Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
schimpfte Diane, statt zu antworten.
Katharina legte fest beide Hände auf ihren Mund, um einen Aufschrei zu verhindern: Das konnte um Himmels Willen nicht in Wirklichkeit geschehen!
Sie schluckte, kämpfte mit sich selbst. Versuchte, ein wenig Selbstkontrolle zu erlangen.
„Er ist... nicht wirklich... tot?“ presste sie schließlich hervor.
„Keine Ahnung“, gab Diane unwirsch zurück. „Bin ich ein Doktor?“
Offensichtlich hatte sie kein Lebenszeichen feststellen können, sonst wäre ihre Antwort eine andere gewesen.
„Sie haben ihn umgebracht...“ Katharinas Worte waren nichts als ein heiseres, entsetztes Flüstern.
„Er wird schon wieder aufwachen“, erwiderte Diane, doch konnte sie ihre Unsicherheit in dieser Frage nicht unter der vorgeblendeten Aggression verbergen.
Katharina schüttelte still den Kopf, während Blut und Tränen über ihre Wangen liefen.
Sie hatte fürchterliche Angst... Diane hatte jedoch augenscheinlich keinesfalls beschlossen, so einfach aufzugeben. Sie packte mit der Hand seine Schulter und lehnte ihn im Stuhl zurück. Dann griff sie zurück auf die bereits angewendete Maßnahme, mit der linken Faust kräftig gegen seine Brust zu schlagen, die Waffe in der rechten Hand haltend. „Wach auf, verdammt nochmal!“
Mit einem plötzlichen Ruck bewegte sich sein Kopf, sodass er hinten gegen die Stuhllehne knallte. Ein keuchender Laut kam aus seiner Kehle.
„Na, also“, sagte Diane. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, das allerdings recht angespannt wirkte.
Katharinas Erleichterung war gewaltig. Ihr Herz machte einen wilden Satz und ihre Beine wurden ganz schwach. Natürlich war die Gefahr noch lange nicht vorüber. Doch solange Robert bei ihr und am Leben war, hatte sie Hoffnung. Sein Atem war laut und sehr unregelmäßig, seine Augen blieben geschlossen. Katharina wusste nicht, ob er bei Bewusstsein war.
Diane ging einige Schritte von Robert zurück und stellte sich ihm und Katharina direkt gegenüber, mit erhobener Waffe. Es war wohl besser, dachte sich Katharina, diese Frau nicht weiter zu reizen. Wenn sie sich nochmals von ihrem Stuhl rührte, um sich um Robert zu kümmern, könnte leicht eine Kurzschlussreaktion entstehen, die ihnen beiden das Leben kosten konnte. Also beschloss sie, von ihrem Stuhl aus – der ohnehin nur etwa einen Meter von Roberts Platz entfernt war - mit ihm zu sprechen.
„Robert“, sagte sie und beobachtete dabei sein bleiches Gesicht von der Seite. Sein Kopf lag im Nacken, der Mund war leicht geöffnet. „Ich hoffe, du hörst mich. Ich bin hier, bei dir, an deiner Seite. Alles ist in...“
„ Nichts ist in Ordnung“, unterbrach Diane sie demonstrativ. „Und es wird auch nicht wieder in Ordnung kommen.“
Ein ersticktes Husten war seine einzige Antwort.
------- ROBERT ADLAM ------
Plötzlich waren seine Sinne wieder da und Luft strömte in seine Lunge. Das Atmen war eine Wohltat, auch wenn es anstrengte und heftig schmerzte. Die Stimmen um ihn herum klangen verzerrt, nur zerrissene Wortfetzen kamen bei ihm an. Es dauerte eine ganze Weile, bis seine Wahrnehmung nach und nach wieder funktionierte. Bis dahin hatte er genug damit zu tun, konzentriert das Lebenselixier Luft in sich aufzunehmen und an nichts weiter zu denken.
„ ... in Ruhe lassen“, vernahm er die letzten Worte eines von Katharina ausgesprochenen Satzes.
Dann spürte er, dass sich eine warme Hand auf seine rechte Wange legte und einen Moment lang dort verharrte. Doch die Hand hob sich bald wieder, um ihm gleich darauf einen kräftigen Klaps zu versetzen.
„Aufwachen“, befahl ihm Dianes Stimme. „Ich habe keine Lust mehr auf dieses Theater.“
„Lassen Sie ihm doch etwas Zeit“, bat Katharina zu seiner Linken.
„Das ist doch nichts weiter, als ein Schauspiel“, erwiderte Diane. „Ich habe ihm ein Betäubungsmittel gegeben, und kein Gift!“
„Das kann eventuell dasselbe sein...“, merkte Katharina an.
Er wusste nicht, ob er sprechen konnte. Seine Kehle war trocken und die Lunge hatte genug damit zu tun, den Körper notdürftig mit Sauerstoff zu versorgen. Er versuchte es trotzdem, doch er brachte nur ein gequältes Keuchen zustande. Jedoch gelang es ihm, die Augen wieder zu öffnen. Das schwarze Stück Stoff um seinen Kopf war fort, er blickte direkt in Dianes energisches Gesicht. Mit verhärteter Miene stand sie vor ihm. Der Lauf der Waffe in ihrer Hand war an ihm vorbei gerichtet, auf die Stelle, wo Katharina sich befinden
Weitere Kostenlose Bücher