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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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recht langes Schweigen, bis der Anführer sich, sichtlich amüsiert und erfreut, wieder zu Wort meldete.
    „Du weißt, was das bedeutet. Diese Worte sind die stärker, als dein eigener Wille.“
    Er gab den um ihn stehenden Leuten ein kurzes Zeichen, und sie lösten den Kreis schnell wieder auf. Magarete sah jetzt zum ersten Mal den Jungen, dessen leises Weinen die ganze Zeit über zu hören gewesen war. Eine der schwarzen Gestalten hob ihn von dem in der Ecke stehenden Bett auf. Sie hatten das Kind mit Seilen wie ein kleines Bündel zusammengeschnürt. Der Junge trug noch immer das dünne Nachthemd, das sein Onkel Johannes am Abend vorbeigebracht hatte.
    Eine große Erleichterung erfasste Magarete, als sie plötzlich die Messerklinge nicht mehr am Hals spürte und die harte Hand ihren Arm losließ. Doch sie war trotzdem außerstande, sich zu bewegen, denn ihr Körper war scheinbar von innen heraus gelähmt.
    Die beiden schwarz gewandeten Männer, die Robert Adlam festgehalten hatten, ließen ihn los und machten sich wortlos auf den Weg zur Tür. Und Magaretes Arbeitgeber, dessen Stimme eben noch einen beherrschten Eindruck vermittelt hatte, versetzte einem der beiden einen heftigen, wütenden Tritt gegen das Schienbein. Der getretene Mann gab einen überraschten Schmerzenslaut von sich und der Anführer der Gruppe verhinderte durch eine Ermahnung, dass Herr Adlam einen Faustschlag zurück erhielt.
    „Stopp! Das hier ist keine Schulhofprügelei.“
    Die Männer verließen den Raum, wie ein dunkler Schatten des Bösen, der sich zurückzieht. Magarete bemerkte, wie die Beine unter ihr nachgaben und eine bodenlose Erschöpfung sie erfasste. Sie musste sich arg zusammenreißen, um ihre Muskeln wieder unter Kontrolle zu bekommen und nicht in Ohnmacht zu fallen. Ihr Herz schlug im Takt einer wilden Buschtrommel.
    Herr Adlam stand ihr gegenüber, die Hände noch immer auf dem Rücken und diese schwarze Kapuze über dem Kopf. Sein Anblick vermittelte Magarete das Gefühl, dass vielleicht ein Rest des bösen Schattens zurückgeblieben war. Aber nein! Wie konnte sie nur so etwas denken! Auch Herr Adlam war von den schwarzen Männern bedroht worden, er stand ganz sicher nicht auf deren Seite!
    „Magarete, wollen Sie ewig da herumstehen?“
    Sein barscher Tonfall erschreckte sie, bewirkte aber gleichzeitig, dass wieder Leben in ihren gelähmten Körper zurückfloss. „Holen Sie ein scharfes Messer aus der Küche, aber schnell. Oder meinen Sie etwa, dass mir diese Kostümierung so gefällt, dass ich noch nächste Woche hier stehen möchte?“
    In einem so harten Ton hatte er noch nie mit ihr geredet, in all den Jahren nicht. Magarete versetzten seine Worte und die Wut, mit denen er sie aussprach, einen schmerzlichen Stich. Sie gab ihren Beinen den Befehl, sich in Gang zu setzen und eilte aus dem Zimmer, um den Auftrag so schnell es ging zu erfüllen. Denn immerhin hatte Robert Adlam, allem Anschein nach, gerade eben ihr Leben gerettet.
    Sie lief so schnell es ihre alten Knochen zuließen die Treppe hinunter und wühlte in der Küchenschublade nach dem guten, scharfen Fleischmesser. Dann eilte sie, schon jetzt ziemlich außer Atem, wieder hinauf, um Herrn Adlam zu helfen. Seine Hände waren auf dem Rücken festgebunden und das Seil war dabei sehr stramm gezogen worden. Magarete bemühte sich, den dicken Hanfstrick zu durchschneiden. Es dauerte jedoch ziemlich lange, weil sie seine Hände dabei nicht verletzen wollten. Als sie die Fessel endlich schwitzend durchtrennt hatte, sah sie die Abdrücke des Seils, die sich als tiefe, rote Striemen in seine Handgelenkte gegraben hatten. Anschließend zerschnitt sie das Seil um seinen Hals, das ihn daran hinderte, die schwarze Kapuze abzunehmen. Diesmal war die Operation wesentlich einfacher, denn diese Fessel saß recht locker.
    Er streifte sich die Kapuze selbst ab und schmiss sie mit einem angewiderten, zornigen Gesichtsausdruck vor sich auf den Boden. Magarete schreckte zurück und blieb eingeschüchtert mit einigem Abstand zu ihm stehen. Sie bemerkte an der Seite seines Gesichts, die am gestrigen Tag noch blutverschmiert gewesen war, eine ziemlich böse aussehende Schnittwunde.
    „Magarete, gehen Sie schlafen“, wies er sie an. „Ich hole den Jungen zurück.“
     
    Damit verließ er mit eiligen Schritten den Raum.
    Magarete blieb zurück im Halbdunkel des Gästezimmers. Dieses Haus, in dem sie jahrelang gelebt hatte, bot ab heute keine Sicherheit mehr für sie.

3. Das Feuer

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