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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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drohte ihm Herr Adlam zurück.
    „Robert“, sagte der andere und es klang, als würde er mit einem unartigen Kind reden, „Du kannst froh sein, dass ich beschlossen habe, dich am Leben zu lassen. Du stehst nun völlig hilflos vor mir. Es wird für mich auch in Zukunft ein leichtes Spiel sein, dich wieder gefangen zu nehmen, wann immer es mir beliebt. Mein Freund hinter mir hat sein Messer direkt an die Halsschlagader deiner Haushälterin angesetzt. Das kannst du zwar nicht sehen, aber du kannst es dir vorstellen. Und es liegt nur ein Augenblick zwischen ihrem Leben und ihrem Tod.“
    „Bitte...“, entfuhr es Magarete kläglich. „Herr Adlam, bitte, helfen Sie mir!“
    „Keine Angst, Magarete, er wird Sie nicht sterben lassen“, tröstete der Mann mit der freundlichen Stimme sie, ohne sich dabei umzuwenden. „Du bist doch bereit, Robert? Vier Sätze will ich hören, und dann lassen wir euch allein.“
    „Ein erzwungenes Bekenntnis ist ein wertloses Bekenntnis“, erwiderte Herr Adlam.
    „In diesem Fall sicher nicht“, meinte der Wortführer und lachte leise, scheinbar amüsiert über einen Gedanken, den Magarete nicht nachvollziehen konnte. „Können wir also jetzt anfangen?“
    Die bisher im Raum verteilten, schwarz gekleideten Personen schlossen sich wie auf ein stilles Signal hin zu einem Kreis zusammen. Sie umringten ihren Anführer, und schlossen die am Boden kniende Magarete und Robert Adlam in ihren Kreis mit ein.
    Magarete bemerkte erstaunt, dass die Anzahl der Menschen in diesem Zimmer viel größer war, als sie dachte. Es scharten sich mehr als ein Dutzend schwarz gewandete Menschen um sie herum, die im unbeständigen Licht der tanzenden Flammen der Öllichter allesamt etwas Irrationales, Albtraumhaftes an sich hatten. Sie wirkten wie schwarze Schatten, die sich auf rätselhafte Weise aus den Wänden des Raumes lösten.
    Ohne ein Wort zu sagen, zerrte der Mann hinter ihr sie auf die Beine, und ihre strapazierten, alten Knie protestierten dabei lautstark mit ziehenden Schmerzen.
    Obwohl in diesem nur recht kleinen Raum verhältnismäßig viele Menschen versammelt waren, herrschte von diesem Augenblick an absolute Stille. Niemand sagte ein Wort. Die schwarz vermummten Gestalten standen reglos, wie erstarrt. Alle Blicke waren auf ihren Anführer in der Mitte gerichtet. Auch Magaretes Augen hefteten sich unweigerlich auf den Mann, der mit dem
    Rücken zu ihr stand, und sich in seiner dunklen Verkleidung einzig durch die herausragende Körpergröße von den anderen abhob.
    Die Stimme des Anführers war laut und eindringlich, als er in die Stille hinein zu sprechen begann. Im ersten Moment glaubte Magarete, es läge an ihrer Angst und Aufregung, dass sie kein einziges Wort von dem, was er sagte, verstand. Doch auch nach längerem Hinhören blieben die Worte für sie unverständlich. Die Sätze klangen rhythmisch und melodiös, wie eine Art Gedicht, doch diesem Gedicht haftete etwas unbeschreiblich Düsteres an.
    War es nur die Fremdartigkeit der Sätze, zusammen mit dem dunklen, hohlen Vibrieren der Stimme, die sie aussprach, die Magarete erschauern ließ? Sie wünschte sich, der Mann würde endlich schweigen, denn mit jedem Wort von ihm wurde ihr unheimlicher zumute.
    Als der Anführer endlich geendet hatte, herrschte einen Moment lang Schweigen. Die absolute Stille von vorhin kehrte in den Raum zurück, und Magarete hatte den innerlichen Drang, in Tränen auszubrechen. Doch vor lauter Angst, dieses kalte Messer könne deshalb, weil sie mit ihrem Schluchzen irgendeine merkwürdige Zeremonie stören, ihrem Leben für immer ein Ende setzen, kam ihr keine einzige Träne.
    Erst, als die Stille unerträglich wurde, begann Robert Adlam die für Magarete unverständlichen Worte nachzusprechen. Jedoch schien er den Sätzen bewusst den schönen Klang zu nehmen, denn er ahmte nicht die Sprechweise des Anführers der schwarzen Männer nach. Bei ihm klang es, wie ein von einem trotzigen Schulkind absichtlich schlampig und ohne Betonung ausgesprochenes Gedicht.
    Magarete spürte ein kaltes Kribbeln auf ihrer Haut, am ganzen Körper. Sie empfand die unverständlichen Worte wie böse Flüche, die in eine auf düstere Weise schön klingende äußerliche Form gebracht worden waren. Herr Adlam sprach sie ebenso flüssig aus, wie der schwarz verhüllte Mann, der vor ihm stand. Er stockte kein einziges Mal, obwohl er sich nicht die größte Mühe mit seiner Sprechweise gab.
    Als er geendet hatte, herrschte abermals ein

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