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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wichtig das ist.« Er beugte sich über den Tisch und sah Duncan eindringlich an. »Andy – nun ja, Andy ist etwas ganz Besonderes. Ich würde fast sagen, er ist so was wie ein Sohn für mich. Ich habe ihn in einem Club spielen sehen, als er gerade mit der Schule fertig war, und habe ihn auf der Stelle unter Vertrag genommen. Er hatte keine Eltern mehr, also habe ich immer versucht, mich so gut wie möglich um ihn zu kümmern. Und jetzt diese Geschichte mit Caleb und dem Mädchen – ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns noch einmal so eine Chance bekommen wird. Wenn es irgendetwas gibt, was du tun kannst, um diese Sache aus der Welt zu schaffen …«
    »Wie wäre es denn, wenn ich mal mit Caleb Hart rede? Inoffiziell. Vielleicht kann ich einer offiziellen Vernehmung zuvorkommen, wenn er für die Zeit, nachdem er am Abend des Mordes das Pub verlassen hat, ein Alibi vorbringen kann.«
    Tam nahm einen Bissen von seinem Schweinebraten und kaute nachdenklich. »Caleb und ich, wir kennen uns schon ewig. Ich weiß, dass er in der Vergangenheit ein paar Probleme gehabt hat, aber mir gegenüber ist er immer aufrichtig gewesen. Und er hat mir einen Gefallen getan, als er mich gefragt hat, ob ich einen Sessiongitarristen wüsste, der mit diesem Mädel arbeiten könnte, nachdem er schon wusste, wie gut sie ist. Also bin ich ihm was schuldig. Wenn du es vielleicht, na ja, besonders behutsam angehen könntest?«
    »Ich bin die Behutsamkeit in Person.«
    Tam wirkte wenig überzeugt, doch er seufzte und sagte: »Sein Büro ist gleich um die Ecke, in der Hanbury Street.«
    Melody konnte sehen, dass Gemma ihre Anspielung auf das Shakespeare-Zitat über das Töten aller Rechtsgelehrten nicht sehr lustig fand.
    »Heinrich VI .?« , sagte Maura Bell. »Ich hatte auch Shakespeare in der Schule«, fügte sie an Melody gewandt hinzu, als ob diese ihre akademische Bildung angezweifelt hätte.
    »Hauptsache, es lässt niemand das Wort ›Serienmörder‹ fallen«, sagte Gemma. »Es muss irgendeine Verbindung zwischen diesen beiden Männern geben, über die Tatsache hinaus, dass sie beide Rechtsanwälte waren und ein Pub besucht haben, bevor sie erdrosselt wurden. Aber wir müssen sicherstellen, dass niemand gegenüber der Presse auch nur ein Wort über die Todesart fallen lässt. Was im Belvedere passiert ist, konnten wir wegen des Personals unmöglich geheim halten. Aber hier ist die Schwester die Einzige, die irgendetwas gesehen hat, oder nicht, Maura?«
    »Sie hat die ganze Zeit bei einer Kollegin von der Streife im Auto gesessen, und ich denke, sie war zu geschockt, um mit irgendjemandem zu reden.«
    »Sorgen wir dafür, dass es so bleibt. Melody, kannst du dich schon mal im Pub umhören, während ich mit der Schwester spreche? Ach ja, und halte doch unterwegs Ausschau nach einer Pfütze von Erbrochenem.«
    »Danke, Chefin«, sagte Melody mit sarkastischem Unterton, doch sie war trotz allem froh, ein paar Minuten für sich allein zu haben.
    Melody ließ den Blick über den Platz wandern. Wenn man davon ausging, dass Shaun Francis im Prince of Wales gewesen war und dass er so viel getrunken hatte, dass ihm schlecht wurde, wäre er dann den Gehsteig entlang um den Platz herumgegangen oder hätte er den direkten Weg durch die offenen Anlagen in der Mitte genommen?
    Letzteres, dachte sie, auch wenn es dunkel gewesen war. Also nahm sie selbst diesen Weg. Sie setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und hielt den Blick auf den Boden gerichtet. Ungefähr nach der Hälfte der Strecke wurde sie fündig. Zwar vom Regen bereits etwas verdünnt, aber unverkennbar eine Pfütze von Erbrochenem.
    »Hallo!«, rief sie dem Constable zu, bei dem sie sich angemeldet hatten, und winkte ihn herbei. »Markieren Sie das hier, ja?«, wies sie ihn an. »Und jemand soll darauf aufpassen, bis die Spurensicherung sich damit befassen kann.«
    »Wie Sie meinen, Ma’am«, antwortete der Constable und bedachte sie mit einem skeptischen Blick.
    »Das Warum braucht Sie nicht zu interessieren«, entgegnete sie grinsend, worauf er die Hand zu einem ironischen Gruß an die Mütze legte.
    »Frecher Kerl«, murmelte sie im Davongehen, aber so laut, dass er es bestimmt hören konnte.
    Als sie sich dem Pub näherte, wehten ihr Essensdüfte entgegen, und ihr wurde bewusst, dass sie ausgehungert war. Sie ermahnte ihren Magen, sich gefälligst zu beherrschen, während sie das Lokal musterte.
    Das Prince of Wales war ein schmuckes Gasthaus, mit einer schmalen

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