Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
murmelte sie.
„Es ist absolut nichts bewiesen, Magarete“, führte Josefine der Haushälterin vor Augen. „Und ich glaub ’s auch nicht, dass er es war. Sicher nicht.“
„Ach, du weißt ja gar nicht...“, begann
Magarete, brach dann aber abrupt ab und schlug den Weg zur Treppe in den oberen Stock ein.
„ Was weiß ich nicht?“ fragte Josefine und folgte der älteren Frau.
„Ich dachte immer, dies sei ein ehrbares Haus“, beklagte sich Magarete, während sie, gestützt auf das Geländer, die Treppe hinaufstieg.
„Was hast du vor, Magarete?“ wollte das junge Hausmädchen wissen.
„Ich muss mit Herrn Adlam reden“, erklärte diese ihr. „Ich kann hier nicht länger bleiben.“
Josefine war entsetzt. „Das kann doch wohl nicht sein, Magarete! Er hat niemanden ermordet, siehst du das denn nicht? Wie soll er das denn auch gemacht haben, letzte Nacht? D u hast seine Verletzung nicht gesehen, aber ich hab’ sie gesehen: Damit schleicht niemand in der Gegend ‘rum und ermordet einen so kräftigen, jungen Mann, wie den Philip. Bestimmt nicht!“
„Es kommt eins zum anderen“, sagte Magarete. „Und wenn du schlau bist, Josefine, dann gehst du auch. Hier ist man nämlich seines Lebens nicht mehr sicher.“
Die Haushälterin klopfte an Herrn Adlams Bürotür und Josefine folgte ihr in das Zimmer hinein. Ihr Chef saß nicht hinter seinem Schreibtisch, sondern er stand am Fenster und blickte sich zu ihnen um.
„Herr Adlam“, begann Magarete, und ihre Stimme zitterte dabei. „Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste, aber ich möchte dieses Haus verlassen. Vielleicht hätte ich das schon vor vier Tagen tun sollen, aber da habe ich noch gedacht, dass ich dies alles durchhalten kann. Denn ich dachte, dies wäre eine Stellung auf Lebenszeit für mich. Ich fühlte mich Ihnen gegenüber zu sehr verpflichtet...“
„Ich verstehe Sie, Magarete“, antwortete ihr Robert Adlam ruhig. „Ich stelle Ihnen bis morgen früh ein Zeugnis aus, dann können Sie gehen, wann und wohin Sie wollen.“
„Bitte tragen Sie es mir nicht nach“, bat Magarete ihn. „Vielleicht trifft Sie gar keine Schuld an den schlimmen Ereignissen, aber ich halte es hier keinen Tag länger aus. Ich konnte in den letzten Tagen keine Minute mehr ruhig schlafen, am helllichten Tag plagen mich Alpträume. Und jetzt ist noch jemand ermordet worden!“
„Wissen Sie, wo Sie wohnen können, bis Sie eine neue Stelle gefunden haben?“ erkundigte Herr Adlam sich bei ihr.
„Ich ziehe wieder zu meiner Schwester. Ich habe schon damals eine Zeitlang bei ihr drüben in Lindheim gewohnt. Sie wird mich sicher aufnehmen.“
Josefine fand, dass Herr Adlam sehr müde aussah. Sie hatte ihn noch nie so erschöpft erlebt, wie in den letzten Tagen. Seine Verletzung war wohl hauptsächlich daran schuld, aber auch die schlimmen Ereignisse der letzten Tage.
„Es tut mir leid, Sie zu verlieren“, sagte er und ging mit langsamen Schritten von dem Fenster zu seinem Schreibtisch.
„Mir tut es auch leid“, antwortete ihm Magarete und man hörte deutlich an ihrer Stimme, dass sie dies auch so meinte. Dann wandte die Haushälterin sich um und verließ das Büro wieder.
Robert Adlam sah nun Josefine aus unbewegten Augen an. Wie immer entfachte dieser Blick in ihr eine innere Unruhe, die es ihr nicht eben einfach machte, die nötige Konzentration aufzubringen, das, was sie zu sagen hatte, in Worte zu fassen. Sie versuchte es dennoch.
„Ich... ich möchte... auf jeden Fall möchte ich hierbleiben. Ich will, dass Sie wissen, dass ich... ich bin auf Ihrer Seite, ja? Vielleicht kann ich ja versuchen, ein paar von Magaretes Aufgaben zu übernehmen. Ich kann ganz gut kochen...“
„Danke, Josefine.“ In Herrn Adlams Gesicht erschien zwar kein Lächeln, aber Josefine hatte das Gefühl, dass er sich trotzdem ein wenig über ihr Angebot freute. „Wenn du einen Teil von Magaretes Aufgaben übernimmst, dann bekommst du natürlich auch das entsprechende Gehalt.“
„Oh, danke. Aber... das muss nicht sein. Ich bin ja nicht so gut, wie sie.“
„Lass dir von Magarete die Haushaltskasse geben. Ich bin sicher, bei dir ist sie in guten Händen.“
Josefine lächelte erfreut und machte einen artigen Knicks. „Ja, Herr Adlam. Ich gebe mir alle Mühe!“
6. Zweifel
Die Wahrheit
Damals hat es mir gefallen, dieses Spiel mit dem Bösen. Ich habe im Ernst geglaubt, dass ich Herr über diese Mächte werden könnte. Heute bin ich längst aus diesem
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