Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Bruder auf diese brennenden Fragen keine essentielle Antwort erhalten würde.
„Kommt mit“, sagte Robert Adlam nur knapp, ohne auf die Fragen einzugehen.
Ihr Chef führte sie mit langen, eiligen Schritten zurück zu seinem Haus. Noch bevor sie jedoch die Haustür erreichten, bog er nach rechts in den Garten ab, ging ein Stück um das Haus herum und blieb vor einer mit einem schweren Eisenriegel gesicherten Kellertür stehen. Aus der Hosentasche zog er ein Schlüsselbund hervor und schloss die Tür auf.
Johannes und Heinz tauschten fragende Blicke, folgten Herrn Adlam aber wortlos in den Keller des Hauses. Die beiden Brüder stiegen hinter ihrem Chef eine steile Treppe hinab und blieben unten angekommen stehen, als die Tür quietschend hinter ihnen ins Schloss fiel. Es war stockdunkel, die Räume waren fensterlos. Johannes stellte fröstelnd fest, dass es hier unten noch um einige Grade kühler war, als draußen. Er hörte Robert Adlams Schritte, die in einem großen, leeren Raum hallten.
„Ich seh’ gar nichts “, raunte Heinz Johannes zu. „Was sollen wir bloß hier?“
Johannes zuckte mit den Schultern. Ihm war nicht bewusst, dass sein Bruder diese Geste im Dunkeln nicht erkennen konnte. Etwas polterte, Metall schlug gegeneinander, und dann flackerte mitten in der Finsternis eine kleine Flamme auf. Johannes konnte nun sehen, wie Robert Adlam auf der anderen Seite des Raumes mit einem Zündholz mehrere Kerzen in rostigen Eisenständern ansteckte. Mit jeder Kerze, die entzündet wurde, war es möglich, mehr Einzelheiten des Raumes zu erkennen.
Der Raum war rechteckig, groß und kahl. Johannes sah graue Wände, die im Sockelbereich Wasserränder aufwiesen. Vier oder fünf verstaubte, schmucklose Holzkisten mit rostigen Eisenbeschlägen standen nebeneinander an der ihnen gegenüberliegenden Wand. Der Deckel einer der Kisten stand offen, davor standen die Kerzenständer auf dem kahlen, grauen Fußboden. Ein muffiger, feuchter Geruch hing in der Luft, typisch für einen kaum jemals gelüfteten, nassen Kellerraum.
Johannes lag die Frage auf der Zunge, warum sie diesen unangenehmen Ort aufgesucht hatten. Es wäre auch wohl kaum denkbar, dass die Entführer des Jungen sich in den Kellerräumen dieses Hauses aufhielten. Der Pferdepfleger entschied sich jedoch, den Mund zu halten und abzuwarten. Er wollte es vermeiden, noch einmal mit Robert Adlams Dickkopf aufeinander zu prallen. Ein weiterer heftiger Streit, bei dem er nur wieder den Kürzeren ziehen würde, war nicht in seinem Interesse.
Heinz jedoch schien keinesfalls klar zu sein, dass seine berechtigte Neugier unerwünscht war. Er stellte laut die ihn gleichermaßen beschäftigende, ungeduldige Frage.
„Was machen wir denn hier? Wollen wir nicht lieber Lukas suchen?“
Herr Adlam winkte die beiden Brüder zu sich heran, die sogleich den Raum durchquerten und zu ihm herüberkamen.
„ Was machen wir hier ?“ fragte Heinz abermals, als sie bei ihm angelangt waren.
Ihr Chef blickte ihn ernst an. Das flackernde Licht der um ihn herum auf dem Boden stehenden Kerzen warf seine Schatten entgegen sonstiger Sehgewohnheiten von unten nach oben. Es ließ sein Gesicht wie ein verzerrtes Traumbild erscheinen.
„Heinz“, begann er mit leiser, sehr ernster Stimme, „ihr müsst wissen, dass die Leute, mit denen wir es zu tun haben, wirklich gefährlich sind. Wenn ihr mir heute Nacht helft, den Jungen zurückzuholen, dann müsst ihr euch bewusst sein, dass sie alles daran setzen werden, euch dafür zu töten. Wenn sie euch zu fassen bekommen, dann werden sie euch nicht leben lassen.“
Johannes konnte nun endgültig nicht mehr an sich halten. Er unterbrach Robert Adlam.
„Wer sind ‘ sie’ ?“ fragte er und konnte dabei den Ärger über die bewusst in Rätseln ausgesprochenen Erklärungen nicht verbergen.
Herr Adlam wandte sich von Heinz ab und heftete den Blick auf Johannes.
„Ihr müsst damit zufrieden sein mit dem, was ich euch sage. Es reicht, wenn du weißt, dass es um das Leben deines Neffen geht, Johannes. Und von jetzt an auch um eure Leben.“
Johannes seufzte resigniert. „Is’ klar. Ich frage ja schon nichts mehr.“
„Ich möchte, dass ihr beide morgen früh das Land verlasst, sobald alles vorüber ist“, fuhr Herr Adlam fort. „Das ist zu eurem eigenen Besten, sicher nicht zu meinem. Denn wenn ihr danach noch einen Tag länger hierbleibt, dann werdet ihr das nicht überleben.“
Johannes schüttelte den Kopf, doch Herr Adlam sah
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