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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Hausmädchen, Josefine heißt sie, glaube ich, hat er gestern Morgen in aller Frühe nach Scarheim und Rubenfels geschickt, um nach kurzfristigen Aushilfen für seinen Pferdestall zu suchen. Das Mädchen war mit dieser Sache ziemlich überfordert, denn sie hat ja gar keine Ahnung davon, was so ein Pferdepfleger alles können muss. Aber Herr Adlam konnte sich offensichtlich nicht selbst um Ersatz für die beiden angeblich ausgewanderten Männer kümmern: Josefines erste Aufgabe war es nämlich, den Doktor aus Scarheim zu ihm zu schicken. Ihr war wohl eingebläut worden, dass sie niemandem etwas davon erzählen sollte, was im Hause Adlam vor sich geht, aber sie hat sich gegenüber der Scarheimer Schustersfrau verplappert: Herr Adlam habe sich schwer verletzt, erzählte das Hausmädchen unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Aber was genau geschehen ist, das wisse sie nicht.“
    „Schwer verletzt?“ wiederholte Katharina und ihr Blick wanderte ziellos über die vielen nach derlei Neuigkeiten gierenden Gesichter um sich herum.
    „Katharina, ich glaube, es ist besser für dich, wenn du dich kurz ausruhst“, schlug ihr Bräutigam vor, der wohl die plötzliche Blässe in ihrem Gesicht bemerkt hatte. Er griff nach ihrem Arm und zog sie auf die Beine. „Komm mit, Liebes.“
    Doch Mathilde konnte es nicht lassen und rief Katharina, noch während der Rothans sie mit sich fortzog, hinterher. „Wussten Sie, dass in der vorletzten Nacht ein Teil des Rubenfelser Waldes in Flammen gestanden hat? Das ist wie ein böses Omen für schlimmere Dinge, die uns vielleicht noch erwarten!“
    Katharina sträubte sich nicht, ihren Bräutigam ins Haus zu begleiten. Sie brauchte wirklich dringend einen Moment der Ruhe, denn diese giftige, alte Frau ließ ihr keine Sekunde Zeit zum Nachdenken. Als die beiden durch das Tor die Diele betraten, wo sie allein waren, wandte der Bräutigam sich besorgt an seine Braut. „Liebes, das kann doch wohl nicht wahr sein, dass du diesen Mann deinen Freund nennst? Das ist doch wohl ein schlechter Scherz.“
    Katharina hob den Kopf, um den Mann, mit dem sie ihr zukünftiges Leben teilen würde, direkt in die Augen zu schauen. „Robert hat viel für mich getan. Ich habe sehr viel von ihm gelernt, und dafür bin ich ihm dankbar.“
    Der Rothans schüttelte energisch den Kopf. „Das kann nur ein großer Irrtum von dir sein. Hast du nicht gehört, wie die Leute von ihm reden?“
    „Ich gebe nichts auf dieses abergläubische Geschwätz. Ich kenne ihn sehr viel besser, als jeder von den Leuten da draußen.“
    „Katharina!“ Sein Gesicht wurde sehr, sehr ernst und seine Stimme äußerst eindringlich. „Es gibt sehr viele Leute hier, die sich von diesem Mann blenden lassen. Der Pfarrer selbst scheint einer von ihnen zu sein. Aber du als meine Frau solltest nicht auf deren Seite stehen. Du solltest auf meiner Seite sein! Ich möchte nicht, dass du irgendwas mit ihm zu tun hast!“
    „ I h r e S e i t e ? M e i n e Seite?“ wiederholte Katharina atemlos. „Sind wir im Krieg, oder was?“
    „Bei allem, was in letzter Zeit vor sich geht: Wenn es sein muss, dann ja!“

4. Kein Sonnenstrahl
    ------- ANNA VON RODER ------
    Sie war sehr froh, dass sie heute nicht mehr dieses alberne Seidenkleidchen mit dem furchtbaren, großen Hut tragen musste. Sie hatte heute Morgen ihr Lieblingskleid angezogen, das ihr Vater verabscheute. Vater konnte sie ja nicht sehen, er war wieder einmal auf Geschäftsreise. Und genau das war die Voraussetzung dafür, dass Anna und ihre große Schwester Diane sich auf den Weg hatten machen können, ohne große Fragerei und aufgeblähte Diskussionen.
    Die einzige, auf die die beiden Schwestern ihre geübte Überredungskunst hatten anwenden müssen, war ihre Tante Agnes. Die Tante war im Hause der von Roders eine feste Institution. Früh verwitwet und ohne eigene Kinder hatte sie sich ihrer beiden Nichten und des kleinen Neffen angenommen, die vor vielen Jahren ihre Mutter verloren hatten.
    Doch Tante Agnes war keine sonderlich harte Nuss für die beiden Schwestern. Sie war noch relativ jung und stand interessanten Unternehmungen außer der Reihe recht aufgeschlossen gegenüber. So hatten die drei, Anna, Diane und Agnes, sich schließlich auf den Weg gemacht. Den immer etwas kränklichen, zwölfjährigen Bruder Bernhard hatten sie sicher in der Obhut seines Kindermädchens zurückgelassen.
    Annas neues Pferd ritt sich herrlich, das war unbestreitbar. Die Bewegungen der Fuchsstute waren

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