Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Altar?“ fragte er Adlam und in seiner Stimme war eine Spur Ungeduld zu hören. Er hielt den Schlüssel in der Hand, mit dem er die Tür aufsperren wollte und sah den Pfarrer nun wieder an.
„Er ist besudelt worden, von unchristlichen, sündigen Menschen! So ein Meisterwerk! Und jemand hat es mit Blut getränkt, wie bei einem heidnischen Götteropfer!“ Pfarrer Brechts konnte seine heftige Empörung nicht verbergen. Er fuchtelte aufgeregt mit den Händen in der Luft herum, sein Kopf rötete sich.
Herr Adlam blickt ihm nur stumm ins Gesicht, er blieb erstaunlich ruhig.
„Ich verstehe das alles nicht“, regte der Pfarrer sich weiter auf. „Wer tut denn bloß so etwas? Unschuldige Menschen ermorden, kirchliche Altäre entweihen...?“
„Woher wissen Sie, dass er unschuldig war?“ fragte Herr Adlam in ernstem Ton, ohne irgendwelche Anstalten zu machen, die Haustür aufzuschließen.
Pfarrer Brechts sah ihn erstaunt an. Die dunklen Augen blickten fest und forschend.
„Er ist ermordet worden!“ betonte der Geistliche. „Jemand hat ihm brutal sein Leben genommen !“
„Weiß man, woher das Blut stammt?“, erkundigte sich Herr Adlam, den Ausruf des Pfarrers ignorierend. „Könnte es von dem Ermordeten stammen?“
Der Pfarrer schüttelte den Kopf. „Nein. Wohl nicht. Er hatte wohl keine derartigen Verletzungen. Herr Adlam, kennen Sie einen Grund, warum jemand ein zur Ehre Gottes erstelltes Meisterwerk auf diese Weise besudelt? Kann es sein, dass jemand dem lieben Herrgott im Himmel einen derartigen Hass entgegenbringt?“
„Pfarrer“, sagte Herr Adlam, „Sie müssen bedenken, dass Sie selbst bei jeder Messe einen Kelch mit Blut in der Hand halten, den Ihre Kirche als den „Kelch des Heils“ bezeichnet. Blut ist Leben, und kein Teufelswerk. Man kann es entfernen, gern auf meine Rechnung, und die Arbeit an dem Altar fortsetzen.“
„Aber...“, wandte der Pfarrer ein, stockte aber sogleich, um kurz zu überlegen.
Robert Adlam schloss inzwischen die Haustür auf und dadurch bot sich endlich die Möglichkeit, aus dem Nieselregen zu entkommen.
„Aber es ist doch Wein , der sich in geheiligtes Blut verwandelt“, protestierte der Pfarrer, als er fröstelnd auf dem Flur stand. „Das ist ein großes Wunder, eine heilige Zeremonie. Aber das, was mit dem Altar geschehen ist, das ist eine Entehrung!“
Herr Adlam schloss die Tür hinter ihnen und wandte sich dann wieder dem Pfarrer zu.
„Nein“, sagte er. „Alles ist immer genau das, was Sie daraus machen. Lassen Sie den Altar reinigen. Und, wenn Sie es für nötig halten, nehmen Sie Ihr Weihwasser und geben ihn Ihrem Gott zurück.“
Die Haushälterin Magarete erschien auf dem Flur.
„Oh, Sie haben ihn gefunden, Herr Pfarrer! Herr Adlam, einer der neuen Pferdepfleger war vor ein paar Minuten hier. Er hatte, soweit ich es verstanden habe, eine Frage wegen der Zäune, die repariert werden müssen. Er kommt später wieder.“
„Danke, Magarete“. Robert Adlam nickte. „Ich bin mit Pfarrer Brechts oben in meinem Büro. Und: Gleich werden einige Polizeibeamte hier eintreffen. Bitte schicken Sie die Herren zu mir, auch, wenn der Pfarrer dann noch bei mir ist.“
„Polizei?“ frage Magarete besorgt. „Ist es wegen der Entführung des Jungen?“
Pfarrer Brechts wusste nichts von einer Entführung und war dementsprechend neugierig bei diesen Worten. „Eine Entführung? Wer bei Gott im Himmel ist denn entführt worden?“
„Niemand“, sagte Herr Adlam energisch und sah dabei aus finsteren Augen Magarete an. „Der Junge ist zurück, ihm ist nichts geschehen.“
„Welcher Junge?“ wollte der Pfarrer wissen.
„Der jüngste Sohn des Pferdepflegers Heinz“, erklärte ihm Magarete, nun mit etwas kleinlauter Stimme. „Es tut mir leid, Herr Adlam wenn ich das falsch verstanden habe. Wir sind davon ausgegangen, dass jemand...“ Sie brach ab.
Robert Adlam drehte sich um und ging wortlos die Treppe hinauf. Eilig folgte ihm der Pfarrer.
„Die Unglücksfälle scheinen sich zu häufen, in den letzten Tagen“, beklagte Pfarrer Brechts sich, als sie in dem gepflegten, ordentlichen Büro angekommen waren. „Der Wald brennt, Menschen verschwinden, Morde geschehen, Altäre werden geschändet...!“
„Ja“, bestätigte Robert Adlam ihm einsilbig.
Der Pfarrer nahm auf einem mit braunen Leder bezogenen Stuhl Platz und seufzte.
„Herr Adlam ich habe ein Anliegen, das mir sehr stark am Herzen liegt: Ich möchte, dass dies alles aufhört, die
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