehrt. Sie war nicht mehr sie selbst – sondern ein von unbändiger Rachsucht gesteuertes Wesen, das alle Vernunft verloren zu haben schien.
    Es war ein sekundenlanger Kampf für ihn, das aufflammende Feuer der Wut in seinem Inneren unter Kontrolle zu bringen, das Dianes heftiger Angriff auf Katharina bei ihm ausgelöst hatte, und zumindest nach außen hin Selbstbeherrschung an den Tag zu legen.
    „Zwei Dinge“, sagte er sehr viel leiser, als noch vorhin. „Ruhe – und etwas Vernunft.“
    Doch sie war nicht bereit, diese Bitte aus seinem Mund zu akzeptieren. „ Du sprichst zu mir von Vernunft ?“ fuhr sie ihn zornig an. „ Hast du überhaupt die geringste Ahnung, was das bedeutet? – Du bist ein menschliches Monster! Was du meinem Bruder angetan hast, kann kein denkender Mensch begreifen! Ein blutrünstiges Tier, das ist das, was du bist!“
    Sie blickte auf die noch immer am Boden kauernde Katharina herab. „Und dir habe ich gesagt, du sollst den Mund halten! – Wenn ich noch ein einziges unerbetenes Wort von dir höre, dann knallt es ganz gewaltig!“ warnte sie sie.
    Katharina rührte sich nicht. Sie kauerte wie versteinert auf dem Fußboden und das Entsetzen stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Diane blieb direkt neben der am Boden liegenden jungen Frau stehen, die Pistole erneut auf Katharinas Kopf gerichtet. Sie blickte nun wieder Robert an, mit unverhohlen höhnischer Miene. „Wie sehr liebst du sie?“ fragte sie ihn. „So sehr, wie ich Bernhard geliebt habe?“
    Er sah den Lauf der Waffe, nur etwas einen halben Meter von Katharinas Kopf entfernt. Katharinas schmaler Körper zitterte und die weit aufgerissenen Augen starrten immer noch ihn an, als erflehe sie seine Hilfe. Die Hitze in ihm loderte wieder auf, heftige, ohnmächtige Wut entflammte sein Blut und entfachte einen Strom heißer Energie. Seine Muskeln spannten sich. Ruhe und Vernunft , mahnte er nun sich selbst. Doch diese beiden Worte hatten auf seine aufbrausenden Gefühle ebenso wenige Auswirkungen, wie auf Dianes.
    Die Stimme ruhig zu halten, während die Stiche in seiner Brust bei jedem Atemzug den Zorn noch mehr aufwallen ließen, war kaum möglich. „Diane“, sagte er. „Ich bin hier. Hier ist dein Opfer. – Du wirst dich mit mir auseinandersetzen müssen – und nicht mit einer unschuldigen Frau, die am Boden liegt.“
    „ Gestehe!“ stieß Diane hervor. „Sag mir, was du getan hast!“
    Robert sah ein verräterisches Flackern in ihren Augen und spürte deutlich, wie ihr Verstand dem ins Maßlose gesteigertem Hass wich. Sie würde sich auf keine Argumentation mehr einlassen. Sie dachte nur noch an Vergeltung – für ihren innig geliebten kleinen Bruder, mit dessen Mörder sie schlicht nur noch abrechnen wollte.
    Die Hitze in seinem Inneren war unerträglich. Er riss mit einem unkontrollierten Ruck an den Handfesseln. Das Regal hinter ihm gab ein Knarren von sich. Seine Hände waren also dort festgebunden. So konnte er nicht einmal versuchen, aufzustehen. Er fixierte Diane, die mit den Fingern unruhig am Abzug der Waffe herumspielte. Die Worte der alten Sprache waren wie von selbst da. Sie kamen über seine Lippen wie lebendig gewordene Gedanken. Seine Kräfte waren noch immer geschwächt, doch spürte er den langsamen Fluss von Energie in seinem Inneren.
    Einen Moment lang erschien ein Ausdruck von Irritation auf Dianes Gesicht. Die fremdartig klingenden Worte waren ein Rätsel für sie, sie wusste mit ihnen nichts anzufangen. Ihr Bewusstsein war auf sein Eindringen nicht vorbereitet, die Schranken waren geöffnet, es gab keine Abwehr. Diane sollte die Waffe fortnehmen, weg von Katharinas angstvoll geducktem Kopf. Aber die Hand mit der Pistole begann nur leicht zu zittern,

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