Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
angeguckt, den Altar. Sehr schön ist er. Aber so richtig kenne ich den Mann nicht.“
„Der Bildhauergeselle war doch seit einigen Tagen verschwunden“, warf Magarete mit heiserer Stimme ein.
„Kennen Sie ihn auch?“ fragte der Beamte die Haushälterin, die ganz erschlafft in ihrem Sessel hing.
„Kaum“, antwortete ihm Magarete. „Ich habe nie mit ihm gesprochen.“
„Hat Philip Bökel jemals dieses Haus betreten? Hatte er mit Herrn Adlam Kontakt?“ erkundigte sich der Polizist weiter.
Magarete und Josefine schüttelten beide einträchtig die Köpfe.
„Die kennen sich doch nur über die Werkstatt“, sagte Josefine. „Aber ich weiß, was Sie unten im Dorf gehört haben. Die Bäckersfrau aus Rubenfels erzählt ’s ja überall ‘rum: Herr Adlam soll mit dem Philip Streit gehabt haben, und jemand hat oben in seiner Kammer geschossen. Verdächtigen Sie Herrn Adlam darum?“
Der ältere Beamte ging nicht auf diese Frage ein, sondern wollte seinerseits wissen: „Kennen Sie den Grund des Streits zwischen Robert Adlam und Philip Bökel?“
„Nein“, sagte Josefine. „Aber was die alte Mathilde erzählt, muss ja auch nicht immer stimmen. Soviel ich weiß, hatten die beiden privat gar nichts miteinander zu tun.“
„Fakt ist“, meinte der Polizist und sah von seinem Sitzplatz aus zu ihr hoch, „dass eine Pistolenkugel in der Stirnwand der Kammer des Bildhauergesellen steckte. Und Herr Adlam gibt selbst zu, die Kugel abgefeuert zu haben.“
Magarete sog hörbar tief die Luft ein.
„Und warum hat er dann den Philip nicht gleich erschossen, wenn er ihn doch ermorden wollte?“ fragte Josefine und warf dem Polizisten einen provozierenden Blick zu.
„Er gibt an, er habe nicht auf den Gesellen gezielt, sondern an ihm vorbei... Aber zurück zu unseren Fragen: Sie wissen also beide nichts von einer privaten Beziehung zwischen Robert Adlam und dem Ermordeten?“
Josefine und Magarete bestätigten dies beide.
„Aha“, machte der Polizist und notierte sich kurz etwas. „Nun zu dem Verbleib der beiden Pferdepfleger, die bei Herrn Adlam angestellt waren: War Ihnen bekannt, dass die beiden Männer den Wunsch hatten, Scarheim zu verlassen und nach Amerika auszuwandern?“
„Was haben die damit zu tun?“ wollte Josefine wissen.
„Bitte, Fräulein, beantworten Sie mir meine Fragen und stellen Sie mir nicht dauernd welche.“
„Ich hab’ gesehen, wie sie gefahren sind“, gab Josefine daraufhin an. „Als ich vor ’n paar Tagen früh am Morgen meine Arbeit anfing, da hab’ ich sie, als ich vor die Tür gegangen bin, in der Kutsche gesehen, mit den Kindern. Sie sind wirklich ausgewandert, die hat keiner ermordet.“
„Sie haben sie gesehen?“ hakte der Polizist nach. „Wann war das?“
„Na, Moment, vor vier Tagen, morgens. Da war’s noch dunkel.“
„Und haben Sie beide Brüder und alle fünf Kinder in der besagte Kutsche
„Ich glaub’ schon. Es war dunkel, das war ja noch fast nachts“, erklärte ihm Josefine. Sie hatte das Bild noch recht genau vor sich, wie Heinz die kleine Marie in die schon vollgepackte, kleine Kutsche gehoben hatte. Und ihr eigenes Erstaunen darüber, dass sie bei Nacht und Nebel so plötzlich fort fuhren, hatte sich bis jetzt noch nicht richtig gelegt. Jedoch wusste sie nicht genau, ob Johannes in der Kutsche gewesen war. Die Sonne war zu dem Zeitpunkt noch nicht aufgegangen, und draußen vor dem Tor hatte jegliche Beleuchtung gefehlt.
„Sie wissen es also nicht genau? Wen haben Sie denn mit Bestimmtheit
„Naja... den Heinz. Und die Marie. Die anderen Kinder hat man gehört, die waren ganz aufgeregt. Und der Heinz hat mir noch kurz zugewunken, ohne was zu sagen, und ist dann auf den Kutschbock gestiegen.“
„Was war denn das für eine Kutsche?“
„Keine Ahnung. Wohl ‘ne gemietete. Keine von Herrn Adlam. Der hat nur eine, und die staubt im Schuppen vor sich hin.“
„Und Herr Adlam war nicht dabei, als die Kutsche abgefahren ist?“
„Nein, der war im Haus. Na, Sie wissen ja auch bestimmt schon, dass ich am gleichen Morgen noch den Arzt für ihn holen musste. Und dass ich in der Stadt rumgerannt bin, um irgendwo neue Pferdepfleger aufzutreiben.“
„Ja, das sagte uns Herr Adlam bereits. Wissen Sie denn, wobei er sich verletzt hat?“
„Hat er es Ihnen nicht erzählt?“ fragte Josefine zurück.
„Ich möchte es gerne von Ihnen wissen“, sagte der Polizist im strengen Tonfall.
„Naja, er bindet einem nicht immer alles auf
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