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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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alles seine Schuld war. Nadine war unglücklich gewesen, und er war zu selbstsüchtig gewesen, um es zu erkennen. Und anstatt ihr zu helfen, hatte er sie verraten.
    Und dann fing die Schule wieder an, und gleichzeitig schlug das Wetter vollkommen um. Der Regen fiel in Strömen, als wollte er die Sünden der Welt hinwegspülen, aber nichts konnte Andy vom Makel seiner Schuld reinwaschen.
    Nadines Auto verschwand. Er fragte sich, ob sie zu einer Freundin gezogen war – oder vielleicht zu ihren Eltern? Aber er wusste nur, dass sie in Hampstead aufgewachsen war, und sonst nichts über ihre Familie. Er hatte sie nie danach gefragt.
    Und dann, wenige Wochen vor Weihnachten, kam er nach Hause und sah das »Zu vermieten«-Schild vor dem Nachbarhaus. Die Wohnung war leer, Nadine war verschwunden, und nichts in seinem Leben würde je wieder so sein wie zuvor.
    Das Gespräch mit der Leiterin der Schule war dann doch längst nicht so schlimm, wie Kincaid befürchtet hatte.
    MacKenzie hatte wie versprochen vor der weißen viktorianischen Villa nahe Pembridge Gardens auf ihn und Charlotte gewartet. Eine kleine Messingtafel neben der blauen Tür war der einzige Hinweis darauf, dass dieses Gebäude eine Schule beherbergte. Als MacKenzie klingelte, wurde ihnen sofort geöffnet.
    Charlotte, der sie gesagt hatten, dass sie Olivers Klasse besuchen könne, ging bereitwillig mit MacKenzie, während Kincaid ins Büro der Leiterin gebeten wurde. »Ich bin Jane«, stellte die Frau sich vor und bot ihm einen Stuhl an. Sie war in mittleren Jahren und von angenehmem Äußeren, und sie trug zu einer Brille mit silbernem Rahmen einen langen, farbenfrohen Rock, der aussah, als könnte er von einem der Stände auf dem Portobello Market stammen.
    Er hatte mit einer langen Liste von Fragen zu Charlottes Vorgeschichte und ihren emotionalen Problemen gerechnet, zu ihrem kognitiven Entwicklungsstand, ja sogar zu ihrer Sauberkeitserziehung. Stattdessen konsultierte Jane kurz ein paar Unterlagen auf ihrem Schreibtisch, dann blickte sie auf und lächelte. »Wie ich höre, hatte Ihr kleines Mädchen einige Schwierigkeiten. Nun, wir werden sehen, was wir für sie tun können.«
    Er starrte sie eine Weile an und war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. »Sie meinen – Sie können sie aufnehmen?«
    »Wie es der Zufall will, zieht eine unserer Familien relativ kurzfristig aus beruflichen Gründen nach New York, sodass in Olivers Klasse ein Platz frei wird. Sie könnte … mal sehen …« Sie warf noch einmal einen Blick in ihre Notizen. »… am nächsten Montag zum ersten Mal kommen, wenn das für Sie passt. Wir bieten zwar Ganztagsbetreuung an, aber ich würde vorschlagen, dass wir es vorerst auf den Vormittag beschränken und erst mal sehen, wie sie sich macht.«
    Kincaid war so baff, dass er nur nicken konnte. »Ja. Ja, vielen Dank. Aber was ist mit …«
    »Die Sekretärin gibt Ihnen gleich noch den Anmeldebogen und die Informationen zu Schuluniformen und Gebühren.«
    »Sie müssen Charlotte gar nicht sehen?«
    »Ich bin sicher, dass wir uns schon sehr bald näher kennenlernen werden, Mr Kincaid. Ich nehme gerne so intensiv wie möglich an den Aktivitäten der Kinder teil. Wenn Sie meinen, dass sie ein bisschen Hilfe bei der Eingewöhnung braucht, können Sie gerne die ersten Tage dabeibleiben. Also, dann denke ich, dass ich Sie nächsten Montag auch sehen werde?«
    »Ja, natürlich. Das kann ich bestimmt einrichten.« Er stand auf und beugte sich über den Schreibtisch, um ihr die Hand zu schütteln. »Danke noch mal«, sagte er, was ihm in dem Moment, als er es aussprach, absolut unzureichend vorkam.
    »Oh, da wäre noch eine Sache, Mr Kincaid.« Jane rief ihn zurück, als er schon an der Tür war, und zum ersten Mal hörte sie sich so an, wie er sich eine Schuldirektorin vorstellte. »Nur damit es keine Missverständnisse gibt. Wir sind keine glamouröse Schule, lediglich eine gute. Wir setzen Kinder nicht bereits vor der Zeugung auf eine Warteliste. Wir veranstalten keine Tombolas mit prominenten Gästen. Uns ist es egal, ob Sie Ihre Ferien auf Barbados verbringen, oder ob die Patentante Ihres Kindes einen Oscar hat, oder was für ein Auto Sie fahren. Im Gegenteil, wir sehen so etwas eher ungern.« Ihre strenge Miene entspannte sich zu einem Lächeln. »Auch wenn wir da in MacKenzies Fall eine Ausnahme machen.«
    »Ich bin sehr erleichtert, das zu hören – das eine wie das andere«, antwortete er, obwohl er keinen blassen Schimmer

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