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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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erklärte Katharina ihr.
    „Der Rothans hat uns noch nie auf dem Trockenen sitzen lassen!“ lachte der Bäckermeister und schnüffelte zufrieden an seinem Glas. „Und nach einem so opulenten Mahl braucht der Magen schon einige Mengen an Flüssigkeit.“
    Mathilde schaute ihren Ehemann grimmig an. „Du solltest dich lieber zurückhalten. Trunkenheit ist eine schwere Sünde“, warnte sie ihn.
    „Na und?“ fragte der Schuster. „In der Hölle ist es doch sowieso viel schöner! Da kann jeder machen, was er will! Im Himmel muss man immer nur Harfe spielen und brav sein.“
    Die Männer lachten. Katharina konnte sich ihrer guten Stimmung nicht entziehen und lachte mit. Mathilde lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und fixierte Katharina, während sie feststellte:
    „Es ist gut, dass ein so frommer Mann, wie der Rothans, Sie, liebes Mädchen, in seine Obhut nimmt.“
    Die junge Braut konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Bäckersfrau im Begriff war, einige Giftpfeile gegen sie abzuschießen. Sie hörte auf zu lachen und erwiderte den Blick der alten Frau.
    „Pah, fromm!“ rief einer der Tischler lachend aus, der nicht bemerkt hatte, dass Mathilde sich bereit machte, zum Angriff überzugehen. „Ich habe die Weinfässer gesehen, die in seinem Keller stehen! Das reicht, um zehn Gesellschaften wie diese abzufüllen! Prost!“
    Abermals stießen die Rubenfelser Handwerker mit ihren Gläsern an.
    Mathilde redete unbeirrt weiter, ohne dabei Katharina aus den Augen zu lassen.
    „Man hört in Rubenfels so einiges, natürlich auch darüber, was in Scarheim vor sich geht. Dass Sie, Katharina, einige Jahre lang einen wirklich schlechten Umgang gepflegt haben, ist kein Geheimnis. Aber als Weib des Rothans hört das selbstverständlich auf, und Sie wenden sich ganz Ihren ehelichen Pflichten zu, nicht wahr?“
    Katharina musste hart schlucken, denn dieser Brocken blieb schlicht und einfach in ihrer Kehle stecken. „Ich pflege keinerlei schlechten Umgang“, antwortete sie selbstbewusst. „Ich stehe fest zu jedem meiner Freunde.“
    Mathilde zog die Augenbrauen hoch. „Ach ja? Vielleicht sind Ihnen noch nicht die neuesten Nachrichten zu Ohren gekommen, Frau Rothans. Obwohl: Auch, wenn Sie die Neuigkeiten noch nicht wissen sollten, müsste Ihnen klar sein, dass Sie sich von einem gewissen guten Freund fernhalten sollten.“
    „He, Mathilde“, grölte der Bäckermeister, „hör auf, die junge Braut zu ärgern, Weib!“
    „Sei still, du verstehst nichts von ernsten Frauengesprächen!“ herrschte Mathilde ihn an.
    Der Bäcker verzog albern das Gesicht und wandte sich schnell wieder seinem Wein zu.
    Mathilde lehnte sich nun vor, um Katharinas Gesicht bei den folgenden Worten möglichst gut fixieren zu können. „Rätselhafte Dinge gehen vor, Mädchen“, flüsterte sie mit ihrer rauen, unheilverheißenden Altweiberstimme. „Die beiden Pferdepfleger der AdlamZucht sind seit zwei Tagen spurlos verschwunden. Der eine sogar mit seiner gesamten Familie, fünf kleinen Kindern. Ausgewandert , sagt die Haushälterin. Mit Sack und Pack über Nacht ausgewandert ! Und sie sind nicht die einzigen, die anscheinend plötzlich die Idee hatten, zu verschwinden: Im Laden habe ich gehört, dass zwei Näherinnen in der Fabrik ihre Männer vermissen. Und ein Rubenfelser Kleinbauer ist ebenfalls seit zwei Tagen nicht mehr aufgetaucht, obwohl er sonst immer ein sehr ordentlicher Mann gewesen ist.“
    Katharina hatte tatsächlich noch nichts davon gehört, dass in den beiden Orten mehrere Menschen vermisst wurden. Sie hatte aber auch bis über beide Ohren in den Hochzeitsvorbereitungen gesteckt.
    „Und was, glauben Sie, haben diese Vorgänge mit einem meiner Freunde zu tun?“ erkundigte sie sich.
    „Herr Adlam war vor einigen Tagen bei uns, in unserem Hause“, fuhr Mathilde mit düsterem Gesicht fort. „Er hat den Bildhauergesellen fortgejagt, der bei uns zur Miete gewohnt hat. Ich habe selbst gehört, wie dort oben, in seiner Dachkammer, ein Schuss gefallen ist, als Herr Adlam bei ihm war. Der Geselle hat die wichtigsten seiner Sachen gepackt und ist in Rubenfels nicht mehr gesehen worden. Mein Mann hat mit eigenen Händen die Pistolenkugel aus der Wand geholt, die Herr Adlam auf den Gesellen abgeschossen hat.“
    Mathilde legte eine kurze Pause ein, um ein schnelles Kreuzzeichen zu machen. Dann hängte sie noch einen Satz an den Bericht an. „Und dieser Philip war so ein netter junger Mann.“
    „Ja, das war ein Theater!“

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